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 Kriegstagebuch. 1914–1918


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Das Kriegstagebuch von Ernst Jünger aus dem Ersten Weltkrieg ist wohl eines der bekanntesten Zeitzeugenwerke dieser Zeit. Jünger berichtet darin von seinen alltäglichen Erfahrungen als Frontsoldat. Dieses Tagebuch ist Grundlage für den bis heute anziehenden wie polarisierenden Roman "Stahlgewitter".

Im Klett-Verlag erschien nun abermals eine Ausgabe der Tagebücher mit ausführlicher wissenschaftlicher Begleitung. Erstmals steht der Text damit aber als günstiges Taschenbuch zur Verfügung. Der gut 460-seitige Text wird durch zahlreiche Kommentare ergänzt sowie durch diverse Hintergrundinformationen und Übersichten zum Krieg und den historischen Hintergrund. Insgesamt nimmt der begleitende Apparat nochmal gut zweihundert Seiten ein.

Ernst Jünger polarisiert mit seinem Werk bis heute. So stehen seine Texte wie dieses Tagebuch für eine authentische Beschreibung des Alltags eines Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg mit allen Entbehrungen und traumatischen Erlebnissen, aber eben auch für eine nicht abzustreitende Ästhetisierung von Krieg und Gewalt an manchen Stellen. Dieser Eindruck wird noch dadurch gesteigert, dass eine Kritik am Krieg selbst oder auch nur eine Reflexion über den Sinn des Ganzen fehlt.

So ist das Kriegstagebuch selbst wie auch die darauf aufbauenden "Stahlgewitter" eine spannende zeitgenössische Lektüre, die dem Leser sehr viel über den Alltag im Ersten Weltkrieg, über das Funktionieren militärischer Abläufe, über Kriegführung und deren psychologische Wirkung nahe bringt. Was der Text nicht liefert, ist ein Nachdenken über das Erlebte. Das gibt ihm einen Berichtcharakter und Authentizität, aber zeugt eben auch vom unkritischen Akzeptieren des Grauens.

Für wissenschaftlich Interessierte ist diese Ausgabe sehr zu empfehlen, weil sie im Kommentarteil eine Fülle von zusätzlichen Informationen gibt, die Erklärungen bietet für heute nicht mehr Geläufiges und auch textkritisch auf verschiedene Versionen des Textes hinweist. So ist es dem Leser besser möglich, das Gelesene einzuordnen. Durch eine Bibliographie besteht auch die Möglichkeit, sich vertieft mit dem Gegenstand oder einzelnen Aspekten zu befassen.

Insgesamt liegt somit eine großartige Neuedition vor, die dem Werk in seiner Bedeutung gerecht wird und sehr empfohlen werden kann. Als günstiges Taschenbuch ist das Preisleistungsverhältnis unschlagbar.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.

Andreas Schmidt



Taschenbuch | Erschienen: 16. November 2019 | ISBN: 9783608985665 | Preis: 20,00 Euro | 660 Seiten | Sprache: Deutsch

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