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 Die deutschsprachige Kurzgeschichte

Eine Einführung


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Spätestens mit der Nachkriegszeit etablierte sich die Kurzgeschichte im deutschsprachigen Raum und avancierte in dieser Zeit zu einer bedeutsamen Gattung des Literaturbetriebes. Auch in jüngerer Zeit gibt es im deutschsprachigen Raum einige Erzählbände wie Ingo Schulzes "Simple Storys", welche aufgrund ihrer fragmentarischen Erzählweise ebenfalls einen Kurzgeschichtencharakter haben.

Mit dem Band "Die deutschsprachige Kurzgeschichte" von Anne-Rose Meyer liegt nun eine aus dem Fachbereich der Germanistik stammende Einführung in diese Gattung vor, die zwar die fremdsprachlichen Vorbilder berücksichtigt, diese jedoch nicht in den Mittelpunkt stellt.

Der Band gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil legt die Verfasserin "gattungstheoretische und -typologische Grundlagen" dar, indem sie die Merkmale der Kurzgeschichte beschreibt und diese von anderen Gattungen abgrenzt. Der zweite Teil bietet dagegen einen "gattungshistorischen Überblick". Dabei werden zunächst die Vorstufen der deutschsprachigen Kurzgeschichte thematisiert, welche bis in die Romantik zurückreichen. Anschließend folgt ein Kapitel zu den "fremdsprachlichen Vorbildern, Anregungen und Einflüssen". Diese führten - wie Anne-Rose Mayer im darauffolgenden Kapitel darlegt - Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts zu weiteren individuellen deutschsprachigen Annäherungen an diese Gattung. Der bekannteste Autor dürfte hier wohl Franz Kafka sein. Stilbildenden Charakter erfuhr die Kurzgeschichte jedoch erst mit der Nachkriegszeit, in der diese unverbrauchte Gattung ihre „Hochzeit“ im deutschsprachigen Raum erlebte. Demzufolge stellt dieses Kapitel zur Nachkriegszeit sicherlich das Kernkapitel des Bandes dar. Im darauffolgenden Abschnitt wird die Entwicklung der Gattung in den 1960'er Jahren thematisiert, in welchen zunehmend sogenannte "Kürzestgeschichten" entstanden. Nicht zuletzt stehen im abschließenden Kapitel außerdem die unterschiedlichsten Spielarten der Gattung "Kurzgeschichte" in der Gegenwartsliteratur im Mittelpunkt.

Abgerundet wird der Band durch eine Zusammenfassung sowie durch ein in Primär- und Forschungsliteratur untergliedertes Literaturverzeichnis. Hinzu kommt ein Personen- und Sachregister.

Die Einführung bietet einen gut strukturierten und leserfreundlichen Überblick in die Gattung "Kurzgeschichte". Studenten, aber auch Lehrer oder sonstige Interessierte werden dabei vor allem die präzise Herausarbeitung zentraler Gattungsmerkmale zu schätzen wissen. Gelungen ist dabei insbesondere die enge Verzahnung von Theorie und Praxis, da immer wieder zentrale Aspekte anhand von Beispielanalysen erläutert werden. Im Gegensatz zu vielen Fachpublikationen aus dem Bereich der Germanistik sind diese Analysen allgemein verständlich und benötigen nicht zwangsläufig die Kenntnis des Primärtextes. Gleichzeitig erhalten all jene, welche die besprochenen Texte kennen, konzise Interpretationshinweise. Im Zentrum stehen dabei zwangsläufigerweise vor allem gattungstypologische Kennzeichen der Kurzgeschichte. Besonders hervorzuheben ist insbesondere das letzte Kapitel zu den Spielarten der Kurzgeschichte in der Gegenwartsliteratur, in welchem die Autorin anhand von aktuellen Beispielen nicht nur gegenwärtige Entwicklungen offenbart, sondern auch interessante Querverweise zu gattungsgeschichtlichen Vorbildern liefert.

FAZIT: Ein unentbehrlicher Begleiter für all jene, die sich mit Kurzgeschichten auseinandersetzen müssen oder wollen.

Weitere Informationen zum Buch sowie ein Blick ins Inhaltsverzeichnis finden sich auf der Webseite des Verlags

Matthias Jakob Schmid



Softcover | Erschienen: 23. Januar 2014 | ISBN: 978-3503137947 | Preis: 19,95 Euro | 216 Seiten | Sprache: Deutsch

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