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 Die Geheimnisse des Kölner Doms

Autoren: Ralf Günther
Verlag: Emons, Köln

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Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


In diesem Hardcover-Sachbuch mit 155 Seiten und zahlreichen Schwarzweiß-Fotografien stellt sich der Autor Ralf Günther die Frage, ob der Kölner Dom, Wahrzeichen von Köln und weit darüber hinaus bekannt, wirklich so christlich ist, wie er auf den ersten Blick scheint.

"Der heilige Ort" ist die Überschrift des ersten Kapitels dieses Buches, in dem Günther zunächst auf die Grundlagen des Kölner Doms eingeht. Hier beschreibt er, was vor dem Bau des Kölner Doms an eben jener Stelle stand und zeigt dabei auch die kulturelle Bedeutung von Vorbauten auf.
In "Der Kampf um den heiligen Ort" beschreibt der Autor vornehmlich, wie der Bau des Kölner Doms nach und nach umliegende Stätten schluckte und dabei nicht nur frühe Bauten des Christentums, sondern auch solche des verbreiteten Mithras-Kultes verdrängte.
Nach diesen grundlegenden Hintergrundinformationen widmet sich das dritte Kapitel, "Der heilige Stoff", dem Stein und geht damit ausschließlich auf bauwerkliche Auffälligkeiten des Doms selbst ein. Doch auch hier wird wieder vieles in Frage gestellt und beispielsweise mit der Ausarbeitung des Themas der Runen, die in einige Steine des Doms eingeritzt wurde, versucht der Autor zu belegen, dass der Kölner Dom kein rein christlicher Hort sei.
Dieses Thema wird in den folgenden Kapiteln immer wieder mit Hilfe weiterer Auffälligkeiten des Baus aufgegriffen und auf verschiedene Arten beleuchtet, sei es die Betrachtung der Ausrichtung des gesamten Baus nach Osten und entsprechende Beziehungen zum Heidentum, sei es der Irrglaube beziehungsweise die Falschinformation, bei den drei heiligen Königen handele es sich um solche (tatsächlich geht Günther ausführlich auf ihre astronomischen und astrologischen Merkmale ein und weist sie vielmehr als persische Magier aus), sei es die Darstellung des Doms als Hort der Astrologie durch Vorgenanntes wie auch weitere in und am Dom angebrachte Zahlen sowie die Parallelen zwischen den zwölf Aposteln und den zwölf Tierkreiszeichen.
Günther stellt den Kölner Dom auch als Hort heidnischer Geister vor, indem er auf zahlreiche Figuren aus der Fabelwelt und dem heidnischen Glauben verweist, die am Dom zu finden sind, so etwa Drachen, pferdefüßige Engel und Laubmasken, und zeigt Praktiken zur Geisterberuhigung im Christentum im Allgemeinen und in Bezug auf den Dom im Speziellen auf.
Abschließend widmet sich der Autor der Neuzeit und schließt damit, dass die alten Geister, wie sie der Kölner Dom zuhauf beherbergt, durch ein langsames Aussterben des Christentums, einen veränderten Bezug zur Sexualität sowie die Popularität des New Age befreit würden.

Durch eine fehlende Einleitung und ein fehlendes Inhaltsverzeichnis wird der Leser sofort in die Inhalte des Buches hinein geschubst und fühlt sich somit gleich zu Anfang nicht unbedingt gut aufgehoben.
Nach einer Weile der Lektüre dann stellt man fest, dass sich die fehlende Struktur durch das gesamte Buch zieht. Zwar hat jedes Kapitel in der Regel einen Schwerpunkt, doch der Autor schweift zahllose Male ab und wiederholt sich auffallend oft, vor allem in Bezug auf den verdrängten Mithras-Kult, so dass man fast schon meinen könnte, Ralf Günther habe diese Verdrängung persönlich genommen.
Obwohl das Buch zweifellos viele Inhalte präsentiert und somit einiges an Wissen zu vermitteln hat, fehlt es an einem roten Faden, damit dieses Werk wenig bis nicht informierten Lesern als Leitfaden dienen könnte, zudem ist die Sprache für einen solchen zu komplex gewählt und die gesetzten Bezüge zu wenig anschaulich.
Zwar ist das Buch reichhaltig bebildert und zeigt die von Günther angesprochenen Ornamente, Figuren und baulichen Besonderheiten, doch für ein wissenschaftliches Werk orientiert es sich wiederum zu wenig an konkreten Lehrmeinungen, bringt zu wenige Zitate und stellt zahllose Fragen, statt Hypothesen aufzustellen und diese dann entsprechend zu belegen.

Durch die vorgenannten Mängel ist das Buch recht schwierig zu lesen und bleibt leider durchweg langweilig, weil der Autor nicht die Chance genutzt hat, zumindest Teilaspekte, die von ihm angesprochen werden, auszuweiten und entsprechend umfangreich zu beleuchten, sondern sich lieber auf Wiederholungen einiger weniger Behauptungen und viele gesetzte Fragezeichen verlässt.
Somit bleibt ein Buch, das weder Titel noch Thema wirklich gerecht wird, und statt Antworten und Belege zu erhalten, bleibt der Leser seinerseits mit vielen Fragezeichen am Ende übrig. Das erworbene Wissen wird zu einer Glaubensfrage und ist somit kaum verwendbar.

Tanja Elskamp



Hardcover | Erschienen: 01. September 1998 | ISBN: 3897051079 | Preis: 15 Euro | 155 Seiten | Sprache: Deutsch

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