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 Erster Weltkrieg

Kulturwissenschaftliches Handbuch


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
In die Flut an Veröffentlichungen zum Ersten Weltkrieg in diesem Jahr reiht sich nun noch ein kulturwissenschaftliches Handbuch ein. Dieses Handbuch, herausgegeben von Niels Werber, Stefan Kaufmann und Lars Koch, will ein Nachschlagewerk sein zu den kulturellen Konzepten und Narrativen der Weltkriegszeit, die den Zeitgenossen zur Deutung und Interpretation der Ereignisse zu Verfügung standen.

Das gut 530-seitige Handbuch versammelt in fünf großen Abschnitten Texte von verschiedenen Autoren zu diversen kulturellen Aspekten des Krieges. Der erste Abschnitt, der zugleich als Einleitung fungiert, rahmt das Thema durch das Begriffspaar Zäsur und Kontinuität ein. Im zweiten Kapitel sind Texte unter dem Schlagwort "Das unruhige Zeitalter" zu finden. Hier geht es beispielsweise um die Deutung von Globalisierungsprozessen oder neuen Lebensentwürfen.

Im dritten Teil werden die Techniken des Krieges und ihre zeitgenössische Interpretation behandelt. Hier geht es etwa um Organisation, Kriegswirtschaft, Propaganda oder Mobilmachung. Der vierte Abschnitt schließt chronologisch an, indem er sich mit der Nachkriegszeit und der nachträglichen Deutung des Ersten Weltkrieges beschäftigt. Der letzte Teil geht über in die späteren, auch geschichtswissenschaftlichen Deutungen. Hier spielt die Katastrophenmetapher eine zentrale Rolle.

Jedes Kapitel endet mit einer Reihe Literaturempfehlungen. Im Anhang gibt es ein Personenregister.

Niels Werbers, Stefan Kaufmanns und Lars Kochs kulturwissenschaftliches Handbuch "Erster Weltkrieg" versammelt eine Vielzahl interessanter und informativer Texte zur Deutungsgeschichte des Großen Krieges.

Dem Leser der Beiträge wird durch diesen Band verständlich, wie diverse Begriffe und Konzepte den Zeitgenossen dazu dienten die komplexen Ereignisse und Brüche, die den Ersten Weltkrieg ausmachen, zu deuten und einzuordnen. Die Entstehungsgeschichte so mancher dieser Konzepte wie auch ihre Nachwirkung hilft dem heutigen Leser aber auch, die Wirkungen des Krieges bis heute zu verstehen. Einer der ersten Beiträge im Band zur Geopolitik von Niels Werber ist dafür ein gutes Beispiel. Werber erzählt auf 40 Seiten, wie das Konzept der Geopolitik im Deutschen Reich entwickelt wurde, zunächst ein Nischendasein fristete und schließlich während des Krieges zu einer Leitkategorie der Außenpolitik wurde und bis heute geblieben ist.

Nicht jeder Beitrag wird jeden Leser interessieren, dazu sind die Themen zu vielfältig und ist die Autorenschaft zu interdisziplinär. Dennoch werden die meisten Nutzer dieses Handbuches auf viele Beiträge stoßen, die sie interessieren und dann auch inhaltlich kaum enttäuschen werden. Dicht geschrieben und auf aktuellem Forschungsstand, dürfte dieser Band einige Zeit ein Standardwerk bleiben, in dem auch vieles nachgeschlagen werden kann. Schade ist allerdings, dass sich nur ein Personenregister und kein Sachregister in dem Buch findet. Das hätte die Suche nach bestimmten Begriffen erleichtert.

Für interessierte Laien dürfte das Handbuch eine zu schwere Kost sein. Die Autoren schreiben zwar in der Mehrheit flüssig und gut strukturiert, aber doch in einem dichten geisteswissenschaftlichen Fachvokabular, das nicht jedermann ohne Weiteres zugänglich ist. So richtet sich das Fachbuch klar an Forschende und Studenten der Geistes- und Sozialwissenschaften.

Insgesamt ist hier ein fundiertes Handbuch auf hohem wissenschaftlichem Niveau und aktuellem Forschungstand erschienen, das Wissenschaftler und Studenten sicher schnell zu schätzen lernen werden!

Eine Leseprobe findet sich auf der Verlagswebsite.

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 11. April 2014 | ISBN: 978-3476024459 | Preis: 69,95 Euro | 521 Seiten | Sprache: Deutsch

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