Was für ein Unglück, einen Drachen zu verlieren! Nicht, dass die Tiere besonders geschätzt würden, doch ohne das Blut der Kreaturen würde die Gesellschaft von Mandorien zusammenbrechen. Schließlich verleiht das aus den Drachen gewonnene Produkt einigen Menschen besondere Kräfte. Diese sogenannten Blutgesegneten erhalten durch das Drachenblut mehr Kraft, heilen schneller oder können sogar Maschinen antreiben, je nachdem, welche Farbe der Drache hatte, dessen Blut sie einnehmen. Natürlich ist der Effekt nur kurzfristig und so brauchen die Menschen immer mehr Blut. Umso schlimmer, dass die Drachen immer weniger werden, was das Handelssyndikat mit Sorge betrachtet.
Da kommt das Gerücht auf, im Landesinneren sei ein starker, weißer Drache gesichtet worden, schon vor langer Zeit. Könnte das Tier die Lösung aller Probleme mit den Drachen sein? Welche magischen Kräfte mag sein Blut besitzen? Alle Hoffnung liegt darauf, das Tier zu finden, denn das Corvantinische Kaiserreich wartet schon lange darauf, einen Krieg mit Mandorien zu beginnen. Ohne Drachenblut wäre das Reich verloren.

Was für ein mächtiger Drache ziert das Cover des Romans. Weit ausgebreitete Schwingen zeigen die Größe des Tiers, dessen Maul Feuer sprüht. Umso größer die Überraschung, die den Leser gleich auf den ersten Zeilen erwartet. Nutztiere sind Drachen in dieser Welt, seit Generationen immer schwächlicher, und in Ställen gezüchtet, wie Kühe. Schlimmer noch, sie werden elender behandelt, denn es ist ihr Blut, das den Menschen von Nutzen ist. Ob Rot, Blau, Grün oder Schwarz, die Tiere werden regelrecht zur Ader gelassen und ihr Blut verwertet. Sicher ist es wertvoll, doch das schlägt sich selten in Wertschätzung für die Tiere nieder. Ganz im Gegenteil, es hat sich ein Handelssyndikat gebildet, dass seine ganze Macht aus dem "Produkt" genannten Blut der Tiere zieht und äußerst skrupellos vorgeht, wenn es darum geht, seine Vormachtstellung zu behalten.

Dies muss auch Claydon Torcreek feststellen, der mit seinen Freunden auf der Straße lebt und sich mich kleinen Diebstählen und Betrügereien über Wasser hält. Clay ist ein Blutgesegneter, jemand, der gefahrlos Drachenblut zu sich nehmen und von seiner Magie profitieren kann. Da er jedoch niemals als solcher registriert wurde, wusste das Syndikat bisher nichts von seiner Gabe. Als es auf ihn aufmerksam wird, wird er auf die Mission geschickt, einen weißen Drachen zu finden, damit das Syndikat dieses mystische Tier verwerten kann.

Drachen, die industriell genutzt werden, was für eine ungewöhnliche Idee. Autor Anthony Ryan entwirft in "Das Erwachen des Feuers" eine Welt, die durchaus ein wenig steampunkig daher kommt, mit einem klaren viktorianischen Einschlag und einer technischen Welt. Drachenblut hilft dabei, große Schiffsmotoren anzutreiben, wird quasi als Doping benutzt, um den Blutgesegneten unglaubliche Fähigkeiten zu verleihen. Raffinierte Agentinnen machen sich mutig daran, die Interessen des Syndikats durchzusetzen. Hier ist alles drin, was einen spannenden Roman ausmacht.

Allein diese Faktoren würden ausreichen, um den ersten Band der Reihe" Draconis Memoria" bemerkenswert zu machen, doch hat der Autor seine Figuren glaubhaft gestaltet, mit Zweifeln, Rachegelüsten und unterschiedlichen Loyalitäten. Auch hier legt die Geschichte eine reife Leistung hin, denn die Charaktere sind komplex und machen es lohnenswert, sich auf sie einzulassen. Mandorien ist ein Reich, das es zu besuchen lohnt und der Leser wird sich dabei ertappen, dass er gerne zurückkehren möchte. In den Folgebänden wird er Gelegenheit dazu haben.

Weitere Informationen sind auf der Verlagswebseite zu finden.