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 Die Flüsse von London, Band 7: Die Glocke von Whitechapel


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Endlich hat der gesichtslose Magier ein Gesicht und noch dazu einen Namen. Martin Chorley heißt der Magier, der Constable Peter Grant und seinem Vorgesetzen Thomas Nightingale das Leben schwer macht.
Bisher waren die Pläne ihrer Gegner immer übel, aber dieses Mal sieht es für die Metropole London wirklich düster aus. Noch dazu arbeitet Chorley mit Peters ehemaliger Kollegin Lesley zusammen, doch das könnte sich, so meint Peter, noch als Vorteil erweisen. Schließlich war Lesley zwar immer schon ein bisschen schneller und schlauer als Peter, doch er wusste sie auch als seine beste Freundin an seiner Seite, und sie hat Gründe, Mr Punch zu hassen, genau den Geist, den der gesichtslose Magier heraufbeschwören will.

Wie es scheint, läuft die lange Jagd nach dem skrupellosen Magier endlich auf ihren Höhepunkt hinaus.

Seit sechs Bänden jagt der mittelmäßig erfolgreiche, aber magiebegabte Constable Peter Grant den Gesichtslosen und endlich, endlich könnte ihm Erfolg beschieden sein. Nun macht Autor Ben Aaronovitch keinen Hehl daraus, dass seine Hauptfigur mindestens genau so viel Glück wie Talent braucht, um gegen den älteren und weitaus fähigeren Magier zu bestehen, doch so langsam wird Peters Glück verdächtig.

Immerhin muss er sich mit Göttinnen auseinandersetzen, Poltergeistern, einer wankelmütigen Freundin und seiner Verwandtschaft aus Sierra Leone. Dabei kann der Leser nicht immer sagen, welche Gesellschaft Peter in größere Schwierigkeiten bringt, doch scheint sein Charme ihm immer wieder die Haut zu retten. Er trifft die richtigen Leute zur richtigen Zeit und kein Zufall wäre zu unglaublich, als dass er am Ende nicht doch die Einheit des Folly, der magischen Einsatzzentrale der Londoner Polizei, auf den richtigen Weg brächte.

Dabei lässt sich Ben Aaronovitch bei aller Dramatik nicht aus der Ruhe bringen und nimmt sich die Zeit, zwischenmenschliche oder andere Beziehungen haarklein aufzudröseln und dem Leser damit den einen oder anderen Hinweis zu geben. Wer also genau liest, kann sogar ein wenig früher als Peter auf die Lösung des Falls kommen.

Jedoch, es fehlt dem Kriminalfall an Fulminanz. Peter und Lesley mögen nach wie vor Zauberlehrlinge sein, doch haben sie durch die vergangenen Fälle jede Menge gelernt und ihre jeweiligen Gegner, Martin Chorley auf der einen, Thomas Nightingale auf der anderen Seite, sind mächtig genug, ganze Gebäude aus den Angeln zu heben.

Trotzdem muss der Leser niemals wirklich um Peter bangen, egal in welcher Realität er sich in Gefahr begibt. Genau wie die anderen Bände der Reihe bleibt „Die Glocke von Whitechapel“ gefällig und durchaus launig, was an den bunten Charakteren liegt, die im Laufe der Zeit aufgetaucht sind. So handelt es sich bei der Haushälterin des Folly um eine durchaus gefährliche Fae und sowohl Peters Freundin Beverly als auch ihre Familie sind Flussgöttinnen, die in Londons Flüssen leben. Das hat nach wie vor durchaus Unterhaltungswert und erlaubt es dem Autor, immer wieder kleinere Exkursionen durch die Geschichte der britischen Hauptstadt zu unternehmen und diese in seinen Roman einzubauen.

Davon lebt der Charme der Reihe, doch es wird dringend Zeit, der Geschichte um Peter andere Impulse zu geben. Ewig kann der Gesichtslose nicht finstere Pläne schmieden und entwischt er noch einmal in letzter Sekunde, so wäre das einmal zu oft. Nein, ein Ende muss her und ab und zu ertappt sich der Leser dabei, dass er den Autor zur Eile mahnen möchte. So humorvoll dessen Einfälle auch sind, eine Veränderung ist überfällig. „Die Glocke von Whitechapel“ gehört nicht zu den Highlights der Reihe, präsentiert sich aber als solider Abschluss, so dass der Leser mit Bedauern Abschied nehmen und auf ein Wiedersehen mit dem Folly und dessen Personen hoffen kann; hoffentlich unter neuen Vorzeichen.

Eine Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite.

Iris Jockschat



Taschenbuch | Erschienen: 24. Mai 2019 | ISBN: 9783423217668 | Originaltitel: Lies sleeping | Preis: 10,95 Euro | 416 Seiten | Sprache: Deutsch

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