Der Weltagrarrat hat mit seinem im Jahr 2008 veröffentlichten Weltagrarbericht festgestellt, dass die industrielle Landwirtschaft weder die Antwort auf den Hunger in der Welt ist noch sein wird. Im Gegenteil, die industrielle Landwirtschaft macht den Einsatz von Agrarchemikalien nötig, führt zu Bodenverdichtung, Bodenerosion und Bodenversalzung, zu einer Belastung des Grundwassers und reduziert die Artenvielfalt. Eine nachhaltige Landwirtschaft geht anders und Nachhaltigkeit ist nötig, wenn in Zukunft alle Menschen dieses Planeten ausreichend ernährt werden sollen. Die Lösung des Weltagrarberichts lautet: Kleinbauern, die lokal produzieren und versorgen.

Ein vielversprechender Ansatz für eine Landwirtschaft, die auf wenig Raum, gute Erträge liefert, ist die Permakultur, mit der auch ein eigener Garten bewirtschaftet werden kann. Permakultur ist ein Wortgemisch aus den Begriffen permanent agriculture (zu Deutsch: dauerhafte Landwirtschaft), und permakultureller Anbau bedeutet, den Garten als sich selbstorganisierendes System zu begreifen. Zu diesem System gehören Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen und Menschen. Der Garten soll so gestaltet werden, dass er dauerhaft funktioniert, was am besten gelingt, wenn die Bedürfnisse aller sowie ihre Beziehungen untereinander berücksichtigt werden.

Unerlässlich ist dabei die Planung. Grundlage der Planung sind Informationen über den Garten, beispielsweise über das Mikroklima, die Artenvielfalt, die Bodenbeschaffenheit und die Bedürfnisse der involvierten Menschen. Diese können erhoben werden aus bereits vorhandenen Daten, basieren aber zum großen Teil auf Beobachtungen. Eine detaillierte Herangehensweise an die Gestaltung und Planung eines permakulturellen Gartens findet sich im Buch "Permakultur" von Sigrid Drage. Daneben gibt es Kapitel, die sich mit den diversen Beziehungen im Ökosystem befassen sowie mit den verschiedenen Lebensräumen in einem Garten, in denen sich nützliche Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen wohlfühlen. Hier wird der Maulwurf beispielsweise nicht als Störenfried gesehen, sondern als Helfer, der allerbeste Jungpflanzenerde produziert. Einem der Hauptakteure im permakulturellen Garten, dem Gemüse, ist ebenfalls ein recht umfangreiches Kapitel gewidmet. In einer Tabelle werden verschiedene Gemüsesorten mit hilfreichen Informationen aufgelistet. Weitere Kapitel befassen sich näher mit dem Boden, Kräutern, Obst, Blumen und Wasser. Auch der Wildniszone, die Teil eines jeden Permakulturgartens ist, ist ein Kapitel gewidmet. In die Jungpflanzenanzucht und Saatgutvermehrung wird ebenfalls, allerdings eher kurz, eingeführt, denn samenfestes Saatgut ist heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr.

Permakultur ist nicht nur eine Art und Weise ein Stück Land möglichst nachhaltig zu bestellen, sondern eine Art ökologische Philosophie, eine Betrachtung der Erde mit all ihren Lebewesen als sich selbst organisierendes System. Es geht darum herauszufinden, wie die einzelnen Elemente sich möglichst gegenseitig unterstützen, auf welche Weise sie nützliche Beziehungen eingehen können. Um das herauszufinden ist ein achtsamer Umgang mit der Natur nötig, eine Sichtweise, die das miteinander aller in den Mittelpunkt stellt. Die achtsame und offene Haltung der Autorin gegenüber der Natur wird auf jeder Seite des Buches deutlich und macht es neben den vielen hilfreichen Informationen zu einer nicht nur informativen, sondern auch entschleunigenden Lektüre. Es gibt einige Tabellen, in der die Informationen übersichtlich dargeboten werden. Zudem geht das Buch auf verschiedene Situationen ein und kann für die Kleingärtnerin ebenso interessant sein wie für jemanden, dessen permakultureller Garten auf einem Balkon Platz finden muss; für Menschen mit einem geräumigen Acker im ländlichen Bereich, die sich selbst versorgen wollen, kann es ebenso hilfreich sein wie für Leute, die ein städtisches Projekt im Bereich Urban Gardening auf die Beine stellen wollen.

Insgesamt ein gelungener und runder Ratgeber, der Lust macht, Lebensräume für alle zu schaffen und die Welt auf nachhaltige Weise mitzugestalten - und zwar egal wo und auf wie viel Quadratmetern.

Eine Leseprobe kann auf der Verlagsseite eingesehen werden.