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 Der ewige Krieg

mit einem Vorwort von Ben Bova

Autoren: Joe Haldeman
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Soldat Mandella und 99 weitere Soldaten fliegen nach Charon, um einige Manöver durchzuführen, ehe es durch ein Schwarzes Loch in die Tiefen des Alls geht. Der Feind, ohne Gesicht noch und nach dem ersten Zusammentreffen schlicht Taurier getauft, ist weit weg und eine völlig unbekannte Größe. Im Jahr 2297 beginnt schließlich der Raumflug, der die Männer und Frauen zu einem der Kriegsschauplätze trägt.
Sofort nach dem Auftauchen des Schiffes aus dem Schwarzen Loch ertönt Alarm. Der Feind ist geortet worden. Der Kampf ist kurz und heftig. Die Taurier werden ohne Gegenwehr vernichtet. Zu spät bemerken die Soldaten, dass ein kleines Schiff der Taurier entkommt und so ihren Heimatplaneten von der vernichtenden Niederlage und der von den Menschen eingesetzten Technik informieren wird.
Der Rückflug der "Earth Hope", dem Schiff der Soldaten, dauert nur Wochen, doch ist auf der Erde aufgrund der Überlichtgeschwindigkeit der Raumflüge sehr viel Zeit vergangen. Einige Monate Einsatz bedeuten auf der Erde Jahrzehnte. Der zweite Kampfeinsatz beginnt im Jahre 2307 und dauert - vom Standpunkt der Einsatzleitung auf der Erde aus - bis 2324. Feldwebel Mandella, nur einige Jahre im Einsatz, wäre auf der Erde über 90 Jahre alt. Da der technologische Fortschritt in dieser Zeit erheblich ist, müssen die Soldaten von Grund auf neu geschult werden, ehe der zweite Einsatz beginnt. Doch der Feind hat mittlerweile von den ersten Niederlagen gelernt und ist nun deutlich überlegen. Der vernichtenden Niederlage der Menschen entkommen nur wenige. Auch Mandella gehört zu den glücklichen Heimkehrern
Als Leutnant Mandella, inzwischen Veteran, beginnt er seinen dritten Einsatz im Jahre 2324, enden wird er (aus Sicht der Erde) erst 2689. Doch wieder hat sich die technologische Waagschale zur anderen Seite verlagert. Doch die Soldaten der ersten Stunde sehen keinen Sinn mehr in den Kämpfen. Monatelange Flüge werden von einigen Tagen Kampfhandlungen unterbrochen, ehe der Rückflug beginnt. Auf der Erde vergehen Hunderte Jahre und die Fremdheit der Menschheit lässt die Soldaten immer mehr vereinsamen und zu Anachronismen werden.
Mandella wird zu einem letzten Einsatz befohlen, der 2690 beginnt. Doch die Entfernungen sind so schrecklich groß, die Zeitverschiebung zwischen Erde und Raumschiff so gewaltig, dass er erst 3443 nach Hause zur Erde zurückkehren wird. Doch was erwartet ihn dort, was ist in diesem ewigen Krieg geschehen, deren Protagonisten in immer kürzeren Zeitfenstern auftauchen, kämpfen und wieder verschwinden?

1972 erschien einer der klassischen Anti-Kriegsromane im Gewand eines Science-Fiction-Abenteuers. Erst der 18. Verlag nahm damals diese Geschichte an. Sie wurde zu einem der erfolgreichsten und mit Preisen überhäuften Science-Fiction-Romane aller Zeiten. Joe Haldeman ist damit einer der berühmtesten Vertreter des Genres.
Seine Allegorie auf den Vietnamkrieg kommt sehr technikverliebt und um Realismus bemüht daher, spart aber nicht mit Dramatik und Emotionen. Immer sind die Gefühle einiger weniger Protagonisten Kern der Darstellung. Ihre zunehmende Vereinsamung und psychische Deformierung ist Ziel der spannend aufbereiteten Geschichte. Haldeman gelingt es, diesen Krieg - und in einem bestimmten Sinn alle Kriege - in ihrer Absurdität anzuprangern. Seine einfache und klare Sprache, die wenigen Schauplätze und wundervoll dichten Charakterdarstellungen vermögen auch heute noch zu fesseln. Wichtigstes Stilelement sind nicht Kämpfe oder Technik, sondern die Gefühle, die Innenwelten seiner Protagonisten. Er vermag gerade durch seine Jahrhunderte dauernde Kriegsdarstellung die Zeitlosigkeit und völlige Sinnlosigkeit des Krieges überdeutlich herauszuarbeiten.
In seinem kurzen Vorwort erläutert Ben Bova, selbst berühmter Autor und Herausgeber sowie Förderer vieler Autoren der eher technisch angelegten Science-Fiction, die Bedeutung von "Der ewige Krieg". Nicht nur 1972, sondern auch Jahrzehnte später hält er diesen Roman Haldemans für einen der wichtigsten Anti-Kriegromane überhaupt. Für ihn gehören dieses Buch und sein Autor in eine Reihe mit Autoren wie Victor Hugo, Charles Dickens, Ernest Hemingway und Erich Maria Remarque. Auch wenn das etwas hoch gegriffen und wenig objektiv erscheint - Bova ist Mentor und Freund von Haldeman -, so sollte man diesen "Klassiker" wirklich gelesen haben.

Den Einband ziert ein wundervolles Bild von Ian Craig, das als erste Seite des Buches in Vollformat zu sehen ist.

Negativ anzumerken ist bei diesem Buch, dass der Autor zum Ende hin sehr viel Wert auf ein typisch amerikanisches Happy End und allzu viel Pathos legt. Das schwächt in meinen Augen sowohl die Botschaft des Romans als auch die Stringenz der Geschichte deutlich. Doch dieses Ende ist wohl den Lesern geschuldet und in Zeiten der Vermarktung kaum zu vermeiden.

Fazit: Auch wenn das Ende etwas kitschig ist, dieses Buch ist ein absoluter Klassiker und ein unbedingtes Muss für jeden Science-Fiction-Fan.


Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2000 | ISBN: 3453164148 | Originaltitel: The Forever War | Preis: 8 Euro | 330 Seiten | Sprache: Deutsch

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