Roy hat viele Jahre lang ein entspanntes Leben nach seiner Vorstellung geführt: als Tankstellen- und Werkstattbesitzer in dem kleinen Ort Os, in dem er aufgewachsen ist. Doch Os und damit auch der Tankstelle droht aufgrund einer geplanten Umgehungsstraße der wirtschaftliche Ruin.
Dann kehrt nach vielen Jahren überraschend sein jüngerer Bruder Carl zurück, der in Kanada eine Karriere begonnen hat. Er bringt eine Ehefrau namens Shannon mit und die Pläne für ein Hotel, das auf dem ererbten Land der Brüder entstehen soll. Die Dorfbewohner können und sollen Teil des Projekts werden, für das Carl unermüdlich wirbt. Kann Carl den Untergang des Dorfes verhindern?

Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Die Vergangenheit holt Roy mit der Wucht eines Erdrutsches ein. Es gibt zu viele rätselhafte Tode in Os – den seiner Eltern, die auf unergründliche Weise den vertrauten Weg verfehlten und in einem Abgrund landeten, den des ermittelnden Polizisten und bald noch einige mehr. Denn die Familie muss zusammenhalten. Insbesondere, wenn es um das gemeinsame Land geht. Ihr Königreich, wie der verstorbene Vater es nannte. Schwierig, wenn es zwei Kronprinzen gibt, die unterschiedliche Prioritäten setzen.

Sehr langsam nimmt dieser Thriller Fahrt auf. So langsam, dass Hörer, die den Autor Jo Nesbø nicht kennen, vermutlich resignieren. Selbstverständlich stimmt da etwas nicht in dieser Bilderbuchfamilie vom Land, doch die eiskalte Dusche lässt scheinbar unendlich auf sich warten.
Jo Nesbø hält sich im Anschluss jedoch nicht allzu lange mit den "red herrings" auf. Es geht recht direkt weiter, ohne dass die Gewalt ausufernd beschrieben wird, Andeutungen genügen für eine Gänsehaut. Roys Perspektive lässt den Hörer mitgehen, mitfühlen, auch wenn er kurzzeitig an Roys Loyalität zweifeln mag. Das zweite Drittel läuft richtig gut, "action" und psychologische Spannung gehen Hand in Hand, bisweilen steht eine Explosion kurz bevor.

Und dann der Schluss. Plötzlich gibt es Sand im Getriebe, es geht nicht mehr recht voran, und als es dann doch noch zu einem letzten Höhepunkt kommt, wirkt dieser forciert und unrealistisch. (Menschen reagieren irrational, aber nicht in jeder Situation und nach jeder Ausgangslage). Sicher ließe sich alles psychologisch erklären, doch bleibt das Ende, wiewohl nicht unerwartet, letztlich unbefriedigend in Bezug auf alles, was zuvor geschah.

Drei Sterne für den Inhalt, der erfahrene Sprecher Sascha Rotermund verdient wesentlich mehr. Ein komplexer Stoff, der etwas langatmig und zuweilen aufgebläht daherkommt – letztlich aber doch fasziniert.

Eine Hörprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.