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 Maria Sibylla Merian und die Tradition des Blumenbildes


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Anspruch
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Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Im Oktober 2017 wird die Ausstellung "Maria Sibylla Merian und die Tradition des Blumenbildes von der Renaissance bis zur Romantik" vom Berliner Kupferstichkabinett, wo sie bis Anfang Juli zu sehen war, ins Frankfurter Städel umziehen. Der Katalog dazu ist im Verlag Hirmer erschienen.

Im Buch folgt auf das Vorwort eine Einleitung, die sich mit den Merian-Exponaten in Berlin und Frankfurt befasst – aus diesem Fundus speist sich die Ausstellung zu einem beträchtlichen Teil. Es schließen sich fünfzehn Kapitel zu einzelnen Themen und Künstlern aus dem Bereich der Pflanzenabbildungen an, die im Wesentlichen chronologisch angeordnet sind. Von frühen Darstellungen in religiösen Büchern, auf Kupferstichen sowie in Kräuterbüchern, dann über Vorläufer Merians führen die verschiedenen Abschnitte hin zu der Künstlerin und Naturforscherin selbst. Anschließend finden sich Ausführungen zu ihrem Werk, zu Merian-Zuschreibungen, zu der 1706 geborenen Barbara Regina Dietzsch und ihrer Familie, die gewissermaßen die Tradition des Blumenbildes fortschrieben, und zu weiteren Entwicklungen des Genres bis in die Romantik hinein.

Den Abschluss bilden Literaturverzeichnis, Dank und Abbildungsnachweis sowie das Impressum.

Als Maria Sibylla Merian, deren Tod sich 2017 zum dreihundertsten Mal jährt, in der zweiten Hälfte des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts ihre einzigartigen Blumen- und Insektenbilder schuf, wies ihr Sujet in der abendländischen Kunst bereits eine längere Tradition auf. Gerade für Buchillustrationen eigneten sich Blumendarstellungen gut, und schließlich veröffentlichten wohlhabende Adelige und Bürger auch Bücher mit Abbildungen ihrer Gärten und Pflanzen.

Im Katalog zur Berliner und Frankfurter Merian-Ausstellung geht es, wie der vollständige Titel ja auch ausführt, zwar vorrangig um Leben und Werk der Merian, zugleich werden diese jedoch als Station einer Tradition innerhalb der Kunstgeschichte behandelt. So beginnt das Buch mit Betrachtungen zu floralen Illustrationen in religiösen Werken noch vor der Zeit des Buchdrucks. Über Stiche und Drucke für gedruckte Bücher spannt sich der Themenbogen hin zu den Malern, die noch deutlich vor Merian detailgenau Blumen, Pflanzenteile und Insekten als Motive aufgriffen und Vorlagen erstellten, welche von anderen Künstlern gern verwendet wurden. Unter diesen Merian-Vorläufern seien beispielhaft Georg Flegel, Georg Hoefnagel und Johann Walter der Ältere genannt.

Merians Karriere, die durch Künstler und Verleger im familiären Umfeld gefördert wurde, stehen zusammen mit ihren auch für den heutigen Betrachter außergewöhnlichen Bildern im Mittelpunkt des Buchs. Der Leser erfährt neben vielen interessanten biografischen Details zum Beispiel auch, welchen Restriktionen weibliche Künstler seinerzeit ausgesetzt waren – und in welcher Weise sich die Mutigen unter ihnen diesen entzogen -, wie das Verlagswesen funktionierte und welche Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Kunst es gab.
Interessant sind selbstverständlich auch die Kapitel über die "Nachfolger" Merians, darunter mit Barbara Regina Dietzsch eine weitere ausgezeichnete Künstlerin.

Im Buch folgen auf die mit begleitenden Abbildungen versehenen Kapiteltexte jeweils die entsprechenden Katalogseiten zu den dazugehörigen Exponaten, es gibt also keine getrennten Essay- und Katalogabschnitte. Das recht große Format bringt Details der ausgestellten Bilder gut zur Geltung, überhaupt besticht die Abbildungsqualität. Unmittelbar bei den Abbildungen befinden sich die Angaben zu Künstler, Technik und Material, Maßen, Eigentümer, Inventarnummer und Provenienz, gefolgt von einer kurzen Erläuterung, in der es beispielsweise um die Historie der Zuschreibung geht.

Aufgrund des sinnvollen, klaren Aufbaus und natürlich der Auswahl an faszinierenden Werken einschließlich ihrer attraktiven Präsentation ist es ein Vergnügen, dieses Buch zu lesen und zu betrachten – der Lektüre dürfte sich kaum ein Kunstfreund entziehen wollen, trotz des Umfangs. Denn die sorgfältig recherchierten, angenehm zu lesenden Informationen bieten einen tiefen und detaillierten Einblick in ein interessantes Thema der Kunstgeschichte.

Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. April 2017 | ISBN: 9783777427874 | Preis: 39,90 Euro | 255 Seiten | Sprache: Deutsch

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