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 Die Götter von Asgard

Autoren: Liza Grimm
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Wie eine Heldin fühlt sich Ray nun wirklich nicht. Gerade erst hat sie ihr Studium vermasselt, hält sich für die größte Versagerin auf Erden und weiß nicht mehr, wie ihr Leben weitergehen soll. Und doch steht Kára vor ihr, eine junge Frau, die Ray nie vorher gesehen hat und erzählt ihr, dass sie als Heldin geboren ist und Kára, eine Walküre, sie beschützen muss.

An sich könnte das schön klingen, doch in Rays Fall bedeutet es, dass die Götter Asgards sie vernichten wollen, denn eine weitere menschliche Heldin würde den Untergang der bekannten Welt bedeuten. Bei den Aussichten will Ray sich lieber aus dem Staub machen, Bestimmung hin oder her. Doch ihrem Schicksal kann sie nicht entkommen; spätestens als sie auf die Götter Loki und Tyr trifft. Einer von beiden wird ihr Herz gehörig durcheinanderbringen.

Es ist ein beunruhigender Gedanke, dass ausgerechnet eine junge Frau für das Schicksal der Welten verantwortlich sein soll, besonders wenn diese Frau schon keinen Plan hat, was sie mit ihrem eigenen Leben anfangen soll. In Rays Fall verhält es sich sogar so, dass sie nicht wirklich weiß, warum sie ihr Leben gegen die Wand gefahren hat. Leider erfährt es der Leser dadurch auch nicht und das wird nicht das einzige Geheimnis bleiben, welches sich im Verlauf des Buches nicht auflöst.

Liza Grimm, die hier ihren Erstlingsroman abliefert, hat sich eine umfassende Geschichte ausgedacht, die sie auf über dreihundert Seiten stramm erzählt. Im Laufe der Handlung wird der Leser viele Figuren und Orte aus der Edda wiedererkennen, und wer ein Faible für nordische Sagen hat, kann sich in dem Roman gut zurechtfinden.

Wer hingegen wenig Berührungspunkte mit der nordischen Mythologie hat, stößt schnell auf ein offensichtliches Problem und das ist nicht das obligatorische Herzklopfen der Heldin, die sich recht flott in einen Asen verliebt und sich nie sicher sein kann, ob ihre Gefühle erwidert werden.

Vielmehr ist es so, dass die Autorin sich selten die Zeit nimmt, etwas ausführlich zu beschreiben. So tanzt zum Beispiel buntes Licht über Asgards Burgen und lässt edelsteinverzierte Fassaden erstrahlen. An sich ist das prima, doch der Begriff Burg lässt zwischen Wikingerhütten und Schloss Neuschwanstein so ziemlich jede Vorstellung zu. "Prunkvolle Gebäude" und "unbeschreiblicher Himmel" bieten ebenfalls viel Raum für Interpretationen. Auch bei den Figuren bleibt Liza Grimm zu vage. Weiße Zähne, ironisches Lächeln und dunkle Locken identifizieren Loki, den listenreichen Gott ausreichend. Erstaunlicherweise werden Kinogänger trotz der mageren Beschreibung stellenweise durchaus an seine Darstellung in den Marvel-Filmen erinnert.

Nun, bei den Äußerlichkeiten mag das ein bisschen wenig sein, bei der Charakterentwicklung dagegen fällt es schwerer ins Gewicht und auch da präsentiert das Buch sich in der Sparversion, was schade ist. Es gelingt dem Leser selten mit Ray mitzufühlen, die zwar keine Ahnung vom Leben hat und doch jede Schwierigkeit meistern kann. Ihre Begleiter, unsterbliche Götter, sind kein bisschen weiser oder gesetzter als die Hauptfigur, vielmehr könnten sie in jedem Studentenwohnheim gefunden werden, wäre da nicht ihr atemberaubendes Aussehen.

Nun wäre es ein Leichtes, das Buch mit einem Achselzucken abzutun und es schlecht zu finden, gäbe es da nicht noch die Grundidee und die hat Potenzial. Einen Menschen nach Asgard und Niflheim, ja sogar nach Svartalfheim zu senden, bietet eine Menge Stoff für einen richtig guten Roman. Da Rays Geschichte noch nicht auserzählt wurde, bleibt die Hoffnung, dass der Folgeband das Ruder noch mal herumreißt und den Figuren mehr Fleisch auf den Knochen verleiht. Wenn die Autorin dann noch dem guten alten Prinzip des "Show, don´t tell!" folgt, dann kann aus der Story noch richtig was werden. Bis dahin fehlt leider noch ein bisschen, um wirklich zu überzeugen.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagswebseite vorhanden.

Iris Jockschat



Taschenbuch | Erschienen: 1. März 2018 | ISBN: 9783426522523 | Preis: 12,99 Euro | 304 Seiten | Sprache: Deutsch

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