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 Medienvielfalt in der Deutschdidaktik

Erkenntnisse und Perspektiven für Theorie, Empirie und Praxis


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Preis - Leistungs - Verhältnis
Der Deutschunterricht beschränkt sich schon lange nicht mehr nur auf das Medium Buch. Heutzutage ist dieser in einen Medienverbund aus Film, Hörspielen und Co eingebettet. Neuerdings kommen noch die digitalen Medien hinzu, welche nicht nur erweiterte Anforderungen an den Deutschunterricht herantragen, sondern auch ganz neue Möglichkeiten eröffnen. So verwundert es nicht, dass die Medienvielfalt bereits 2014 zentrales Thema des Deutschlehrertags in Saarbrücken war, aus dem der vorliegende Band hervorgegangen ist. Ausgehend von vier grundlegenden Beiträgen, welche das Medienwissen der Deutschlehrer, Erkenntnisse aus der Lehr-Lernforschung, die Möglichkeiten eines "Bring your own device"-Ansatzes sowie die vernetzte Unterrichtsvorbereitung thematisieren, widmen sich die nachfolgenden Beiträge des Bandes verschiedenen medialen Zugängen. Zur Sprache kommen dabei zum einen mediale Ansätze, welche der Sprachdidaktik zuträglich sind, so das Schreiben in digitalen Umgebungen, die Nutzung von Rechtschreib-Apps sowie die schreibmotorischen Herausforderungen des digitalen Wandels. Zum anderen sind dies Medien, die - wie zum Beispiel Filme, Hörspiele oder auch die Einbindung neuer Medien im Zuge der Theaterdidaktik - dem Literaturunterricht zuzuordnen sind.

Im Zuge der Neuauflage des Bandes wurden die Beiträge nicht nur moderat erweitert und präzisiert, sondern es kamen auch zwei neue Aufsätze hinzu, in denen Rechtschreib-Apps auf deren rechtschreibdidaktische Eignung exemplarisch untersucht werden beziehungsweise das Lernpotenzial interaktiver Whiteboards im Mittelpunkt steht. Deutlich wird dabei, dass Rechtschreib-Apps - so Christian Müller - nach wie vor keine strategiebasierten Rechtschreibhinweise liefern und deren Einsatz somit begrenzt erscheinen, auch wenn er zumindest einzelne, in der Summe jedoch wenig überzeugende Ansatzpunkte skizziert, um die ungenügenden Apps zumindest phasenweise sinnvoll in den Unterricht zu integrieren. Obwohl Julia Knopf in ihrem Beitrag zu den interaktiven Whiteboards weitaus mehr praktische Relevanz aufzeigen kann, merkt sie am Ende auch an, dass der fachspezifische Mehrwert bisher noch zu wenig herausgearbeitet wurde.

In der Regel folgen die Beiträge des Bandes der Prämisse, einen Überblick zu bieten und grundlegende Aspekte zu benennen. Der aufmerksame Leser wird dennoch aus dem einen oder anderen dargelegten Ansatz einen praktischen Nutzen ziehen. Bisweilen reißen die Aufsätze Themen aber auch nur an - wie im Falle "Digital gerüstet. Vernetzte Unterrichtsvorbereitung in der Praxis", welcher die Plattform "meinUnterricht.de" exemplarisch auf vier (!) Seiten untersucht, ohne dabei tiefgreifende Erkenntnisse zum Thema zu bieten. Die Verfasser des Beitrags beschränken sich auf eine kurzgefasste Beschreibung der Plattform.

Den Schwerpunkt legt der Band ganz eindeutig auf den Einsatz digitaler Medien, welche in zwölf von sechzehn Aufsätzen im Zentrum stehen. Immer wieder heben die Autoren in ihren Beiträgen auch die Prozessorientierung hervor, welche durch die digitalen Medien stärker gefördert wird. Damit sind diese ein Baustein, um zukünftig einer allzu starken Lehrerzentrierung entgegenzuwirken. Axel Krommer spricht gar von einer "Demokratisierung des Beamers", wenn Schüler mit ihren Smartphones auf diesen zurückgreifen können. Fragwürdig erscheint dagegen, inwiefern flüssiges Schreiben am Computer wie im Beitrag "Schreibkompetenz und digitale Textformen" wirklich eine Aufgabe des Deutschunterrichts ist oder ob dies nicht besser wie in weiterführenden Schulen üblich Teil des IT-Unterrichts sein sollte. Vielversprechender ist da schon das angesprochene Desiderat einer "Copy-and-Paste"-Didaktik, um das materialgestützte digitale Schreiben sinnvoll anzuleiten. Wenig Neues bietet hingegen Manfred Rüssels Beitrag mit dem Untertitel "Filme lesen lernen", in welchem er gängige Aspekte der Filmsprache an exemplarischen Filmen aufgezeigt werden.

FAZIT: Ein Aufsatzband, der vieles anspricht, aber nur weniges auch wirklich ausführt. So bietet dieser in vielen Teilen einen etwas oberflächlichen Einblick, wie insbesondere digitale Medien den Deutschunterricht bereichern können, obwohl durchaus einige passende Vorschläge skizziert werden beziehungsweise einzelne besprochene Apps oder Plattformen interessant erscheinen.

Weitere Informationen zum Buch sowie ein Blick ins Inhaltsverzeichnis finden sich auf der Webseite des Verlags.

Apropos

Wer mehr zum Thema erfahren möchte, dem sei ein erst kürzlich veröffentlichtes Interview mit der Herausgeberin Julia Knopf empfohlen, welches von der Bildungsinitiative "Teachtoday" veröffentlicht wurde.


Matthias Jakob Schmid



Softcover | Erschienen: 15. August 2016 | ISBN: 9783834016737 | Preis: 19,80 Euro | 187 Seiten | Sprache: Deutsch

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