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 Springflut, Staffel 1: Springflut

Serie: Springflut, Staffel 1
Regisseure: Mattias Ohlsson
Schauspieler: Kjell Bergqvist, Julia Ragnarsson
Verlag: edel motion

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Polizeianwärterin Olivia Rönning hat eine Semesteraufgabe zu erledigen. Die junge Schwedin wird damit beauftragt, einen Mord zu recherchieren, der beinahe dreißig Jahre zurückliegt. Natürlich kniet Olivia sich in den Fall richtig hinein, zumal sie erfährt, dass seinerzeit ihr mittlerweile verstorbener Vater zusammen mit seinem Kollegen Tom in eben diesem Mordfall ermittelte. So richtig kommt sie jedoch nicht weiter, denn Tom Stilton, der ehemalige Kollege ihres Vaters, ist wie vom Erdboden verschwunden und es scheint, niemand sonst kann ihr wirklich weiterhelfen.

Ein aktuelles Verbrechen an einem Obdachlosen bringt Olivia auf eine heiße Spur, denn die beiden Fälle überkreuzen sich und sie sieht eine Chance, die sie zu Tom führen könnte.

Was bringt jemanden nur dazu, eine Schwangere am Strand einzugraben und durch die Flut zu ertränken? Wer war das Opfer und was wollte sie in jener Nacht vor dreißig Jahren auf der schwedischen Insel Nordkoster? All diese Fragen konnten nie geklärt werden und im Grunde erwartet niemand, dass eine angehende Polizistin nach all der Zeit Licht ins Dunkel bringen könnte. Olivia Rönning aber ist fest entschlossen, ihr Bestes zu geben und macht sich daran, den Fall völlig neu aufzurollen.

Es braucht erstaunlicherweise eine Menge Geduld, um das Verbrechen zu verstehen, dass die Hauptfigur Olivia so beschäftigt. Erst am Ende der 450 Minuten laufen alle Fäden der Handlung zusammen und der Zuschauer erfährt, was damals in der Nacht der Springflut geschah. Bis dahin passiert eine derartige Menge, dass nicht nur die Charaktere der Serie manchmal den Überblick verlieren. Da geht es um Käfigkämpfe mit Kindern, Handyvideos, die Überfälle auf Obdachlose zeigen, den Mord an einem Journalisten und diverse Traumata. Die Serie will viel und das zeigt sie auch. Unglücklicherweise schafft ausgerechnet die Hauptfigur es nicht, den Zuschauer zu fesseln. Olivia ist ehrgeizig und hat wirklich ein unglaubliches Glück, wenn es darum geht, zu ermitteln. Sie sollte also kompetent und glaubhaft wirken, damit es möglich wäre, mit ihr zu fühlen und über die ganze Länge der Staffel an sie zu glauben. Das schafft Schauspielerin Julia Ragnarsson nicht. Über weite Strecken lässt sie Olivia einfach pampig wirken, uneinsichtig und bisweilen nervig. Warum ausgerechnet eine so unerfahrene und naive junge Frau etwas leisten können soll, dass erfahrene Polizisten nicht geschafft haben, erklärt sich nicht wirklich, zumal die verschiedenen Handlungsstränge immer wieder von der jungen Ermittlerin ablenken.

Da zeigen sich die aktuellen Ereignisse um die Obdachlosen wesentlich interessanter und auch liebevoller geschrieben. Es bereitet keinerlei Schwierigkeiten, sich an die Figuren zu gewöhnen und mit ihnen zu bangen, als einer nach dem anderen zwei jugendlichen Straftätern zum Opfer fällt. Kjell Bergqvist als Tom Stilton wächst dem Zuschauer sofort ans Herz und ihm nimmt man die inneren Kämpfe mühelos ab. Seine Zerrissenheit macht sehr deutlich, wie gebrochen der ehemalige Polizist immer noch ist und wie sehr er leidet.
Gut, dass die Handlung sehr oft bei ihm bleibt; sein Part besitzt genügend Tiefe und Können, um die Serie zu tragen.

Bleibt immer noch das Problem, dass ebendiese Serie zu viel will. Trotz der Länge der einzelnen Folgen bleibt nicht immer genug Zeit, um den Figuren Leben einzuhauchen und irgendwann beschleicht das Publikum das Gefühl, dass es ein paar Verbrechen weniger auch getan hätten, denn in der letzten Folge geht es dann sehr eilig zu. Flugs werden alle Rätsel gelöst und natürlich sind sie alle miteinander verknüpft. Das macht Sinn, überrascht nach Stunden der Ungewissheit aber doch. Warum ausgerechnet durch die letzte Folge so galoppiert werden muss, erschließt sich dem Zuschauer nicht. Schade, der Kriminalfall hat Potenzial, doch die Ausführung überzeugt nicht.

Iris Jockschat



DVD | Disc-Anzahl: 3 | Erschienen: 1. Dezember 2017 | FSK: 12 | Laufzeit: 450 Minuten | Originaltitel: Springfloden | Preis: 16,99 Euro | Verfügbare Sprachen: Schwedisch, Deutsch

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