Lea ist einsam. In der Schule wird sie nur gehänselt und verspottet. Ihre verschiedenfarbigen Augen, das eine goldbraun, das andere grün, machen sie zur Außenseiterin. Erwachsene fanden die unterschiedlichen Augenfarben noch süß, doch bei Gleichaltrigen stößt Lea damit nur auf Hohn und Spott. Und immer stellen sie es so an, dass die Strafe auf Lea fällt. Jedes Mal wird sie von ihnen provoziert, bis sie mit einem Stoß oder anderem reagiert. Vielleicht wird sie wegen des letzten Vorfalls sogar von der Schule geworfen. Sie hat es so gründlich satt und deswegen hat sie beschlossen, abzuhauen. Ihrem Onkel schreibt sie einen Abschiedsbrief. Nicht einmal ihr Vater findet Zeit für seine Tochter. Statt hier zu sein und sie zu trösten, ist er irgendwo in fernen Ländern wie Indonesien oder im Land der Inka unterwegs und sammelt alte Stücke für seine Antiquitäten. Einzig ihr Amulett erinnert sie an ihren Vater, wenn er wieder einmal auf Reisen ist. Doch als sie an diesem Abend ihre Sachen packt, erwartet sie nicht, dass es wirklich einen zwingenden Grund geben könnte, davonzurennen. Diese Nacht soll ihr ganzes Leben verändern.

Luca wohnt mit den anderen in einer Höhle versteckt. Aus Angst vor Rodghorron, dem Herrscher über Yleumonia, der ihnen sonst ihre Kinder stehlen und ihre Vorräte rauben könnte. Doch Luca gehört nicht wirklich in die Dorfgemeinschaft. Man fand ihn, als er klein war, nicht weit von hier und zog ihn auf. Dennoch wird er jeden Tag daran erinnert, dass er anders ist als die Dorfbewohner. Sowohl seine verschiedenfarbigen Augen als auch sein kaputtes Bein sprechen von einer Vergangenheit, die ihn unterscheidet. Deswegen macht es ihm nicht allzu viel aus, als er von Rajid-Khan aufgenommen wird. Der örtliche Herrscher kümmert sich rührend um den Jungen, als klar wird, dass die Dorfgemeinschaft in ihm einen Verräter sieht. Viel zu willig lässt sich Luca von den Einflüsterungen des Herrschers einlullen, als dass er bemerken würde, dass dieser nur ein übles Spiel mit ihm spielt.

Lea und Luca sind durch eine geheimnisvolle Art miteinander verbunden. In höchster Lebensgefahr spüren sie die Angst des anderen und können ihn sogar unterstützen und helfen. Auch wenn Lea und Luca viele Kilometer trennen, sind sie sich näher, als es zwei Menschen sein könnten. Beide stehen ohne Eltern da und müssen in einer gefährlich gewordenen Welt zwischen Feinden und Freunden unterscheiden lernen.

Durch die Augen der beiden Jugendlichen taucht der Leser in eine fantastische Welt ein. Früher waren verschiedenste Fabelwesen und auch die Magie Normalität. Doch als Urgharrs Machthunger, der damalige Anführer des Turmalinordens, die bestehende Weltordnung in Gefahr brachte, lockte man ihn zurück auf seinen Heimatkontinent Yleumonia. Hier aktivierte man magische Säulen und trennte somit die Verbindung zwischen Yleumonia und dem Rest der Welt, so dass Urgharr und seine Nachfolger keine Gefahr mehr darstellten. Doch diese Ordnung ist jetzt bedroht und allein Lea und Luca können Abhilfe schaffen.

Durch den ständigen erzählerischen Wechsel zwischen den beiden Perspektiven gelingt es, den Leser stets in Atem zu halten. Ständig bricht die Erzählung über Luca an einer bedrohlichen Situation ab, um mehr über Lea zu erzählen und anders herum. Diese Taktik bringt Spannung in die fantastische Geschichte. Die Grundidee des Fantasieromans ist originell und wurde gut ausgeführt. Bekannte Elemente des fantastischen Genres vereinen sich hier zu einer kurzweiligen Geschichte. Der einzige wirklich große Kritikpunkt sind die Momente, in denen von der Macht, die in den beiden Kindern schlummert, gesprochen wird. Wenn gewarnt wird, dass man sich nicht von der dunklen Seite der Macht verführen lassen soll oder die Macht in sich nutzen solle, erinnert das nur zu stark an die bekannten