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 Der mechanische Prinz


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Max kann seine streitenden Eltern nicht mehr hören. Ihnen ist eh egal was er macht, also verschwindet er leise. Er will die U-Bahn nehmen, als ihn ein einarmiger Bettler anspricht und ihm eine abgegriffene Fahrkarte gibt. Was soll Max mit dem uralten Stück wertlosen Papier?
Doch die Fahrt verläuft anders als je zuvor. Max nimmt zwischen zwei Stationen eine Haltestelle wahr, die es nicht gibt - nicht geben kann. Doch sein Versuch, auf der Rückfahrt eine Spur dieser Station zu finden, scheitert. Erst als er Tanita trifft und sie ihm erklärt, wie und vor allem wann er in die Bahn steigen muss, gelingt es ihm, die unbekannte Haltestelle wieder zu finden. Er findet sich in einer trockenen Landschaft wieder, in der ein salziger Bach die einzige Abwechslung zu sein scheint. Er folgt dem Bach, der zu einem Fluss, schließlich zu einem riesigen See wird. Ein Mann steht an seinen Ufern und spricht Max an. Er erklärt ihm, dass er sich am Mare Lacrimarum befindet, der aus den Tränen der Menschen besteht. Max flieht. Er erfährt von einer seltsamen Frau, die ihn als "Kartenkind" erkennt (also als Kind, dem eine Fahrkarte für die geheimnisvollen Stationen ausgehändigt wurde), dass diese Stationen die Refugien von Max sind, in denen er Aufgaben des "mechanischen Prinzen" lösen muss, um sein Herz, das in der Halle der Seelen in einem der unzähligen Regale liegt, zu retten. Gelingt ihm dies nicht, ist sein wirkliches Leben verloren. Denn Max ist ein trauriges Kind, dessen Eltern ihn nicht lieben. Er droht in dieser Traurigkeit zu versinken und die Refugien sind seine letzte Hoffnung.
Er sucht an diesen Orten nach dem mechanischen Prinzen, denn dieser wird ihm mitteilen, welches Schicksal ihn erwartet. Doch als er ihn endlich findet, ist Max verwirrt. Die Aufgaben scheinen aus ihm selbst heraus gestellt zu werden und sein Innerstes scheint der Prinz genau zu kennen. Er bekommt eine Aufgabe gestellt, die gefährlich und hoffnungsvoll zugleich ist. Er muss vor dem geheimnisvollen Eisenvogel in der Halle der Seelen sein und sein Herz finden und retten. Wenn der Vogel Max Herz vor ihm erreicht und es zum Turm der Gesänge bringt, ist Max für immer verloren, lebt sein Leben ohne Herz und damit ohne Hoffnung weiter und der Prinz wird desweiteren ein Pfand von ihm einbehalten. Der Bettler, der Max die Fahrkarte gab, verlor so einen Arm, andere verlieren Schlimmeres, wie Max feststellen muss. Doch die Halle der Seelen ist schwer zu finden und die Hindernisse, die sich Max unterwegs in den Weg stellen, sind übermächtig.

Die Hörbuch-Ausgabe des Buches von Andreas Steinhöfel wird vom Autor selbst vorgetragen. Dies halte ich für einen grundsätzlichen Fehler. Nicht nur, dass dem Autor die Unvoreingenommenheit eines professionellen Sprechers fehlt, ihm mangelt es auch an einer ausreichend nuancierten Stimme, um Charaktere und Geschehnisse lebendig werden zu lassen. Die Betonungen sind oft seltsam, Kunstpausen scheinen an den falschen Stellen zu liegen und die zum Teil monotone Art des Vortrags kommt der wechselvollen Geschichte nicht zu Gute. Der Autor jedoch umschifft diese Klippe, indem er sich selbst zu einem Teil der Geschehnisse macht und als Berichterstatter des Jungen fungiert, der ihm alles erzählt hat. Durch diesen Kniff macht er zumindest plausibel, warum er die Geschichte selber liest. Gleichzeitig verstärkt er den Charakter eines Tatsachenberichtes, als den er diese Story darstellt.
Zugleich ist diese Vorgehensweise aber auch ein Hindernis, denn weder die Geschichte ist wahrscheinlich und glaubhaft, noch ist die Sprache, die der Junge verwendet, die eines Heranwachsenden. Hier wird überdeutlich, dass der Autor als Erwachsener und in meinem Augen auch für Erwachsene schreibt. Denn die Komplexität der Ereignisse, die Wortwahl und der verschachtelte Aufbau erscheinen mir nicht der Zielgruppe "Jugendlicher" gemäß zu sein.
Die Geschichte selbst ist unglaublich fantasiereich und überhäuft den Zuhörer derart mit Einfällen und skurrilen Wendungen, dass der rote Faden des Öfteren zu verschwinden droht.
Auch hat man oft den Eindruck, dass hier Geschehnisse um ihrer Selbst willen hinzugefügt wurden und nicht, um den Fortgang der Geschichte zu fördern. Ich finde, die Geschichte krankt eher an einem Zuviel an Einfällen und Ideen, denn einem Zuwenig.
Bei aller Kritik liefert der Autor eine wundervolle, fantastische Geschichte ab, die nur so strotzt vor Einfällen und Kreativität. Einzig der fehlende Humor fällt negativ ins Gewicht.

Fazit: Fantasie pur, ein komplexes Geschehen, das in meinen Augen für die Zielgruppe ab 14 oder besser ab 16 Jahren Sinn macht, vorher nicht, und eine klug und einfühlsam eingearbeitete Moral stehen auf der "Haben-Seite" und machen dieses Hörbuch zu einem der besseren auf dem Markt. Negativ fallen der Ernst der Geschichte und die oft zu verworrene und ausufernde Handlung auf. Zudem halte ich es in diesem Fall für einen Fehler, als Autor sein eigenes Werk vorzutragen.
Die Aufmachung der CD-Hülle ist grandios. Die aufgeklappte Papphülle beherbergt nicht nur sechs CDs, sondern auch einen U-Bahn-Plan von Berlin, eine für die Geschichte nicht unwichtige Zugabe. Hier verdient sich das Layout Bestnoten.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 6 | Erschienen: 01. März 2006 | ISBN: 3899032373 | Laufzeit: 417 Minuten | Preis: 29,90 Euro

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