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 Kein Rauch ohne Feuer


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Chief Inspector Alan Banks betrachtet die beiden abgebrannten Hausboote. Zwei Leichen werden gefunden und die kriminaltechnischen Untersuchungen ergeben eindeutig Brandstiftung. Brandbeschleuniger wurden verwendet und einer der Toten wurde vor der Tat betäubt. Bank und seine Assistentin, Inspector Annie Cabbot, durchleuchten die Vergangenheit der Toten. Die Spuren des toten Künstlers auf dem einen Boot führen zu einem Kunsthändler, einem Unbekannten, der die Identität eines Toten nutzt und zu einem Kunstsachverständigen, der zu allem Überfluss auch noch der neue Freund von Inspector Cabbot ist. Der tragische Fall des toten jungen Mädchens, das auf dem anderen ausgebrannten Boot gefunden wurde, scheint in eine Sackgasse zu münden. Sie war drogenabhängig, Missbrauchsopfer und lebte mit ihrem Freund widerrechtlich auf dem Boot. Verdachtsmomente ergeben sich allerdings keine.
Da brennt nur zwei Tage später ein Wohnwagen ab und wiederum finden die Polizisten eine Leiche, die vorher betäubt worden ist. Die Ermittlungen weiten sich immer mehr aus. Die Vergangenheit aller Opfer wird akribisch untersucht und ein Zusammenhang zwischen den drei Toten gesucht.
Ein weiterer Mord geschieht und Banks und Cabbot haben eher zu viele Verdächtige als zu wenige. Doch der Täter hat keine Fehler gemacht und scheint spurlos verschwunden zu sein. Hinzu kommt die merkliche Spannung im Verhältnis zwischen Banks und Cabbot, resultierend aus dem eifersüchtigen Verhalten von Banks und der naiven Herangehensweise von Cabbot.

Das Hörbuch nach einem Roman des Kanadiers Peter Robinson wird von Heikko Deutschmann vorgetragen. Er variiert gekonnt je nach Stimmung, Inhalt und Person. Ihm gelingt es mühelos, Unterhaltungen zwischen verschiedenen Personen, spannungsgeladene Textsequenzen, aber auch langatmige, akribisch aufgelistete Untersuchungsergebnisse zu vermitteln. Nie kommt Langeweile auf und die langwierigen Ermittlungen, die sehr starken Wert auf Authentizität legen, gewinnen dank seines Vortragsstils an Atmosphäre und Spannung. Dank seiner Leistung sind auch die Anfangs spürbaren Längen der Textvorlage gekonnt aufgefangen.
An den Stil des Autors muss man sich allerdings erst gewöhnen. Der Ermittler ist ein ganz gewöhnlicher, relativ sympathischer Mittvierziger, der nach Scheidung und verschiedenen Partnerinnen, darunter auch seine Assistentin Cabbot, in einer eher deprimierenden Phase seines Lebens ist. Er verstrickt sich in sinnlose Eifersüchteleien um den neuen Freund seiner Assistentin und ermittelt ruhig und wenig spektakulär. Einzig seine Menschenkenntnis scheint ihn auszuzeichnen, ansonsten ist die Ermittlung Teamarbeit. So stützt sich der Fortgang der Ermittlungen auf sehr viele kleinen Puzzlestücke, die von verschiedensten Fachleuten der Polizei beigetragen werden. Bis hin zur Analyse des Tankinhaltes eines Leihwagens, die mit einem beim Brand eingesetzten Brandbeschleunigers verglichen wird, geht die Detailfreude des Autors. Wer also eine Ermittlung im Stile großer Polizisten und Detektive, die intuitiv Wahrheit und Lüge erkennen und mit messerscharfem und weit überlegenem Verstand Täter, Motiv und Tathergang eruieren, erwartet, wird bei Robinson und diesem Hörspiel enttäuscht. Dem Autor ist es viel wichtiger, Personen zu charakterisieren, eine Tat zu beschreiben und die Untersuchung der Polizei bis ins kleinste Detail aufzuzeichnen.
Dies gelingt in diesem Hörspiel gut. Wenn auch viele Details dem Hörer uninteressant vorkommen und manches Verhör überflüssig, entwickelt der Fall doch eine eigenartige Dynamik. Trotz der zahllosen Details und vieler zum Teil nur am Rande wichtigen Personen entsteht ein Gesamtbild, das die Geschichte mehr und mehr trägt. Man hat das Gefühl, mitten in einem völlig normalen Lebensabschnitt der beteiligten Menschen zu sein und ihnen quasi über die Schulter zu blicken und daran Teil zu haben. Die Verhaltensweisen und Reaktionen der Handelnden sind schlüssig und nachvollziehbar, die schwierigen Ermittlungen logisch aufgebaut.
Immer mehr nehmen einen die Charaktere gefangen. Dem Autor gelingt es, sie zu scheinbar wirklichen Personen zu machen und man hat immer mehr das Gefühl, in einem realen Fall zu stecken. Der dokumentarische Charakter der Romane des Autors kommt auch in dem Hörspiel sehr stark zum Tragen und hebt ihn aus der Vielzahl von Kriminalhörspielen hervor.

Fazit: Dieses Hörbuch ist gelungen. Der sehr gute Sprecher und die geschickt angelegte Handlung nehmen den Hörer - nach anfänglichen Längen - immer mehr gefangen. Man fühlt sich immer stärker mitten in die Ermittlungen versetzt und hofft und bangt mit den Ermittlern, dass sie den Fall aufklären. Begeistert hört man sich den Schluss an und ist zum Fan des Autors geworden. Was will man mehr?

Die Produktion von "Hörbuch Hamburg" ist auf 4 CDs mit 300 Minuten Länge untergebracht. Das Titelbild hat leider mit dem Inhalt nichts gemein und wirkt überdramatisiert. Die Qualität der Kunststoff-Box ist gut und die Informationen zu Autor, Sprecher und Inhalt ausreichend. Es handelt sich um die erste Hörbuch-Ausgabe eines Buches von Peter Robinson.

Stefan Erlemann



CD | Erschienen: 01. Januar 2006 | ISBN: 3899032314 | Laufzeit: 300 Minuten | Preis: 24,90 Euro

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