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 Gunslinger Girl, Vol. 01

Episode 1-4

Regisseure: Asaka Morio
Verlag: Anime Virtual

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Die Organisation "Soziale Wohlfahrt" sucht in Krankenhäusern nach Mädchen, die grausam misshandelt wurden und an Körper und Seele zerstört und unrettbar verloren scheinen.
Doch die verborgene Geheimorganisation hinter der Fassade des sozialen Gewissens der Regierung verwendet die Kinder zu etwas völlig anderem. Sie werden medizinisch zu Körpern ohne Vergangenheit, verstärkt durch technische Elemente und geschult im Umgang mit jeder Art von Schusswaffe. Sie werden zu konditionierten Killern, die im Auftrag der Regierung morden und "ausschalten", wen immer die Regierung will.
Einziges Bindeglied zwischen Mädchen und Wirklichkeit sind junge Agenten, die "Fratellos" (große Brüder). Sie fungieren als Lehrmeister, Auftraggeber und emotionaler Halt für die Mädchen.
Henrietta, Rico, Triela, Claes und Angelica sind mitten in der Ausbildung, als erste Aufträge zu erfüllen sind. Henrietta, wenig konditioniert und extrem in ihrem Bedürfnis, ihrem Fratello zu dienen, richtet ein furchtbares Blutbad an. Auch Rico muss bei ihrem ersten Einsatz morden.


Dieses Anime ist von gänzlich anderem Inhalt und völlig anderer Intention als alles, was ich auf diesem Sektor je gesehen habe. Es gibt keine Helden, keine stringente Geschichte, keinen Humor und Antworten bekommt der Zuschauer auch nicht. Zudem sind keine Identifikationsfiguren vorhanden, durch die diese Filme im herkömmlichen Sinn in ihren Bann ziehen und dem Zuschauer das Gefühl geben, etwas mitzuerleben.
Dieses Anime ist für Erwachsene gemacht und ungewöhnlich brutal und zynisch. Es scheint keine Moral zu geben und die Morde erscheinen willkürlich und sinnlos.
Dennoch ist dieses Anime bahnbrechend und so faszinierend, dass es in meiner Einschätzung zum Besten zählt, was es auf diesem Sektor zu kaufen und zu sehen gibt.
Die detailreichen Bilder der Städte und Landschaften sind in sanften Tönen und stimmungsvollem Ambiente gezeichnet. Pastelltöne und sanfte Farbübergänge, Weichzeichner und melancholische Blicke über menschenleere Straßen und Plätze vermitteln das Bild einer italienischen Landschaft unter gleißender Sonne und kühlem Schatten unter Bäumen und gekalkten Wänden.
Inmitten dieser schönen, etwas trostlosen Gegend agieren die schön gezeichneten Mädchen ohne Gnade und außergewöhnlich brutal. Zahllose Leichen lassen sie an jedem Schauplatz zurück. Starre Augen Getöteter sind sekundenlang im Blick des Betrachters. Unmengen Blut, rot leuchtend und in krassem Gegensatz zum ansonsten blassen Farbspiel, bedecken den Boden. Verletzungen spielen keine Rolle, die Kinder sind Mittel zum Zweck.
Doch seelenlose Cyborgs sind nicht am Werk. Packend und faszinierend ist die Pein, die aus den großen Augen in die Welt blickt. Brutal übergangen werden die Ängste und Nöte dieser Kinder, die als menschliche Waffe verwendet werden.
Einzige emotionale Bindung dieser vermeintlich Seelenlosen sind ihre Fratellos. Und in dieser Beziehung offenbart sich die Pein der Mädchen. Ihre Welt ist nur noch ein Spiegel der Wünsche ihrer Fratellos, sie existieren einzig, um ihnen zu dienen und ihre Aufträge zu erfüllen. Diese Spannung, zu wissen, dass sie nur Waffen, Mittel, Dinge sind, die eine einzige Aufgabe haben: zu töten, und die gefühlsmäßige Fokussierung allein auf einen einzigen Menschen ist immens. Nichts von alldem wird aber zur Sprache gebracht, nichts erläutert. Einzig Blicke, Gesten, die Haltung der Männer und die der Kinder geben Hinweise. Der Zuschauer befindet sich ständig in einem Wechselbad der Gefühle: er schwankt zwischen den grausamen Taten der Mädchen, der gewissenlosen Organisation, ihrer vermeintlichen "Aufgabe", ihren Handlungen und ihren Seelennöten.

Fast atemlos schaut man die Szenen an, Gedanken und Gefühle stürmen dabei auf einen ein und - obwohl irreal und amoralisch - verschmilzt man mit dem Geschehen. Die emotionale Atmosphäre dieses Animes nimmt einen derart gefangen, dass man sich in diese Welt hinein versetzt fühlt. Man mag diese Welt kaum verlassen und vergisst alles um sich herum.

Wenn man überhaupt etwas zu kritisieren hat, dann erstens die deutsche Synchronisation - sie ist zum Teil sehr schlecht. Und zweitens ist der Preis eindeutig zu hoch.
Doch kostet das dennoch nicht die Höchstwertung, meine Begeisterung lässt sich von derlei Nebensächlichkeiten einfach nicht dämpfen, um real bewerten zu können.

Extras finden sich auf der DVD nicht, einzig die japanische Tonspur lohnt einen Versuch.

Stefan Erlemann



DVD | Erschienen: 01. Juli 2004 | FSK: 16 | ISBN: B0002AACHY | Laufzeit: 100 Minuten | Preis: 17,97 Euro

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