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 Ermittlerteam um Karl Sönnigsen, Teil 2: Wir sind die Guten


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Als Helga von einer Bekannten einen verzweifelten Anruf erhält, möchte sie sofort helfen: Deren Mieterin Sabine Schäfer ist spurlos verschwunden. Verblüffenderweise kennen auch zwei ihrer Freundinnen die Vermisste, denn sie war deren Putzfrau. Arbeitete schwarz. War auch nicht gemeldet und lebte in einer "schwarzen" Wohnung. Kein Wunder, dass da die Polizei nicht infrage kommt.

Also ermittelt das inzwischen eingespielte Team um den pensionierten Polizeichef von Westerland, Karl Sönnigsen, ein weiteres Mal (nach "Böse Leute"). Das fällt nicht schwer, da die hauptberufliche Polizei nicht dazwischenfunken kann: Diese untersucht den Fall eines Mannes, der von den Klippen fiel – oder dabei möglicherweise etwas Unterstützung erhielt.

Karl Sönnigsen kann es nicht lassen. Der Ruhestand behagt ihm nicht, und sein Nachfolger weigert sich nicht nur – für Karl unerklärlich -, sich von ihm beraten zu lassen, sondern er hat ihm Hausverbot im Polizeipräsidium erteilt. Geht denn so etwas? Und Karls bester Freund Onno turtelt in seinem Alter wie ein Backfisch mit seiner Helga. Schrecklich - findet Karl.

Aber dann lockt ein neuer Fall, auch wenn es nur eine vermisste Putzfrau ist, die zudem noch schwarz gearbeitet hat, was nun einen pensionierten Finanzbeamten aus dem Freundeskreis aufschreckt und zu wiederum eigenen Ermittlungen verführt. Da unterdessen Onnos Tochter als Polizistin den Fall um einen Klippensturz untersucht, haben Karl und sein schon vom Band "Böse Leute" bekanntes Team ihre Ruhe bei ihren Nachforschungen. Bald kommt der Verdacht auf, dass beide Fälle zusammenhängen könnten und viel komplexer sind als gedacht: Die Rentnertruppe muss doch glatt auf Reisen gehen. Zum Glück ist immer ein Vorrat an Kaffee, Kuchen und Eierlikör dabei.

Gemütlich und mit viel Lokalkolorit garniert geht es in Dora Heldts zweitem Sylt-Krimi los. Sind ja schließlich Rentner, die ihre allzu reichliche Freizeit ein bisschen aufwerten wollen. Diese haben's jedoch in sich, das zeigt sich noch rechtzeitig, bevor es langweilig werden könnte. Mit viel Liebe zeichnet Dora Heldt ihre "schrägen Vögel" – allerdings können sich Hörer besser einfinden, wenn sie vorab den ersten Teil anhören oder lesen. Andernfalls verwirrt die Fülle an Hauptfiguren einschließlich der Beziehungen unter ihnen über weite Strecken.

Irgendwann, gegen Ende der ersten mp3-CD, nimmt die Handlung etwas Fahrt auf. Wer weniger auf Sylt- Charme und skurrile Charaktere als auf Spannung steht und so weit durchgehalten hat, bleibt nun bis zum Ende dran (die anderen natürlich erst recht). Denn unter der kuschelig-drolligen Oberfläche verbirgt sich doch ein sauber aufgebauter und gut ausgeführter Krimi, der lediglich zögernd anläuft. Ihm liegt eine sehr düstere Geschichte zugrunde, die bestürzt und nachdenklich macht – bei allem Rentner-Klamauk handelt es sich nicht um eine oberflächliche, billige Story.
Vieles lässt sich zwar voraussehen, aber am Ende geht es ordentlich zur Sache, und nicht zuletzt dank der Sprecherin mag der Hörer irgendwann gar nicht mehr pausieren: Anneke Kim Sarnau vermag es, die norddeutsche Sprechweise angemessen zu adaptieren, das in unterschiedlichen Tonlagen und Timbres, und auch darüber hinaus allen erdenklichen Rollen Leben zu verleihen. So engagiert gelesen macht ein Hörbuch richtig Spaß.

Für Sylt-Fans ein Muss, für alle anderen ebenfalls eine (zwar nicht leidenschaftliche) Empfehlung: gute Unterhaltung mit ausreichend Spannung, originellen Charakteren, Lokalkolorit und bei allem Insel-Charme auch einer ordentlich konstruierten Story.

Reinhören ist auf der Verlagsseite möglich.

Regina Károlyi



MP3-CD | CD-Anzahl: 2 | Erschienen: 31. Mai 2018 | ISBN: 9783833738616 | Laufzeit: 302 Minuten | Preis: 18,00 Euro | Sprache: Deutsch

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