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 Fiona Griffiths, Band 6: Fiona - Das tiefste Grab

Serie: Fiona Griffiths, Band 6
Autoren: Harry Bingham
Übersetzer: Kristof Kurz, Andrea O'Brien
Verlag: Rowohlt Tb

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Fiona Griffiths, engagierte Polizistin aus Cardiff in Wales, hat ungeduldig die Tage seit "ihrer letzten Leiche" gezählt. Nun scheint es, als ob sie sich endlich wieder in einen Fall verbeißen könne. Denn sie wird zu einem Tatort geholt, der ihr eine geköpfte Archäologin präsentiert. In deren Brust stecken drei Speere, von denen sich später herausstellen wird, dass sie aus der Eisenzeit stammen. Die Tatwaffe war anscheinend das Imitat eines mittelalterlichen Schwertes. Und der abgetrennte Kopf wurde ausgesprochen pathetisch in Szene gesetzt.

Dieser Fall führt Fiona wieder einmal kreuz und quer durch Wales und nicht zuletzt auf eine Zeitreise, denn ganz offensichtlich geht es um den frühmittelalterlichen König Artus und sein Schwert Excalibur.
Einige Morde und eine eigenartige Geiselnahme im walisischen Nationalmuseum später steht das sagenhafte Schwert im Darknet zum Verkauf, natürlich zu einem ebenfalls sagenhaften Preis, allerdings in gleich zwei Auktionen. Fiona könnte wohl erklären, wie das zustande kommt.

Normal ist Detective Sergeant Fiona Griffiths nicht. Dafür sorgt schon das Cotard-Syndrom, an dem sie seit ihrer Jugend in Schüben leidet: Betroffene halten sich für tot. Das erklärt auch Fionas enge Beziehung zu "ihren" Leichen. In ihrem sechsten Fall handelt es sich zunächst um eine grausam ermordete Archäologin. Deren Augenmerk galt dem frühen Mittelalter in Wales.
Und nicht nur sie richtete ihr Augenmerk darauf. Als Fiona zu recherchieren beginnt, zeigt sich, dass das fünfte Jahrhundert unserer Zeitrechnung und ganz speziell König Artus eine große Gemeinde von Archäologen, Historikern und anderen Wissenschaftlern – sie lernt den Beruf des Kodikologen kennen -, jedoch ebenso auch Laien fasziniert. Der Traum aller wäre, das Schwert des Königs zu finden, obwohl nicht einmal Artus' Existenz als gesichert gilt.

Inzwischen geschieht so allerlei – Verdächtige werden ermordet, eine Geiselnahme kaschiert einen richtig perfiden Plan. Fiona, von ihrem Interims-Chef gehasst und abgemahnt, findet ungewöhnliche Mitstreiter: eine Doktorandin der Archäologie mit einem schrecklichen Geheimnis, einen Pfarrer, der für eine gute Sache auch mal eine Flinte einsetzen würde, und nicht zuletzt ihren Dad, obwohl dieser nun wirklich jeden Grund hätte, sich gegen eine Zusammenarbeit mit der Polizei zu sträuben. Als das Artus-Schwert in doppelter Ausführung im Darknet versteigert wird, beginnt der Showdown, und der ist nicht ohne.

Nicht jeder Leser wird diese Mittelalter-Show mögen. Dass der Autor sich bemüßigt fühlt, sie in einem Nachwort gewissermaßen offensiv zu verteidigen, spricht für sich. Er bricht eine Lanze für die Unterhaltung des Lesers als Element des Kriminalromans. Eigentlich müsste er das nicht. Denn obwohl die Story ziemlich verrückt und verschnörkelt (nachvollziehbar verschnörkelt!) daherkommt, ist sie nicht unbedingt unrealistisch. Antiquitäten werden immer geschickter gefälscht, und ein solcher Betrug steht im Zentrum dieser Episode um Fiona Griffiths. Rasant gestaltet sich der Band erst nach einer ganzen Weile, davor gibt es jedoch durchaus einige spannende Entwicklungen.
"Das tiefste Grab" bietet also in der Tat jede Menge Unterhaltung, reichlich Historie und Lokalkolorit und darüber hinaus natürlich auch einen brisanten Fall. Fiona kommt ihrem großen Ziel, der Zerschlagung eines skrupellosen walisischen Verbrecherkartells, einen Schritt näher. Wermutstropfen: nicht allzu viel aus ihrer eigenen rätselhaften Vergangenheit klärt sich auf, Dad verschweigt noch so allerlei.

Wie gesagt – wer Spaß hat an einem Ausflug in den Übergang von der Antike zum Mittelalter, dies im Kontext des Abzugs der Römer aus Britannien und dem Kampf der keltischen Briten gegen Angeln und Sachsen, gemischt mit sauberer Polizeiarbeit, wird diesen Band sehr unterhaltsam finden, andere eher weniger. Generell lohnt es sich in Bezug auf die Fiona-Reihe, die Romane einen nach dem anderen zu lesen, weil sie aufeinander aufbauen und zwar unabhängig voneinander verständlich sind, jedoch auf ein großes Finale hinsteuern.

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 17. September 2019 | ISBN: 9783499275098 | Originaltitel: The Deepest Grave | Preis: 10,00 Euro | 542 Seiten | Sprache: Deutsch

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