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 Das Frostmädchen

Autoren: Stefanie Lasthaus
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Neve will auf gar keinen Fall zurück zu Gideon, der sie geohrfeigt hat. Lieber läuft sie in den Wald, auch wenn der dunkel und kalt ist. Zwar ist sie in ihren Pantoffeln gar nicht für Eis und Schnee gerüstet, doch in ihrer Verzweiflung denkt sie darüber gar nicht nach - was ihr beinahe zum Verhängnis wird. In letzter Sekunde wird sie von dem jungen Maler Laurie gefunden, der sich um sie kümmert. Es scheint, als hätte Neve in ihrer dunkelsten Stunde ihr Glück gefunden, denn die beiden verlieben sich heftig ineinander. Doch Neves Zeit im Schnee hat eine alte Macht geweckt, die beiden gefährlich werden kann.

Das war knapp. Als Laurie im Schnee über eine junge Frau stolpert, ist sie so kalt, dass er nicht sicher sein kann, ob diese noch lebt. Erst in seiner Hütte kommt es ihm so vor, als atme sie noch. Sein Herz fliegt ihr zu, da sie so schön und so hilflos aussieht und auch sie ist von ihrem Retter hingerissen.

Wenn das mal keine guten Voraussetzungen für eine schöne Liebesgeschichte sind. Zwei junge, hübsche und liebenswerte Menschen treffen einander und kämpfen gegen widrigen Umstände. Da hat das Buch eigentlich schon alles, was nötig ist. Doch reicht das wirklich? In diesem Fall lautet die Antwort leider nein. Zwar sind beide Charaktere jung und sensibel, doch beide sind zu anstrengend, um wirklich ans Herz zu wachsen, wobei Laurie ein bisschen besser wegkommt. Zwar ist nicht ganz klar, wieso er sich so schnell verliebt, aber er ist nett und aufrichtig. Neve dagegen ist eine Drama Queen, die zwar über andere nachdenkt, aber letztlich immer gerade das tut, was ihr spontan einfällt, ohne über die Folgen für sich und ihre Mitmenschen nachzudenken. Ob sie jemanden liebt oder opfert, hindert sie aber nicht daran, völlig unüberlegt zu handeln. Konsequenz ist ihr fremd und so will sie alle fünf Minuten etwas anderes, was umso erstaunlicher ist, da Autorin Stefanie Lasthaus jede Menge Zeit darauf verwendet, die Gedanken der Protagonisten zu schildern - ob es nun Neves Beziehung zu Gideon ist oder Lauries Mimik und seine Augenbrauen. Nein, wirklich. Während die Hauptfigur durch den Schnee stapft, erinnert sie sich in voller Bandbreite an jede Gelegenheit, bei der sie mit ihrem Freund glücklich war und wie ihre Beziehung scheiterte. Nicht, dass es ungewöhnlich wäre, einen Spaziergang zu unternehmen, um einen klaren Kopf zu bekommen, aber während Neve um ihr Leben kämpft, denkt sie an ihre Wohnsituation und den Charakter ihres Freundes. Ein paar Stunden später wird sie eben diesen Freund so was von vergessen haben, dass er in ihrem Leben keine Rolle mehr spielt.

Auch die plötzlich entstandene Liebe zwischen Neve und Laurie überrascht. Nur ein paar Stunden verbringen die beiden miteinander, da wissen sie schon, dass sie sich niemals verlassen wollen. Schön, eigentlich, würde Neve in der Zeit nicht mehrfach weglaufen und wiederkehren und Laurie sie gehen lassen und immer wieder aufnehmen. Der Leser erfährt nichts über die Figuren, außer, dass sie schön und jung sind und sich lieben. Laurie malt, aber hat er viele Freunde? Was tut Neve, außer sich immer nach demjenigen zu richten, der gerade vor ihr steht? Ein eigenständiger Mensch scheint sie nicht zu sein und ob sie einen moralischen Kompass besitzt, darf bezweifelt werden. Aber wer kann da sicher sein, wenn ihr zwar alles leid tut, was sie auslöst, sie aber förmlich über Leichen geht?

Es gelingt der Autorin einfach nicht, glaubhafte Figuren zu entwerfen und darum scheitert das Buch, denn mit ihnen steht und fällt die Geschichte. Der Rest ist Beiwerk. So schön die Kulisse auch ist, sie bleibt ohne Leben und so kann das Buch nicht überzeugen. 

Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.

Iris Jockschat



Taschenbuch | Erschienen: 14. November 2016 | ISBN: 9783453317291 | Preis: 12,99 Euro | 400 Seiten | Sprache: Deutsch

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