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 Zeitmaschinen

Mythos und Technologie eines Menschheitsttraums


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Mit einer Hardcover-Ausgabe von 288 Seiten Umfang haben die Autoren Falko Blask und Ariane Windhorst ein komplexes Kompendium zum Thema Zeitreisen umgesetzt, das das Thema von wirklich jedem erdenklichen Standpunkt aus näher zu beleuchten versucht.

Das Buch teilt sich in vier Teile auf und ein jeder ist eine geballte Ladung an Informationen.
Der erste Teil, "Der Traum von der Zeitmaschine - Physik und Philosophie eines Phänomens", beschreibt das Bild von Zeitmaschinen aus der Sicht der Theoretischen Physik. Von Newtons Weltbild bis hin zu Superstrings und kosmischen Bändern reicht diese Vorstellung. Gleich danach widmet sich das Autorenteam dem "Meister" H. G. Wells, dessen literarisches Urmodell dem Traum von Zeitreisen ein Fundament gegeben hat und an dessen düstere Zukunftsvisionen man seither immer wieder gern anknüpfte. Dieser erste Teil des Buches widmet sich aber ebenso der Einführung in die Philosophie der Zeitmaschine, wenn es darum geht festzulegen, wie eine ideale Zeitmaschine aussieht. Spätestens an diesem Punkt wird klar, mit welcher Ernsthaftigkeit und welcher Komplexität das Thema in diesem Werk angegangen wird, denn in diesem Kapitel beschränkt man sich nicht allein auf eine grobe Übersicht des Ganzen, sondern schöpft bereits aus vollem Fundus. Angefangen bei der Zeitphilosophie und der Frage nach Zeit und zeitlichem Bewusstsein über akausale Zeitordnung bis hin zu Detailproblemen und juristischen Fragen der Zeitreise: Jedes erdenkliche Thema wird an dieser Stelle in philosophischer Hinsicht angesprochen.

Der zweite Teil des Buches, "Der Mythos lebt - Kulturgeschichte des Zeitreisens", ist nicht weniger komplex. Dieser Teil beginnt mit einer Beleuchtung der Science-Fictionen-Visionen in Weltliteratur und Film, mit dem Fernsehen als Zeitmaschine im Sinne einer Flucht aus dem Jetzt und Fernsehserien im Speziellen, so etwa "Doctor Who", "Stargate" und "Sliders", wobei sogar auf die Rezeptur für eine perfekte Zeitmaschinen-Serie eingegangen wird. Historische Zeitreiseepisoden und unerklärte Phänomene, wo sich Roswell, Area 51 und auch das Philadelphia-Projekt wiederfinden, werden in diesem Bereich angesprochen, aber unter der Überschrift "Ernste Spiele" werden auch Zeitreisen völlig imaginärer Art wie beispielsweise Ritterspiele, Reenactment, Live Action Roleplaying (kurz: LARP) und Karneval thematisiert.
Dieser zweite Teil des Buches endet mit den Mythen und dem Zeitverständnis fremder Kulturen, beginnt bei Odysseus und setzt sich über Themen wie der australischen Traumzeit, Merlin und Graf Saint-Germain und dem Schamanismus fort.

Der dritte Teil des Buches widmet sich unter der Überschrift "Zeitreisen des Geistes" - Transzendenz und Metaphysik der Zeitmaschine den Zeitreisen als Bewusstseinstechnik, psychedelischen Zeitreisen und den Interviews mit dem Zeitreisenden Fred Dodson.

Im vierten und letzten Teil, "Technologie der Zeitmaschine - Modelle, Theorien, Prototypen", wollen es die Autoren dann wirklich genau wissen. Hier geht es um die konkrete Theorie der Physik und die Frage, ob Zeitreisen vielleicht bereits gegenwärtig sind, um grenzwissenschaftliche Perspektiven der New Scientists, die skeptische Perspektive, die durch ein Interview mit dem Physiker Wolfgang Schmid beleuchtet wird, um die Notwendigkeit und Funktionsweise der Zeitmaschinen außerirdischer Besucher, weitere Theorien und schließlich um jüngste Entwicklungen im Bereich der Zeitmaschinen.

Was das Autorenteam in diesem Buch an Rechercheergebnissen zum Thema Zeitreisen und Zeitmaschinen zusammengetragen hat, ist schier unglaublich.
Sicherlich hätten einige Themen umfassender besprochen werden können und trotz der hohen Komplexität des Buches sind nicht wirklich restlos alle Aspekte angesprochen worden, aber dies hätte den Rahmen des Ganzen mit Sicherheit auch gnadenlos gesprengt.
Das Besondere an diesem Werk ist, dass es sich nicht allein für Science-Fiction-Fans eignet. Auch Philosophen und Physikfreunde sind angesprochen, ebenso aber esoterisch interessierte Personen. Für jeden der vorgenannten Leserschaft und selbstverständlich auch für jemanden, der sich im neutralen Bereich einordnen würde, bietet "Zeitmaschinen" eine Fülle an Hintergrundwissen.

"Zeitmaschinen" ist kein grundsätzlich objektives Buch. Dies kann es aber auch nur schwerlich sein, da allein das Thema bereits zu polarisieren vermag, wie an vielen Stellen des Buches erkennbar wird. Dennoch haben sich die Autoren erfolgreich darum bemüht, bei der Themenauswahl objektiv zu bleiben und jedem Aspekt und jeder Sichtweise einen entsprechenden Raum zu geben. Thematische Stiefkinder sind bei der Lektüre des Buches nicht auszumachen und das Einbringen von Interviews mit ausgewählten Gesprächspartnern erhöht zudem die Objektivität des Bandes soweit wie möglich.

Sehr gelungen ist dieses Buch auch deshalb, weil all die vorgenannten Themen ihren Platz in einem handlichen Hardcover fanden, das zudem in unterhaltsamer Art und Weise verfasst wurde. So ist die Lektüre überall möglich und durch Sprache sowie hervorragende Strukturierung auch ein Lesen in vielen kleinen Happen.

Wer sich für das Thema Zeitmaschinen interessiert und nach einem Werk sucht, das möglichst alle Sichtweisen zum Thema erörtert, dabei aber angenehm knapp verbleibt und die Möglichkeit zum weiteren Studium mit spezielleren Titeln bietet, kommt an diesem Buch kaum vorbei.

Tanja Elskamp



Hardcover | Erschienen: 01. September 2005 | ISBN: 3865330207 | Preis: 19,90 Euro | 288 Seiten | Sprache: Deutsch

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