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 Jack


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Matthieu Savary ist ein Wunderkind, ein Genie. Während seine Kollegen am Foschungsinstitut CERN noch nach dem Higg-Teilchen suchen, ist er schon längst weiter. Heimlich arbeitet er an seinem eigenen Projekt, das es ihm ermöglichen soll, durch die Zeit zu reisen. Doch schon der erste Versuch geht schief und Savary wird lebensgefährlich verletzt. Im Krankenhaus bekommt er ein mysteriöses Angebot. Mit einem Team soll er in die Vergangenheit reisen und die Verbrechen des berüchtigten Serienmörders Jack the Ripper aufklären. Doch die Vergangenheit ist gefährlich und schon bald ziehen Savary und sein Team die Aufmerksamkeit dieses sehr gefährlichen Mannes auf sich.

"Ein Thriller ohne Vorbild" - So wird der Roman von Tess Riley und Christian Brandt vom Verlag beworben. Das weckt Aufmerksamkeit, denn das kommt ja nicht alle Tage vor. Ob der Satz so stimmt, sei dahin gestellt, doch leider ist "Jack" auch ein Buch ohne Hand und Fuß. Zwar beginnt es sehr wissenschaftlich und Savarys Genie wird betont. Normale Forschung ist seiner Meinung nach für Deppen, er sei längst viel weiter. Das bewirkt zweierlei: Es weckt die Erwartungshaltung und macht klar, wie unsympathisch Savary ist. Nun, die Erwartungshaltung wird zu kurz kommen, denn an den entscheidenden Stellen bleiben die Autoren jede Erklärung schuldig. Wie eine Zeitreise zustande kommt, warum sie beim ersten Mal gefährlich, aber nur wenige Monate später ein Kinderspiel ist, bleibt ungeklärt. Wie Savary, der nach der Explosion nur noch wenige Monate zu leben hat, voll einsatzfähig ein Team leitet und mehrfach in die Vergangenheit springt, bleibt ebenfalls offen. Gar nicht zu reden davon, dass die Zeitreisenden locker nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch an einen anderen Ort reisen. Nicht jede Kleinigkeit muss erklärt werden, aber das hier ist zu viel Mut zur Lücke.

Auch die Figuren machen nicht einfach eine Entwicklung durch. Von jetzt auf gleich wird der arrogante Savary zum Teamplayer und ebenso plötzlich folgen ihm seine Leute. Das ist schon bemerkenswert, ist er doch nach seinem ersten Experiment schon dem Tod geweiht. Da macht sich niemand auch nur die Mühe, seine Forschungen zu hinterfragen? Bei diesen Forschern ist es jedoch kein Wunder, denn sie verhalten sich alles andere als professionell. Da bricht eine Kollegin aufgrund der Verbrechen in Tränen aus oder das Team streitet darüber, ob es die Taten des Rippers verhindern soll. Das erhöht die Dramatik, ist aber unlogisch, denn hätten sie die Taten in der Vergangenheit verhindert, würden sie sie in der Gegenwart ja nicht kennen.

Der Roman ist gestückelt wie eine flüchtige Sammlung von Ideen. Das ist sehr bedauerlich, denn so geht seine Stärke völlig unter. Die Beschreibung des historischen Londons und seiner Bewohner ist sehr gut gelungen. Da glänzen die Autoren. Der Gestank der Armenviertel ist förmlich zu riechen und die Leser haben keinerlei Schwierigkeiten sich in diese raue, schmutzige Zeit einzufühlen. Wäre doch der Rest des Buchs nur genauso, er wäre ein Lesevergnügen.

So aber ist "Jack" zu unfertig und zu unlogisch. Nein, dieser Roman ist nicht gelungen und spricht seine Leser nicht an. Schade, die Idee war großartig, aber hier wird zu viel Potential verschenkt.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.

Iris Jockschat



Taschenbuch | Erschienen: 30. Mai 2015 | ISBN: 9783499269578 | Preis: 9,99 Euro | 320 Seiten | Sprache: Deutsch

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