Gesamt |
|
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Wilhelm Busch hat im 19. und 20. Jahrhundert zahlreiche Gedichte, Geschichten, Erzählungen und Sinnsprüche verfasst und zu einem großen Teil auch selbst illustriert. Einen wunderschönen Querschnitt aus dieser Fülle an Werken des 1908 verstorbenen Zeichners und Dichters präsentieren Otto Sander und Götz Alsmann auf dieser CD aus dem Verlag tacheles!/Roof Music. Die Bandbreite der von den Sprechern selbst ausgewählten Lieblingsstücke ist groß und lädt oft zum Schmunzeln ein, macht bisweilen aber auch nachdenklich. Reimen ist durchaus eine Kunst, und Wilhelm Busch hat zweifellos großartige Reime geschrieben.
Weniger bekannte Werke sind auf dieser Zusammenstellung ebenso vertreten wie absolute Klassiker, etwa die berühmte Geschichte von Max und Moritz, die den armen Menschen in ihrer Stadt sieben Streiche spielten und dafür ein schreckliches Ende nahmen:
Aber wehe, wehe, wehe,
Wenn ich auf das Ende sehe!!
Ach, das war ein schlimmes Ding,
Wie es Max und Moritz ging.
Drum ist hier, was sie getrieben,
Abgemalt und aufgeschrieben."Abgemalt und aufgeschrieben" - bei dieser CD fehlen zwangsläufig die wunderbaren Illustrationen von Wilhelm Busch, und das will schon etwas heißen, gilt er doch heute als der eigentliche Erfinder des Comics. An und für sich ein echtes Manko, da die Bildergeschichten einfach herrlich amüsant sind und den Gedichten und Geschichten erst den rechten Schliff verleihen. Doch zum Glück gelingt es Otto Sander und Götz Alsmann, so gut vorzutragen, dass man den Bildern kaum hinterher trauert. Wer sich ein besseres Bild von Buschs Talent machen möchte, sollte sich aber auf jeden Fall einen Bildband seiner Geschichten besorgen und parallel dazu Alsmanns und Sanders Vortrag lauschen. Mit offensichtlichem Spaß und wirklich herausragender Betonung lesen die beiden die insgesamt 48 Stücke vor. Hinzu kommen noch sechs kurze Musikstücke, die Götz Alsmann auf der Ukulele als "Busch-Impressionen" eingespielt hat. Während Sander mit einem tiefen Bass herrlich altmodisch und bedächtig dröhnt, hat Götz Alsmann eine hellere Stimme, die Sanders aber in nichts nachsteht und die den satirischen Ton vieler Reime erst deutlich macht.
Wilhelm Buschs Verse schreien geradezu danach, laut vorgelesen zu werden, weil sie erst mit der richtigen Betonung zum Leben erwachen. Alsmann und Sander lassen sich hier nichts nehmen, sprechen teils im Wechsel, teils gemeinsam, verleihen etwa Figuren wie dem Lehrer Lempel die nötige Entrüstung, den beiden Lausbuben Max und Moritz die nötige Dreistigkeit und anderen, ernsten Stücken die richtige Melancholie. "Max und Moritz und andere Lieblingswerke von Wilhelm Busch" umfasst einen Zeitraum von 1851 bis 1909, beginnt mit einem Lebenslauf von Wilhelm Busch in Versform und endet folgerichtig mit dem Stück "Abschied":
Nun kommt die Nacht. Ich bin bereits am Ziele.
Ganz nahe hör ich schon die Lethe fließen.
Und sieh! Am Ufer stehen ihrer viele,
Mich, der ich scheide, freundlich zu begrüßen.
Nicht allen kann ich sagen: Das tut gut!
Der Fährmann ruft. Ich schwenke nur den Hut. Die CD hat eine Gesamtlaufzeit von sechzig Minuten, steckt in einem typischen Jewelcase und zusätzlich in einem Pappschuber. Das Booklet beinhaltet mit "Von mir über mich" eine interessante Autobiografie von Wilhelm Busch, außerdem ein Selbstbildnis des Malers.
Eine liebevoll zusammengestellte Produktion, die einen kurzweiligen Schnitt quer durch die zahlreichen Werke von Wilhelm Busch liefert und eine Hommage an einen großen Dichter und Zeichner darstellt. Zwar wird der eine oder andere bekannte Werke wie "Plisch und Plum", "Hans Huckebein, der Unglücksrabe" oder "Die kühne Müllerstocher" vermissen, aber insgesamt sind alle vorgetragenen Stücke so schön, so amüsant, dass die CD ein Hörgenuss ist - wenn auch eher für Fans von Wilhelm Busch. Die Lesung funktioniert dank der ausdruckstarken Stimmen von Götz Alsmann und Otto Sander auch ohne die dazugehörigen Bildergeschichten.