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 Carol Jordan und Tony Hill, Band 11: Der Knochengarten

Serie: Carol Jordan und Tony Hill, Band 11
Autoren: Val McDermid
Übersetzer: Ute Brammertz
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Vor fünf Jahren wurden Kloster und Waisenhaus des Ordens der "Seligen Perle" im nordenglischen Bradfield geschlossen; nun soll das Areal mit Wohnungen bebaut werden. Zu Beginn der Bauarbeiten werden zahlreiche Kinderskelette gefunden. Das Team um Paula McIntyre soll aufklären, wie es zu diesen illegalen Bestattungen kam und ob es sich um natürliche Tode - was angesichts der schieren Zahl unwahrscheinlich wirkt - oder um Morde handelt.

Carol Jordan, die ehemalige Chefin des Ermittlungsteams, arbeitet zeitgleich an der Aufarbeitung ihrer posttraumatischen Belastungsstörung; unerwartet sieht sie sich von einer früheren Gegnerin für ein interessantes Projekt umworben. Und Tony Hill, Profiler und der Mann, den sie liebt, schreibt im Gefängnis endlich sein Buch "Verbrechen lesen". Ausgerechnet Tonys hochnarzisstische Mutter sorgt dafür, dass die beiden wieder miteinander in Kontakt treten.

Gegen Ende zeigt sich, dass der Fall, an dem Paula und ihr Team arbeiten, mit Carols neuer Aufgabe zusammenhängt. Und auch Tony kann seinen Sachverstand einbringen.

Als Aufhänger für den elften Fall der Serie um Carol Jordan und Tony Hill dient massenhafter Missbrauch in einem katholischen Waisenhaus, der zumindest vermutet werden muss, als die Skelette von vierzig potenziellen Opfern auf dem Gelände des Klosters zum Vorschein kommen, zu dem das Waisenhaus gehörte. Die dort beherbergten Mädchen hatten eine familiäre und soziale Vorgeschichte, die es unwahrscheinlich machte, dass verschwundene "Insassen" vermisst würden.

Es erweist sich allerdings, dass der Fall noch deutlich komplexer werden wird. Der potenzielle Täter hat sich bereits ganz am Anfang des Buchs als solcher präsentiert und tritt danach erst einmal praktisch nicht mehr aktiv in Erscheinung.
Während die Ermittlungen sich hinziehen, weil die Nonnen erwartungsgemäß wenig Interesse an einer Kooperation mit der Polizei zeigen, geht Carol Jordan zwangsläufig ihre eigenen Wege, während Tony Hill seine Haftstrafe mit Sinn zu erfüllen versucht – mehr oder weniger erfolgreich.

Spätestens an dieser Stelle dürfte klar sein, dass "Der Knochengarten" aus etlichen Handlungssträngen besteht, und in der Tat zerfasert die Handlung immer mehr, da auch einzelne Ermittler und weitere Protagonisten Kapitel mit ihrer Perspektive füllen. Eine Identifikation mit einzelnen Figuren fällt da schwer, zumal unter solchen Umständen eine scharf konturierte, farbige Zeichnung der Charaktere kaum möglich ist. Das erschwert es Lesern, die die Reihe noch nicht kennen, erheblich, sich einzufinden. Auch die Bemühungen der Autorin, möglichst viel LGBT-Problematik und andere Minderheiten-Anliegen unterzubringen, sind der Spannung nicht eben zuträglich. Weniger ist manchmal mehr, wenn es um einen Thriller und nicht um einen sozialkritischen Roman per se geht.

Da im Grunde der Täter für die Leser schon frühzeitig feststeht und an sich nur die dazugehörigen Taten noch passend entdeckt werden müssen, fehlt auch bereits ein Teil Spannung. Tonys Erfahrungen im Gefängnis, die größtenteils nichts mit dem Fall zu tun haben, und Carols ebenfalls nur gelegentlich spannende Abenteuer vermögen es ebenso wenig, als Thriller-Elemente zu dienen. Eigentlich passiert verdammt wenig in diesem Buch; selbst der Schluss und die Auflösung sind ziemlich unspektakulär. Schade, das ging doch mal viel, viel besser. Zumal das Thema, auch wenn die katholische Kirche als Zielscheibe mittlerweile recht abgenutzt ist, eine Menge hergeben könnte.

Drei Sterne gibt es daher eher der Nostalgie halber – es macht natürlich Spaß, den bekannten Protagonisten wieder zu begegnen, und für Fans der Reihe dürfte auch dieser ziemlich schwache Band ein Muss sein. Für Neueinsteiger eignet er sich nicht sonderlich.

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 2. Juni 2020 | ISBN: 9783426524916 | Originaltitel: How the Dead Speak | Preis: 9,99 Euro | 461 Seiten | Sprache: Deutsch

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