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 Meine Schwester, die Serienmörderin


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ayoola und Korede leben mit ihrer Mutter in Lagos, Nigeria. Sie sind zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die jüngere, Ayoola, ist leichtsinnig, gewissenlos und wunderschön. Sie zieht alle Blicke auf sich, wohin immer sie kommt. Sie ist Designerin und hat ein eigenes Mode-Label. Ayoola genießt das Leben - und die Männer. Bis sie ihrer überdrüssig wird und sich ihrer mithilfe eines stets mitgeführten Messers entledigt.
Korede, die Ältere, ist nüchtern, verantwortungsbewusst, zuverlässig und pragmatisch. Sie arbeitet als Krankenschwester in einer Klinik und ist heimlich verliebt in den jungen Arzt Tade, der ihre Kompetenz und Professionalität zu schätzen weiß. Korede wacht seit deren Geburt über Ayoola und fühlt sich noch immer für ihr Wohlergehen verantwortlich. Dabei geht sie so weit, die Spuren der Mordtaten ihrer Schwester zu beseitigen. Doch dann angelt sich Ayoola Tade, der völlig hingerissen ist von ihr. Erste Risse zwischen den Schwestern treten zutage.

Dieser Roman fasziniert durch die facettenreiche Darstellung der unterschiedlichen Charaktere, besonders der weiblichen Protagonistinnen. Die Männer hingegen bleiben meist mit Ausnahme des Vaters der Schwestern, Femi dem Dichter und Freund Ayoolas, und einem Komapatienten, der in seinem Krankenzimmer eine Art Beichtvater wird für Korede, seltsam schablonenhaft. Die Sympathie ist eindeutig auf Seite der starken Frauen. Der Plot wird in kurzen Kapiteln erzählt, deren jeweilige Titel bereits die Handlung skizzieren. Zum Beispiel lernt der Leser im Passus "Bleiche" eine Menge über die Vorzüge dieses Hausmittels bei der Beseitigung von Blutspuren. In Deutschland sind Wort und Verwendung der Bleiche inzwischen rar geworden. Hier erzählen nur noch Straßennamen von der alten Gewohnheit, Weißwäsche auf der Wiese in der Sonne zu bleichen. In Nigeria scheint das anders zu sein und so lernt der moderne westliche Mensch einiges über ein einst auch hierzulande gebräuchliches Hausmittel. Mithilfe der kurzen Kapitel versteht es die Autorin, Tempo und Spannung zu erzeugen. Sie fächert mehrere Erzählstränge auf, ohne dabei die Fäden aus der Hand zu geben. Nach und nach schält sich der Hintergrund des mörderischen Verhaltens Ayoolas gegenüber Männern heraus. Als Leser behält man trotz der Komplexität leicht den Überblick - auch dank der klaren Sprache.

Die Geschichte ist trotz des schwerwiegenden Themas leicht und unterhaltsam geschrieben. Durch die kurzen, aber einprägsamen Kapitel eignet sich der Roman auch für die Lektüre unterwegs. Die Fäden lassen sich schnell wieder aufnehmen. Das Ende des Romans bringt eine überraschende Wendung und bleibt dennoch offen. Dieser Debütroman der nigerianischen Autorin ist gute Unterhaltungslektüre im besten Sinne des Wortes.

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Claudia Ricker



E-Book | Erschienen: 10. März 2020 | Originaltitel: My Sister, the Serial Killer | Preis: 4,99 Euro

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