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 Ein Tag mit Herrn Jules


Cover
Gesamt +++++
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis


Jules ist tot. Doch das weiß Alice nicht, als sie an diesem Wintermorgen erwacht. Wie immer seit seiner Pensionierung, hat ihr Mann Kaffee gekocht. Sie ist fast ein wenig verwundert, als er nicht am Esstisch sitzt, wie sonst, sondern auf dem Sofa. Immer noch müde, setzt sie sich neben ihn und schmiegt sich an ihn. Erst da bemerkt sie, dass ihr Mann schon lange fort ist. Doch statt nun aufzustehen und irgendjemanden anzurufen, vielleicht ihren gemeinsam Sohn, beschließt sie, diese Zeit, in der nur sie alleine davon weiß, zu nutzen. Sie braucht noch einige Zeit, in der sie ihn für sich haben möchte, bevor irgendwelche Fremden seinen toten Körper aus dem Haus tragen und sie Jules nie wieder sieht.

Was immer sie ihm noch sagen wollte, jetzt ist der Moment dazu. Innerlich staunt sie darüber, dass sie so ruhig und gelassen bleibt. Doch immerhin ist dies ein Ereignis, mit dem sie in der letzten Zeit hatte rechnen müssen. So nutzt Alice also diesen Tag, um all die Dinge anzusprechen, die sie und Jules betreffen. Nun kann sie ihm sagen, dass sie ihn hasst, und dass sie ihn liebt. Sie erinnert sich an ihre schönsten Tage und den Beginn ihrer Beziehung. Auch die Tiefen ihrer Ehe lässt sie nicht aus. Erst wenn sie ihm all das gesagt hat, erst dann kann sie ihren Mann gehen lassen, nicht eher.

"Ein Tag mit Jules" erzählt die Geschichte einer Ehe, die der Tod geschieden hat. In zarten, schlichten Worten wird davon berichtet, wie Alice Abschied nimmt. Hier wird sowohl von Glück als auch von Trauer berichtet. Das schwierige Thema Tod wurde in eine kleine, poetische Geschichte verpackt, die das Thema ernst nimmt und nicht scheut, es direkt anzusprechen. So wie langsam aus Jules Körper die letzte Wärme weicht, so entfernt sich Alice immer mehr von ihrem Mann, bis sie ihn letzten Endes wirklich loslassen kann. Eine einfühlsame Geschichte über den Abschied und die Liebe. Eine kleine literarische Perle, die ihresgleichen sucht.

Mich selbst hat dieses kleine Buch sofort in seinen Bann gezogen. Die klare Sprache lässt das Geschehen noch präsenter und wahrhafter wirken. Es braucht keine Schnörkel oder Verzierungen. Diese Geschichte entfaltet sich vollkommen glanzlos vor dem Leser und wirkt gerade deswegen so schön in ihrer Melancholie. Es gibt wenige Bücher, die Trauer wirklich vermitteln können und die dennoch so voll Hoffnung sind. Ich wurde von dieser Geschichte berührt. Sie ist poetisch, sehr traurig und ich persönlich halte sie für vollkommen schön.

Daniela Hanisch



Taschenbuch | Erschienen: 01. Februar 2006 | ISBN: 3499241552 | Preis: 6,90 Euro | 96 Seiten

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