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 Shadowrun-Roman, Band 35: Psychotrop

Serie: Shadowrun-Roman, Band 35
System: Shadowrun
Autoren: Lisa Smedman
Übersetzer: Christian Jentzsch
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Humor
Spannung


Fünf verschiedene Decker an fünf verschiedenen Orten der Welt stöpseln sich in die Matrix ein. Sie alle sind auf der Suche nach Daten, sie sind Shadowrunner. Dazu loggen sie sich in das Netz von Seattle ein. Doch irgendwas scheint außer Kontrolle geraten zu sein. Plötzlich finden sich die Decker mit ihren eigenen Ängsten konfrontiert, erleben ihre Geburt neu und ihre schlimmsten, traumatischsten Erlebnisse noch einmal. Dabei sind diese Ereignisse eigentlich tief in dem Unterbewusstsein der Decker abgelegt.
Die fünf müssen erkennen, dass sie zusammenarbeiten sollten, um ihr Leben zu retten. Während die anderen Decker in der Matrix festhängen und mit ihren Ängsten gequält werden, können sich die fünf frei bewegen. Nach und nach müssen das Geschehen und die Vorgänge erkundet werden. Sie müssen ihre kulturellen Unterschiede und ihre Vorurteile überbrücken, denn die Gefahr, welche von dem Programm ausgeht, ist sehr hoch. Sie müssen es vor dem Absturz bewahren, sonst wird ihnen zusammen mit den anderen Deckern das Gehirn ausgebrannt.

Man nehme einen Attentäter, einen Ghul, der in den Vorstand von Human Nation möchte, eine elfische Kindergärtnerin, einen ehemaligen BTL-süchtigen Troll und eine von Liebeskummer zerfressene, japanische Teenagerin und stecke sie in einen großen Raum. Nun müssen sie versuchen, das unterschiedliche Wissen, welches über die Situation bekannt ist, miteinander zu teilen und zusammenzuarbeiten, um sich zu befreien.
So sieht auf den ersten Blick nüchtern betrachtet die Geschichte aus. Doch damit das nicht so bleibt und Spannung in die Geschichte kommt, werden noch beängstigende Faktoren hineingeworfen.
Lisa Smedman versucht jedem Charakter genügend Tiefe zu verleihen, damit dem Leser die Beweggründe und Motivationen der Protagonisten klar werden. Teilweise müssen die Decker einzeln agieren, somit bekommt jeder genug Raum, damit sie vorgestellt und ihr Leben, ihre Ängste und ihre Vergehen beleuchtet werden. Dann werden die einzelnen Handlungsfäden wieder zusammengeführt, um nach einiger Zeit wieder aufgesplittet zu werden. Nach und nach erfährt so der Leser, was sich für Schicksale hinter den Deckern verbergen.
Die Welt, in der die fünf Decker gefangen sind, ist eine alptraumhafte Welt aus Blut und Tod. Das und die scheinbar dazugehörige Brutalität wird eingehend beschrieben. Dieses, gepaart mit Ausdrücken rund um die Matrix und das Wesen des Deckens, lässt einen beklemmenden Handlungshintergrund entstehen.
Leider ist das Buch nur stellenweise spannend und der Mix aus Alptraumwelt und Matrix nicht immer leicht nachzuvollziehen. Gerade für Leser, die wenig Erfahrung mit der Matrix haben, kann dieser Umstand abschreckend sein.
Hinzu kommen noch die Einzelgebiete der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Otaku. Otaku sind Menschen, welche in die Matrix eindringen können, ohne ein Deck zu brauchen.
Gerade diese beiden Sachen werden hier im Buch näher bleuchtet, da sie selbst in der "Shadowrun"- Welt ungewöhnlich sind, ja teilweise für schlichtweg unmöglich gehalten werden. Da die Geschichte fast ausschließlich in der Matrix spielt, ist dieser Roman eine Besonderheit in der Riege der übrigen Romane, die sonst eine Mischform aus Matrix und der "normalen" Welt sind.
Lisa Smedman gibt sich redlich Mühe, die Geschichte konsequent und logisch weiter zu erzählen. Dennoch ist ihr das Zusammenführen und erneute Aufsplitten der Handlungsstränge nicht immer gleich gut gelungen.
Das Buch endet so, wie es angefangen hat: Es wird nach und nach erzählt, was unmittelbar mit den Deckern geschieht, als sie sich ausloggen, ebenso wie das Einloggen beschrieben wurde. Den Abschluss macht eine Diskussion von Deckern in der Schattenmatrix, welche dort die Problematik der Störung zu ergründen versuchen.
Eine romanspezifische Begriffserklärung sucht man leider vergeblich.

Fazit:
Lisa Smedmans bis dahin bester Roman. Obwohl nicht immer spannend, ist das Buch doch interessant und für Fans ein Muss.

Christoph Heibutzki



Taschenbuch | Erschienen: 01. April 2002 | ISBN: 3453161726 | Originaltitel: Psychotrope | Preis: 9,95 Euro | 366 Seiten | Sprache: Deutsch

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