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Ende der vierziger Jahre tauchen beunruhige Dinge in Namibia auf. Auf einem Getreidefeld werden plötzlich riesige Maden gesichtet, welche die Ernte vernichten. Aber dabei bleibt es nicht, auch wird eine Person dort am Rande des Feldes beobachtet, die seit Kriegsende für tot gilt. Hermann Göring. Beide Informationen gelangen nach England und so wird eine Agentin in die ehemalige deutsche Kolonie geschickt. Kathy Austin hat bereits ihre Erfahrungen mit diesem großen heißen Kontinent gemacht, war sie doch für Untersuchungen vor zwei Jahren in Kenya. Dort machte sie nicht nur Bekanntschaft mit urzeitlichen Tieren.
Was versteckt sich dieses Mal hinter den merkwürdigen Sichtungen? Miss Austin geht ambitioniert an die Sache, hat dabei aber nicht damit gerechnet, in dem vor Ort stationierten Kollegen einen derart verbohrten Rassisten vorzufinden, der jede mögliche Diskriminierung mitnimmt. Als Kathy den von den afrikanischen Ausschüssen der UNO entsandten Robert MacDonald mit auf die Erkundungstour nehmen will, weigert sich der Kollege ihn vorne in der Kabine des Wagens mitzunehmen. Schwarze gehören auf die Ladefläche ... Aber er hat seine Rechnung nicht mit Miss Kathy Austin gemacht. Los geht es also schließlich zu dritt auf Spurensuche nach Riesenmaden und Hermann Göring.
Zwei Jahre nach den dramatisch verlaufenden Ereignissen in "Kenya" verschlägt es eine von Leos starken Frauenfiguren nun erneut auf den afrikanischen Kontinent: Kathy Austin, britische Agentin, bekannt aus der Serie "Kenya", die ebenfalls von Leo und Rodolphe erdacht wurde. Gezeichnet wurde dieses Mal allerdings von Bertrand Marchal. Seine Zeichnungen sind etwas weicher als die von Leo, die wiederkehrende Protagonistin ist aber sehr gut wiederzuerkennen. Die Farben hat Sébastien Bouët beigesteuert. Er passt sich dem leicht weichgezeichneten Stil Marchals durch softe, aber mit kräftiger Ausstrahlung wirkenden Pastellfarben an.
Leo und Rodolphes Szenario hat es mal wieder in sich. Eine starke, selbstbewusste und attraktive junge Frau steht im Fokus und zeigt es den Männern, die denken, sie wären anderen gegenüber im Vorteil. Frauen haben bei diesen gegenüber den Afrikanern mit dunkler Hautfarbe nur einen kleinen Vorsprung. 1949 ist der Rassismus in der ehemaligen deutschen Kolonie Namibia stark spürbar, viele Nazis scheinen sich hierher geflüchtet zu haben. Auf Seite neun ist schließlich das Gesicht Hermann Görings zu sehen, der - obwohl er seit einiger Zeit tot sein sollte - hier wieder aufgetaucht zu sein scheint. Der Auftritt dieser Person lässt den Lesefluss kurz stocken. Göring ist gut getroffen und wirkt mit seinem wächsernen, fast künstlichen Gesichtsausdruck umso erschreckender. Die anfangs im Getreidefeld aufgefundenen Riesenmaden oder auch die auf dem Cover abgebildeten riesigen Fluginsekten machen da tatsächlich weniger Angst.
Insgesamt ähnelt die Story auf den ersten Blick der in "Kenya", geht aber deutlich mehr auf die gesellschaftspolitische Situation ein. Es ist außerdem eine Freude die toughe Agentin Kathy Austin wiederzusehen, wenn auch die Lektüre der Vorgängerserie nicht notwendig ist, um "Namibia" in vollen Zügen genießen zu können.
Wer Leos Vorlieben kennt und schätzt, findet in "Nambia - Episode 1" genau, was er sucht. Starke Frauenfiguren, authentische Charaktere, eine Story, die sich an realen Missständen orientiert und das Ganze gepaart mit einer großen Portion Mystery, die in Band 1 mit einem Cliffhanger endet.
Wer Leo (und Rodolphe) noch nicht kennt, sollte diesen Missstand schleunigst beheben und seinen Einstieg beispielsweise mit dieser fünfteiligen Serie feiern.
Zur Leseprobe beim Splitter Verlag geht es hier.