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Bonds Gesundheitszustand lässt zu wünschen übrig. Zu viele Zigaretten, zu viel Alkohol, ungesundes Essen, zu viel "Stress". Grund genug, dass er ins Sanatorium zur Kur geschickt wird. James Bond ist skeptisch, ist aber kaum in der Klinik angekommen, schon wieder in seinem Metier. Denn als er auf einer orthopädischen Streckbank eine automatisch gesteuerte Wirbelsäulenbehandlung erhält, wird ein Anschlag auf ihn verübt. Die Bank wird auf eine lebensbedrohliche Stufe eingestellt und 007 ist auf dem Gerät festgeschnallt! Die Schmerzen werden stärker und stärker, schließlich wird Bond bewusstlos. Sehr knapp nur kommt er mit dem Leben davon.
Seine Rache an einem ebenfalls im Sanatorium in Behandlung befindlichen Agenten des Spectre (wie sich kurz danach rausstellt) bringt diesen ins Schwitzen ...
Jäh unterbrochen wird die Gesungskur aber von M höchstpersönlich. Zwei Atombomben wurden gestohlen, dem Spectre ist dieser besondere Coup gelungen. Und Bond erhält den Auftrag, die Bomben wieder zu finden. Also ab auf die Bahamas ...
1961 erschien Ian Flemings neunter James Bond-Roman "Feuerball" zum ersten Mal, erhielt seitdem einige Neuauflagen und natürlich die bekannte Verfilmung mit Sean Connery in der Rolle des Agenten 007. Cross Cult hat den Roman im Rahmen einer Sonderedition erstmals ungekürzt und in neuer Übersetzung herausgebracht. Ein schickes Coverdesign macht sogleich Appetit auf den spannenden Inhalt.
Wer bisher keinen der Bond-Romane von Ian Fleming gelesen hat, wird sich zunächst an den recht harschen Klang und besonders auch den Stil der Sechzigerjahre gewöhnen müssen. Ian Fleming nimmt da kein Blatt vor den Mund und James Bond ist viel deutlicher Macho als in den klassischen Verfilmungen, in denen er doch etwas mehr als Gentleman auftritt. Der Bond auf Papier weiß um seine Wirkung bei Frauen und scheint keinerlei Selbstzweifel zu haben. Solche harten und schon als arrogant zu bezeichnenden Charaktere finden sich in aktuellen Krimis kaum. Den Leser lässt dieser Stil allerdings perfekt in die Welt der 60er Jahre eintauchen.
"Feuerball" beginnt sehr amüsant mit Bonds Einweisung in ein Sanatorium zur Verbesserung seines Gesundheitszustandes und die Parallelen zu einer modernen Rehabilitationsmaßnahme sind verblüffend. An den gesundheitlichen Problemen der Menschen hat sich gefühlt seit 50 Jahren nichts verändert. Die Vorstellung eines gemüse- und körnerknabbernden und abstinenten James Bonds ist ein echtes Vergnügen. Sie kommt dem des sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen nahe. Ein sehr schöner und angenehm ungewöhnlicher Einstieg in den kurz danach an Geschwindigkeit aufnehmenden Spionageroman.
Schnell nimmt der Roman dann aber seine eigentliche Richtung auf und actionreiche Spannung wird aufgebaut. Ian Fleming ist ganz einfach ein Meister seines Faches und auch wer die Verfilmung kennt, wird viel Freude an dem Buch mit dem eigenwilligen Agenten haben. Wem jedoch der Bond in den Filmen schon zu chauvinistisch ist, sollte hier besser nicht zugreifen, denn es wird doch noch eine Spur härter.
In "Feuerball" tritt die geheime Organisation "Spectre" zum ersten Mal auf die Bühne und Ian Fleming lässt den Leser nicht zur Ruhe kommen. Die Vorstellung, dass eine der zwei auf pfiffige Art gestohlenen Atombomben gezündet werden soll, wenn nicht eine immense Menge an Geld gezahlt wird (100 Millionen Dollar!) sorgt bereits für Unruhe. Mit der Drohung die zweite Bombe nur einen Tag später in einer Metropole zu zünden, legt der Autor noch nach. James Bond ist also voll in seinem Metier und hat die Körner und das Gemüse vom Beginn der Story in "Feuerball" schnell vergessen.
Insgesamt eine schicke Ausgabe eines spannenden Klassikers der "Agenten-Literatur". Für alle Bond-Liebhaber ein kleines und lang erhofftes Juwel fürs Regal.