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Die Stadt York, vor 1066 Jorvik genannt, ist fest in der Hand der Wikinger. Längst nicht mehr nur an Plünderungen interessiert, haben sie sich niedergelassen und gehen nun Handel und Handwerk nach. Vier Stämme aus dem Norden Englands kämpfen hier um Ansehen und Macht. Schiffe, die über den Ouse in die Stadt gelangen, bringen Waren. Wer in seinem Stamm die richtigen Handwerker beschäftigt, kann diese gewinnbringend verarbeiten. Andere handeln mit Eisen, Leder oder Wolle. Und wieder andere opfern die Güter den Göttern. Es gibt viele Wege den eigenen Einfluss zu mehren, während das Jahr verstreicht und die Jahreszeiten wechseln. Doch gilt es auch den Überfällen der Pikten stand zu halten, und letztlich mag jener erfolgreich sein, der die meisten Gelage abgehalten hat. Es reicht nicht allein gut zu wirtschaften. Nur wer es versteht seine Gegner zu lesen und auch zu stören, wird zum mächtigsten Stamm in der Umgebung von Jorvik.
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Speicherstadt in neuem GewandDas Spielejahr 2016 hatte eindeutige Favoriten, was die thematischen Hintergründe betraf: Zum einen ging es um den Mars, zum anderen um Wikinger. So erschien auch die Neuauflage eines Kennerspiels von Stefan Feld, das 2010 erschienene Speicherstadt, im Wikingergewand. Die 2012 erschienene Erweiterung Kaiserspeicher wurde auch gleich integriert. In der aktuellen Version ringen die Spieler nicht mehr als Kaufmannsfamilien in Hamburg um Warenlieferungen und Aufträge, der Schauplatz ist nun das nordenglische York, von den Nordmännern Jorvik genannt.
In insgesamt vier Jahreszeiten, werden auf dem Spielplan verschiedene Karten ausgelegt, die die Spieler dann "nachfragen" können. Der Mechanismus ist recht einfach: Interessiert sich ein Spieler für eine Karte, setzt er eines seiner vier Männchen darunter. Danach darf der nächste Spieler eine Figur platzieren und so weiter, bis alle Männchen verteilt sind. Dann darf der Spieler, dessen Männchen ganz oben an der Karte steht, diese kaufen. Der Preis wird festgelegt durch die Anzahl der Spielfiguren, die hinter dem Männchen noch in der Reihe für die Karte quasi anstehen. Kauft der Spieler die Karte nicht, wird der nächste in der Reihe gefragt, nun aber im Preis um eine Silbermünze gesenkt. Mit den erworbenen Karten können auf unterschiedliche Weise Siegpunkte angehäuft werden. So können etwa mithilfe von Orakelkarten Warensteine in Siegpunkte umgewandelt werden. Raubzugskarten geben direkt Siegpunkte und Gelagekarten bringen umso mehr Punkte, je mehr ein Spieler von ihnen ansammeln kann. Auch Waren werden durch Karten erworben, in Form von beladenen Handelsschiffen.
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Karl oder JarlJorvik kann in zwei Varianten gespielt werden: einer einfachen Einsteigervariante, Karlspiel genannt (entspricht dem früheren Grundspiel Speicherstadt), und einer komplexeren Version, dem sogenannten Jarlspiel (entspricht Speicherstadt mit Kaiserspeicher). Bei letzterem werden noch mehr Karten ins Spiel gebracht und einer zweiter Mechanismus wird eingeführt, um Karten zu erwerben. Neben der normalen Angebots-Reihe, in welcher die Spieler durch ihre Figuren ihre Nachfrage anzeigen, gibt es eine zweite Reihe Karten, die die Spieler direkt mit einer eigenen Figur reservieren können. Die Spieler setzen ihre Figur auf eine Karte und ziehen sie aus der angebotenen Auslage in einer Reservierungsreihe. Diese funktioniert wiederum ähnlich wie der bisherige Versteigerungsbereich. Die Karte wird teurer, je mehr andere Karten in den Reservierungsbereich dahinter eingereiht werden. Der Vorteil einer reservierten Karte ist jedoch, sie wird ausschließlich dem Spieler angeboten, der sie aus der Auslage abgezogen hat. Kauft er sie nicht, wird sie direkt abgelegt. So kann ein Spieler Karten, selbst wenn er sie selber nicht erwerben möchte, sicher anderen Spielern verwehren.
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Den Gegner stets im Blick Um bei Jorvik siegreich zu sein, ist nicht nur die eigene taktisch richtige Sammlung von Karten wichtig, vor allem gilt es die anderen Spieler im Blick zu behalten und zu stören. Die eigenen Männchen sitzen daher häufig hinter Karten, die der Spieler selbst gar nicht möchte, die aber möglichst teuer sein müssen für den Gegner, oder sogar so teuer gemacht wurden, dass dieser sie gar nicht mehr erstehen kann. Liegt ein Spieler eindeutig vorne, arbeiten die Gegner daher auch schnell einmal zusammen und plötzlich kostet eine Karte mal sieben oder acht Münzen. Dann gilt es gut zu überlegen, falls ein Spieler überhaupt so viel Geld besitzt, ob die Karte das auch tatsächlich Wert ist. Wer sich nicht auf bestimmte Karten konzentriert, abwägt, rechnet und seine Gegner abschätzt, der kann in Jorvik kaum Erfolge verzeichnen. So ist das Spielgefühl mithin sehr frustrierend, ständig stehen sich die Spieler gegenseitig im Weg. Doch gerade das macht Jorvik auch so spannend: Es ist weit interaktiver als viele andere Kennerspiele. Es bastelt nicht jeder vor sich hin, die Spielzüge der anderen Spieler sind von höchstem Interesse und siegreich ist meist jener, dem es gelingt seine Punkte weniger auffällig zu sammeln, und das Interesse seiner Gegner auf andere Spieler zu lenken. So kann Jorvik auch ein Kampf abseits des Spielbretts sein.
Spannend aber auch sehr glücksabhängigJorvik ist ein altes Spiel in neuem Gewand: höchst interaktiv, knifflig, aber auch ärgerlich. Die Regeln sind recht simpel und daher schnell erklärt. Es gehört taktisches Geschick, ein guter Überblick über die Gegner und auch ein wenig manipulative Redekunst zum Sieg, vor allem aber auch eine große Portion Glück. So trägt die zufällige Verteilung der Karten oft erheblich zu Sieg oder Niederlage bei. Doch bei allem Frust über Pech in einer Partie, Jorvik ist auf jeden Fall eines - sehr spannend.
Weitere Informationen sowie die Anleitung zum Spiel finden sich auf der Webseite des Verlags.