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 Zeit des Sturms


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Geralt von Riva tötet Monster und beschützt die Menschen. Dazu wurde er ausgebildet, ja sogar sein ganzer Körper wurde darauf eingestellt, durch spezielle Mutationen, die ihm im Kampf helfen. Auch die kleine Familie - Vater, Mutter und Kind -, die nichtsahnend durch den Wald zieht, versucht er zu retten, als plötzlich ein scheußliches Monster aus dem Dickicht hervorbricht. Doch bevor der weißhaarige Kämpfer die Bestie erledigen kann, tötet sie den Vater und wendet sich der Frau und dem Mädchen zu. In letzter Sekunde wirft sich der Hexer dazwischen und erledigt den Angreifer. Danach streicht er beim Gemeindevorsteher des nahegelegenen Dorfes seine Belohnung ein und macht sich auf den Weg in die nächste Stadt, zum nächsten Auftrag.

Die Menschen der nördlichen Königreiche brauchen die Hexer zum Schutz vor den grauenhaften Monstern, die durch eine Kollision verschiedener Paralleluniversen entstanden sind. Doch andererseits fürchten viele die mutierten Kämpfer und manche verachten die Hexer gar. Geralt von Riva ist aber nicht irgendein Hexer. Sein Ruf als Monsterjäger eilt ihm voraus. Und da die Mächtigen nicht gerne um Hilfe bitten, sondern sich stets einfach nehmen, was sie brauchen, wird Geralt bald eingesponnen in ein Netz von Intrigen. Doch ist er der Aufgabe, die man ihm stellt, gewachsen?

"Zeit des Sturms" ist bereits das achte Buch des polnischen Autors Andrzej Sapkowski über den Hexer Geralt von Riva. Nach zwei Kurzgeschichten-Sammlungen folgte eine Reihe mit fünf Romanen. Der achte Band ist nun ein einzelner Roman, der zeitlich zwischen den beiden Kurzgeschichtenbänden liegt. Neben den Büchern gibt es auch zahlreiche Adaptionen der Figur und des Themas in verschiedenen Medien: so etwa Comics, aktuell ein Brettspiel und das Computerspiel "The Witcher", dessen dritter Teil jüngst erschienen ist.

Auch wenn "Zeit des Sturms" eine quasi alleinstehende, abgeschlossene Geschichte erzählt, fällt der Einstieg für "Hexer-Neulinge" nicht ganz leicht. Der Leser kann der Story zwar gut folgen und lernt auch die Charaktere nach und nach kennen, die Welt erschließt sich aber recht schwierig. Das mittelalterlich anmutende Fantasy-Setting wird immer wieder gebrochen, vor allem durch die Wortwahl im Text. So spricht Sapkowski in einer Stadtbeschreibung etwa vom Industrieviertel, bei der festlichen Kleidung der Damen von Lackschuhen. In weiten Teilen bleibt dabei unklar, ob tatsächlich eine Durchmischung der Welt illustriert werden soll, in der durchaus Magie zu technischem Fortschritt beigetragen hat, oder ob hier unpassende Worte gewählt wurden. Es ist in manchen Fällen natürlich auch nicht auszuschließen, dass schlicht eine schlechte Übersetzung vorliegt. Das Eintauchen in die Welt wird hierdurch für den Leser jedoch erheblich erschwert.

Ebenso irritiert der zuweilen sehr cineastische Erzählstil Sapkowskis. Mit harten Schnitten, wie in einem Film, springt er hin und wieder aus einer Szene in eine andere. Werden durch diese Szenenwechsel zeitliche Sprünge im Fortgang der Geschichte dargestellt, kann man diesen noch recht gut folgen. Doch nutzt Sapkowski das Stilmittel auch, um etwa mitten in einem Dialog eine Rückblende zu setzen, wodurch man leicht den Überblick verliert. Generell scheint die erzählte Geschichte etwas verworren und bleibt lange Zeit im Hintergrund. Den größten Teil des Buches treibt die Hauptfigur Geralt von Riva durch die Handlung, von einem Ort zum nächsten. Trotz seiner dominanten Fähigkeiten scheint er nie wirklich Herr der Szenen, sondern nur ein Spielball der Mächtigen zu sein. Deren Ziele und Wünsche bleiben dem Leser jedoch lange fern, so dass keine echte Spannung im Handlungsbogen aufkommt. Hinzu kommt leider noch, dass der Klappentext bereits dreiviertel der Geschichte vorwegnimmt.

Doch versteht Sapkowski es mit seinem jüngsten Werk auf andere Weise zu glänzen. Der feine Witz, mit dem viele Szenen geschrieben sind, der Humor in den brillanten Dialogen und die wirklich spannende Figur des Hexers sorgen trotz der dünnen Storyline für jede Menge Lesevergnügen. Die Figuren erscheinen alle vielschichtig und statt einer klassischen Schwarz-Weiß-Malerei präsentiert der polnische Autor einen Helden, der stets moralische Entscheidungen treffen muss und versucht mit den Konsequenzen zurechtzukommen. So hadert Geralt auch später noch mit der eingangs beschriebenen Szene. Er hat zwar das Monster getötet sowie Mutter und Tochter gerettet, aber er hat auch, ohne deren Wissen, die Familie als Köder benutzt und verantwortet so den Tod des Vaters. Geralt von Riva ist zwar einerseits ein überragender und cooler Kämpfer, andererseits aber eben auch menschlich, fehlbar und in gewissen Belangen schlicht normal. Schade, dass Sapkowski es nicht geschafft hat, seiner Handlung ebenso viel Tiefe zu verleihen wie seinen Figuren.

Eine Lesprobe zu "Zeit des Sturms" gibt es auf der Webseite des Deutschen Taschenbuch Verlags

Claudia Heinzelmann



Softcover | Erschienen: 1. April 2015 | ISBN: 9783423260572 | Originaltitel: Sezon Burz | Preis: 15,90 Euro | 448 Seiten | Sprache: Deutsch

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