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 Mörderhaus

Autoren: Vanessa Savage
Übersetzer: Christine Gaspard
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als Sarah erfährt, dass ihr Mann Patrick das Haus kaufen möchte, in dem er seine Kindheit verbracht hat, entlockt ihr das nicht gerade Begeisterungsstürme. Denn in der Zwischenzeit wurde in diesem Haus bei einem Massaker fast die ganze Familie ausgelöscht, die darin zu dieser Zeit lebte. Daher nennen die Anwohner in der Gegend das heruntergekommene, lange unbewohnte Gebäude das "Mörderhaus".

Irgendwann gibt Sarah ihren Widerstand auf, auch die beiden halbwüchsigen Kinder kommen gezwungenermaßen mit. Patrick hat die finanziellen Möglichkeiten der Familie mehr als ausgereizt, sodass zu der schlechten Stimmung, die aufgrund der Geschichte der neuen Behausung und deren miserablen Zustandes rasch entsteht, materielle Sorgen und Einschränkungen kommen.

Und das Mörderhaus scheint etwas mit den Bewohnern zu machen und sie zu verändern, insbesondere Patrick. Oder holt es nur etwas in ihnen an die Oberfläche, was schon lange existierte und vor sich hin schwelte?

Sarah ist finanziell von ihrem Mann abhängig und kann sich nicht gut wehren, als Patrick ein aus wirtschaftlicher Sicht völlig irrsinniges Vorhaben umsetzen will. Schon immer hat er vom idyllisch gelegenen, zauberhaften Haus seiner Kindheit geschwärmt, das seine Eltern aufgrund von Schicksalsschlägen verkaufen mussten – und in dem die Familie grausam ermordet wurde, die das Haus anschließend erworben hat.

Doch das Haus ist mehr oder weniger eine Ruine, die Kreditkarten sind mittlerweile gesperrt, alles wirkt feucht und schimmlig und voller gruseliger Geheimnisse, die zunehmend zutage treten. Und in der Familie entwickelt sich jeder Einzelne in eine ungute Richtung. Die Teenager-Kinder spüren das und versuchen, ihren eigenen Weg zu gehen, ebenso wie Sarah, doch Patrick kehrt zunehmend den Haustyrannen heraus. Als der Sohn auf der Straße eines Nachts halb tot geschlagen wird, versteht auch die angepasste Sarah, dass sich etwas ändern muss – aber wie? Hat sich doch anscheinend sogar ihre beste Freundin gegen sie gewandt. So sieht sich Sarah, als sie begreift, dass es mittlerweile um nicht weniger als ihr Leben geht, völlig isoliert.

Sehr jung und naiv hat sich Sarah auf die Beziehung mit Patrick eingelassen und von ihm komplett vereinnahmen lassen. Solche Fälle gibt es, und auch wenn mancher Leser die Frau wohl des Öfteren schütteln und ihr irgendwie so etwas wie gesunden Menschenverstand eintrichtern möchte, weil sie sich irrational verhält, ist die auf dieser Abhängigkeit basierende Geschichte nicht ganz unrealistisch. Zweifellos hat Sarah eine Dependente Persönlichkeitsstörung oder eine verwandte psychische Auffälligkeit.
Dies tritt im Thriller immer klarer zutage, zusammen mit der Entfremdung der Kinder. Geschickt erzeugt die Autorin eine düstere Stimmung, bis die Atmosphäre sozusagen zum Greifen dicht ist. Es zeigt sich ein fatales Geflecht von gegenseitigen Abhängigkeiten und den Folgen einer unglückseligen Geschichte, die Sarah nicht kennt und die sich allmählich entfaltet. Der Großteil des Buchs wurde aus Sarahs Perspektive verfasst, es gibt wie bei vielen aktuellen Thrillern zusätzlich Einsprengsel aus der Sicht einer geheimnisvollen weiteren Person, deren Identität sich erst gegen Ende enthüllt – diesbezüglich wird der Leser zuvor auf einige spannende Abwege geführt.

Für einen Erstling ist "Mörderhaus" gut konzipiert und verfasst, auch wenn die Spannung mehrfach auf längeren Strecken zum Erliegen kommt und die Charaktere nicht immer nachvollziehbar agieren, was sich freilich mit ihren psychischen Störungen erklären lässt; nur: Einen "Normalo" inmitten lauter Gezeichneter hätten die meisten Leser schon ganz gern, einfach, um sich mit einer wichtigen Figur identifizieren zu können.
Trotzdem ein klares "Daumen hoch!", denn die Autorin hat definitiv Potenzial.

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 2019 | ISBN: 9783426523001 | Originaltitel: The Woman in the Dark | Preis: 14,99 Euro | 416 Seiten | Sprache: Deutsch

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