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 Alexander Born, Band 1: Tannenstein


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als Alexander Born, ein wegen Korruption verurteilter Polizist, freikommt, liegen die Ereignisse, die den verschlafenen, abgehängten Ort Tannenstein seinerzeit in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt haben, schon drei Jahre zurück.
Born, aufgrund der ihm gemachten Vorwürfe mittlerweile Ex-Polizist, will alles tun, um die Person zu finden, die in Tannenstein an der tschechischen Grenze scheinbar aus heiterem Himmel elf Mitglieder eines Kulturvereins erschossen hat. Da der Täter vor der Bluttat viele Wochen hindurch in Tannenstein lebte und sich die Zeit hauptsächlich mit Wandern vertrieb, nennen ihn Polizei und Medien den "Wanderer".

Inzwischen ist die Liste der Opfer des Wanderers, nach wie vor wahllos wirkend, länger geworden, und auf ihr steht der Name von Borns Freundin und Kollegin Lydia. Während seiner Haft hatte Born genügend Zeit, Rachegedanken zu schüren und sein künftiges Vorgehen zu planen. Nun sieht er sich damit konfrontiert, dass eine Polizistin, die ins Team nachgerückt ist und Lydia kannte und mochte, sich trotz seiner nicht gerade gesetzes- und dienstvorschriftkonformen Pläne unbedingt mit ihm zusammentun will. Born weiß nicht, ob sie ihm mehr nützen oder schaden wird.
Und dann gerät er rasch ins Visier der Russenmafia, die er herausgefordert hat, denn ganz offensichtlich war Lydia einem ihrer Anführer auf der Spur – natürlich im Zusammenhang mit dem Wanderer.

Ein korrupter, eben aus der Haft entlassener Polizist, ein scheinbar aus dem Nichts zuschlagender Mörder ohne ersichtliches Motiv, die Russenmafia, Menschenhandel. Und Rache. Das sind, kurz und knapp, die wesentlichen Elemente von "Tannenstein". Ein bisschen Sex fehlt so wenig wie alte Freundschaft auf dem Prüfstand und eine große, unglückliche Liebe.

Alexander Born macht sich also auf die Suche nach dem Mörder seiner Freundin, der auch die elf Kulturvereins-Mitglieder aus dem Kaff Tannenstein, einen Tankwart und eine Immobilienmaklerin auf dem Gewissen hat. Als Gegner sucht er sich einen bedeutenden Mafia-Paten aus, der ihm umgehend signalisiert, dass er keinen Spaß versteht. Born, der nichts zu verlieren hat, beeindruckt das nicht.

Viele Perspektiv- und Szenenwechsel lassen in dem rauen Thriller ordentlich Tempo aufkommen, nehmen dem Leser jedoch die Möglichkeit, sich auf die Protagonisten einzulassen, von denen es letztlich auch zu viele gibt. Und wenn der Leser in dieser Art Thriller nicht drinsteckt, sich nicht identifiziert, sondern von außen darauf blickt, fehlt etwas Wesentliches. Dann wirkt ein Roman wie "Tannenstein" doch sehr wie ein Konglomerat aus Klischees. Siehe oben. Zumal der ehemalige Super-Polizist Born mehrmals arg naiv in Fallen tappt, die vermutlich sogar ich, einem gänzlich anders gelagerten Berufsfeld entstammend, als solche erkannt hätte.
Ob die detailliert-brutalen Gewaltszenen so orgiastisch ausgeführt werden müssen, soll dem Urteil des Lesers überlassen bleiben – ein guter Thriller braucht das nicht unbedingt.

Mit seinem zentralen Thema, dem Rachefeldzug statt dem Vertrauen auf das Gesetz und dessen ausführende Organe, trifft der Autor ganz klar einen Nerv unserer Zeit und wohl auch ein atavistisches Element in den meisten von uns. Born, von der einen auf die andere Seite gewechselt, lädt den Leser dazu ein, sich an ihm abzuarbeiten. Eine gute Idee, nur fällt es, wie erwähnt, angesichts der rasanten Wechsel schwer, sich auf Born und die Vertreter beider Seiten erst einmal einzulassen. Das ist schade.

Insgesamt stimmig, auch spannend, aber da geht noch was. Mal sehen, wie die Fortsetzung ausfällt.

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 31. Januar 2019 | ISBN: 9783423262187 | Preis: 15,90 Euro | 380 Seiten | Sprache: Deutsch

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