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 Chroniken des Wahns, Band 1: Blutwerk


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ethenor, Theokrat und Hohepriester der Geborenen, will seine Macht noch weiter festigen, indem er einen Jungen zu einem Gott macht. Jenes Gottkind namens Morgan wird dabei zum Spielball diverser Psychopathen, denn nicht nur Ethenor und sein Gefolge versuchen ihn zu manipulieren, sondern auch Außenstehende sind hinter ihm her. So wittern drei Vagabunden das leichte Gold und wollen den Jungen entführen. Ein sogenannter Versklaver hat ebenfalls ein brennendes Interesse an Morgan, da dieser ihm viel Macht verleihen könnte. Da keine dieser Figuren irgendwelche Skrupel besitzt, stapeln sich an ihrem Wegesrand Türme von Leichen.

Mit "Blutwerk" beginnen die "Chroniken des Wahnsinns". Zurecht gibt der Verlag den Hinweis, dass dieser Fantasy-Roman nichts für Leser ist, die Magier und Drachen erwarten, denn diese werden hier vergebens gesucht. Stattdessen wimmelt es in dem Buch vor Sozio- und Psychopathen, die ohne jegliche Moral und Skrupel alles tun, um ihre Macht zu festigen und auszuweiten. Ehre und Anstand besitzt keine einzige der Figuren.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die sogenannten Wahnwirker. Dies sind Geisteskranke, die unter Wahnvorstellungen leiden. Je stärker diese Wahnvorstellungen sind, desto mächtiger sind Wahnwirker, die mit ihrem Glauben die Wirklichkeit verändern können. Fast jede Figur, die einen Auftritt hat, ist ein Wahnwirker. Zu ihnen gehören die Hassebrände, Pyromanen, die Feuer als Ausgleich für unterdrückte Wut und Einsamkeit entzünden. Außerdem Aaslinge, die daran glauben, tot zu sein und zu verrotten. Die Täuscher sind Soziopathen, denen es an Mitgefühl und Moral fehlt. Ihnen verlangt es nach Ansehen und Macht.

Autor Michael R. Fletcher hat hier ein Universum geschaffen, gegen die die Reise durch Tolkiens Mordor der reinste Spaziergang ist. Die Welt der Wahnwirker wirkt dagegen wie aus einem Gemälde von Hieronymus Bosch entsprungen, die schriftliche Verkörperung der Hölle auf Erden. Eine Figur ist widerwärtiger und amoralischer als die andere. Daher ist es dem Leser auch vollkommen egal, welche Schicksalsschläge oder Torturen sie erleiden müssen.

Im Kreise der Vagabunden befindet sich mit Deckard wenigstens eine Person, die aus Mangel an Alternativen ein wenig Sympathien weckt. Dass der alte Mann trotzdem ein Mörder und Lügner ist, sagt dabei jedoch alles. Mit ihm reist die hässliche Robyn, die beim Morden besonders gründlich vorgeht und vorsichtshalber gleich alle Priester eines Tempels auslöscht, auch wenn sie nur ein paar Kleidungsstücke stehlen soll. Argos, der Dritte im Bunde, ist ein Täuscher und gilt als bester Schwertkämpfer der Welt. Dieses Dreiergespann plant Morgan, einen Jungen, der zum Gott werden soll, zu entführen. Jener wurde in Egoloth aufgezogen, wo Ethenor, der Hohepriester der Geborenen, herrscht. Dieser Wahnsinnige hat eine Schar von Priestern um sich gescharrt, die mordend und folternd ihre Macht ausbauen wollen. Doch noch jemand möchte den Jungen in seine Gewalt bringen. Es ist Puck, der Versklaver. Er bindet Menschen, die in seine Nähe kommen, an sich und gaukelt ihnen vor, dass er sie liebt, damit sie ihm willenlos folgen, bis diese vollkommen ausgezehrt sterben. Puck selbst ernährt sich von einem Eintopf, in dem Menschen aus seinem Gefolge verarbeitet werden. Er bringt sie dazu, in einer Raserei, die an die Endszene des Romans "Das Parfum" erinnert, übereinander herzufallen und sich zu zerfleischen.

Diese gesamte Mischung ist nichts für zartbesaitete Leser. Allerdings laufen sich sowohl Schrecken als auch Faszination schnell tot, da wirklich jede Figur als Abschaum bezeichnet und irgendwann das Morden, Foltern und Vergewaltigen nicht mehr getoppt werden kann.

Fazit: "Die Chroniken des Wahnsinns - Blutwerk" ist eine Ansammlung von Albträumen, in denen wahnsinnige Psycho- und Soziopathen ihr Unwesen treiben und nach Macht streben. Nichts für zartbesaitete Leser, wobei sich jedoch der Schrecken aufgrund der inflationären Ansammlung recht schnell abnutzt.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.

Annika Schukies



Taschenbuch | Erschienen: 13. Januar 2017 | ISBN: 9783404208630 | Originaltitel: Beyond Redemption | Preis: 15,00 Euro | 608 Seiten | Sprache: Deutsch

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