Jenny Aaron, blinde Elitepolizistin aus der geheimsten Einheit der Bundesrepublik, genannt "Die Abteilung", blickt auf eine desaströse Aktion in Rom zurück, der Inhalt des Vorgängerteils "Endgültig" ist, und weiß noch nicht so recht, wohin sie sich orientieren soll. Da erfährt sie, dass es für sie eine Chance gibt, ihr Augenlicht zurückzugewinnen. Doch sie kommt nicht dazu, mit der Behandlung zu beginnen, denn ein Brief stellt ihr Leben auf den Kopf.

Holm, der Mann, der sie bei einem Einsatz geblendet hat, lässt sie durch diesen Brief wissen, dass er sie als Erbin über seine zwei – freilich nicht ganz sauberen – Milliarden eingesetzt hat. Und da Holm zu dem Zeitpunkt, zu dem Aaron die Information erhält, bereits tot ist, findet sich die Polizistin unvermittelt als Schwerreiche wieder. Allerdings muss sie, um das Erbe antreten zu können, nach Marrakesch reisen, wo ein entsprechendes Bankkonto und ein Schließfach auf sie warten – sowie mit Sicherheit eine Menge Verwicklungen, die auch mit einigen alten Fällen der "Abteilung" in Verbindung stehen dürften.

Aaron nimmt ihren Kollegen Pawlik mit nach Marrakesch. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen werden die beiden von skrupellosen Söldnern jenes Mannes aufgespürt, dem Holm die zwei Milliarden abgeluchst hat und der, wie sich bald zeigt, für Aaron nicht nur kein Unbekannter ist, sondern jemand, der ihren ganzen Hass verdient. Eine wilde Verfolgungsjagd beginnt.

Marrakesch weckt bei Krimi-Fans unmittelbare Assoziationen an Hitchcocks "Der Mann, der zu viel wusste", und nun nutzt auch Andreas Pflüger die Stadt als Schauplatz für einen Thriller. Darin erschöpfen sich jedoch die Gemeinsamkeiten mit Hitchcock größtenteils, denn bei Jenny Aaron und Kollege Pawlik handelt es sich um perfektionistische Tötungsmaschinen, wenn man so will. So wurden sie und die anderen Mitglieder der "Abteilung" bereits in "Endgültig" präsentiert, und in "Niemals" setzen sie ihre Arbeit dementsprechend fort. Beim Versuch, Aaron die zwei Milliarden zu sichern und darüber hinaus eine wichtige Zeugin und deren kleinen Sohn zu kidnappen und nach Deutschland zu bringen, ziehen sie eine recht üppige Blutspur durch Marokko. Diese versiegt auch in der Heimat nicht, zumal beim Showdown.

Darüber hinaus setzt sich die in "Endgültig" angelegte Geschichte fulminant fort. Action gibt es reichlich, manchmal überschlägt sich die Handlung regelrecht – großes Kino! Die Story wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf. Allerdings kommt es auch immer wieder zu Längen, insbesondere für Hörer, die sich nicht sonderlich für fernöstliche Lehren und Weisheiten interessieren.
Fesselnd ist dieser Teil also ebenso wie der erste, wenngleich nun einmal mit Einschränkungen. Erneut dürfte es manchen Hörer irritieren oder nerven, dass Aarons Blindheit sie umso perfekter macht in ihrem Job als Elitepolizistin zusammen mit ihren fast ebenso perfekten Kollegen. Die Sprache sowohl der Protagonisten als auch des Erzählers mit ihren teils ziemlich forcierten Metaphern, den überbetonten Machosprüchen und ihrem häufig brutalen Stakkato (nun gut, durchaus ein Spannungselement!) kann ein Hörer mögen oder auch nicht. Bemerkenswert ist, wie authentisch Sprecherin Nina Kunzendorf diese Sprache aufnimmt und wiedergibt – eine herausragende Leistung, die nicht unerheblich zum Eindruck des Hörbuchs beiträgt.

Zwischendurch zeigen die Protagonisten, auch die knallharte Jenny Aaron, verschämt Herz, etwa, wenn es um den kleinen Sohn ihrer Zeugin geht. "Niemals" kommt mit denselben Stärken und Schwächen wie der erste Teil daher, reicht nicht ganz an ihn heran, dürfte sich aber für alle, denen "Endgültig" gefallen hat, als hörenswert erweisen.

Reinhören ist auf der Verlagsseite möglich.