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 Jan Hus


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Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis
Jan Hus gehört in die unmittelbare Vorgeschichte der Reformation. Wie viele seiner Zeitgenossen strebte er nach einer Kirchenreform, um die Katholische Kirche wieder ihrem Urzustand näher zu bringen. Entgegen vieler anderer Reformprediger seiner Zeit entfachte er aber die Volksbewegung der Hussiten und wirkte auf vielfältige Weise als Märtyrer nach.

Pavel Soukup geht in seiner gut 260-seitigen Studie zu Jan Hus der Frage nach, warum dieser zum Märtyrer wurde. Er will erschließen, welche Entwicklungen dazu führten, dass das Konstanzer Konzil ihn in den Feuertod schickte. Dazu geht er in 16 Kapiteln die Wegmarken Jan Hus' akademischen, theologischen und politischen Werdegangs durch, immer mit dem Fokus auf sein unmittelbares Umfeld, insbesondere den Konflikten, die er ausfocht, und inwiefern sie zu seinem Feuertod beitrugen.

Ergänzt wird der Text durch ein Glossar, ein Literaturverzeichnis, dem Anmerkungsapparat sowie einem Register.

Pavel Soukups Biographie "Jan Hus" erschließt sich ihr Thema nicht unbedingt auf klassische Weise. Durchgehend wird die Frage angeschnitten, warum Hus auf den Scheiterhaufen geschickt wurde. So scheint weniger das Leben des Predigers als vielmehr sein Tod im Fokus dieser Studie zu stehen.

Zweifelsfrei ist der Tod dieser historischen Figur von außerordentlicher Bedeutung. Von einem Konzil, das einberufen war das große abendländliche Schisma zu überwinden, ins Feuer geschickt wegen Häresie und von einer Volksbewegung in Böhmen zu einem Märtyrer gemacht, muss die Forschung automatisch dem Tod von Hus große Aufmerksamkeit schenken. Bei Soukup stellt die Frage, wie es zu seinem Tod kam, allerdings fast in jedem Kapitel so etwas wie das Leitmotiv dar. Alles wird daraufhin untersucht, ob es Hus' Weg auf den Scheiterhaufen vorbestimmt habe. Diese Frage mag zwar interessant sein an vielen Stellen, aber durch diese Methode wird das Leben des Protagonisten vom Ende her gedacht und jedes Ereignis droht seine Eigenständigkeit zu verlieren, zur bloßen Vorgeschichte seines Todesurteiles durch das Konzil herabzusinken.

Das heißt allerdings nicht, dass das Buch nicht dennoch erkenntnisreich und informativ ist. Letztlich ist es eine lesbare Biographie, die das Leben von Jan Hus durchgehend im Kontext seiner Zeit darstellt. Hus' Ziel einer umfassenden Kirchenreform und seine Kämpfe als Verteidiger des Wyclifismus von den Auseinandersetzungen an der Prager Universität bis hin zum Konstanzer Konzil werden stets im Rahmen der spätmittelalterlichen Welt weitgehend verständlich und lebendig dargestellt. So ist trotz der Fokussierung auf den Tod eine empfehlenswerte Biographie entstanden, die dem interessierten Leser eine gute Einführung bietet und dem Experten einige gute Anregungen.

Auch hilfreich ist der Anhang, insbesondere das Glossar, in dem die wichtigsten thelogischen Begriffe erklärt werden. Etwas knapp ist der Anmerkungsapparat geraten. Pro Kapitel sind es etwa 10 bis 20 Fußnoten. So bleibt vieles unbelegt, was gerade für akademisch interessierte Leser ein Ärgernis sein könnte.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.

Andreas Schmidt



Taschenbuch | Erschienen: 11. Dezember 2014 | ISBN: 978-3170215146 | Preis: 24,99 Euro | 263 Seiten | Sprache: Deutsch

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