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 Blutige Anfänger


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Das englische Dorf Midsomer Worthy steht Kopf, als Gerald Hadleigh, ein im Ort ansässiger Amateurschriftsteller, nach einem Treffen seiner Autorengruppe ermordet aufgefunden wird. Bald stellt sich heraus, dass Hadleigh mit dem prominenten Schriftsteller Max Jennings, der an diesem Abend Gast der Autorengruppe war, ein Geheimnis zu teilen scheint. Doch Jennings, der vielleicht aufklären könnte, was sich an diesem Abend in Hadleighs Haus abgespielt hat, ist selbst spurlos verschwunden.
Inspektor Barnaby beginnt, unterstützt von seinem wenig brillanten Sergeanten Troy, die Beziehungen des Autorenzirkels zu durchleuchten. Buchstäblich jeder, der in diesem Dorf wohnt und mit Hadleigh zu tun hatte, scheint zu lügen. Unter der Oberfläche des ruhigen Dorflebens gären Eifersüchteleien, Heimlichkeiten und Eitelkeiten. Bei dem Versuch, Details aus der Vergangenheit des Opfers aufzudecken, bewegen sich die Ermittlungen im Kreis. Wer war dieser zurückgezogen lebende, kontaktscheue Mann wirklich? Und warum scheint seine Lebensgeschichte erst mit seinem Einzug in Midsomer Worthy zu beginnen?

Caroline Graham überzeugt vor allem mit ihrer humorvollen Charakterisierung der Figuren und ihrer pointierten Darstellung des britischen Dorflebens. Selbst ihre Nebenfiguren sind facettenreich und einfühlsam gestaltet, lebendig und mit einem treffsicheren Gespür für menschliche Schwächen, die Graham nur zu gern aufs Korn nimmt, beschrieben. Lebendige Dialoge, Sinn für Situationskomik und hintergründiger Humor machen den Roman zu einem echten Lesegenuss. Graham versteht es hervorragend, auch die tragischen Verwicklungen im Leben ihrer Figuren mit Sympathie und Anteilnahme zu schildern und selbst den Unausstehlichen unter den Bewohnern Midsomer Worthys noch eine positive Seite abzugewinnen. Ihre Hauptfigur, der grantelnde Inspektor Barnaby, der sich in diesem Roman nicht nur mit einer schwierigen Ermittlung, sondern auch noch mit einer stressigen Diät herumschlagen muss, ist an sich schon ein Grund, das Buch nicht allzu schnell wieder aus der Hand zu legen.

Die Erzählung kommt, wie bei anderen Graham-Romanen auch, relativ langsam in Fahrt. Zu Beginn des Romans nimmt die Autorin sich Zeit, die Eifersüchteleien innerhalb der Autorengruppe und die Eitelkeiten und Eigenheiten der Figuren gründlich zu beleuchten, bevor die Handlung auf das Verbrechen zusteuert, mit dem sich der Inspektor befassen muss. Die sechzig Seiten, die dazu nötig sind, werden dem Leser aber nicht zu lang - dafür sorgt schon Grahams augenzwinkernder Humor und ihre Fähigkeit, ihre Figuren in kurzen, scharfzüngigen Dialogen und prägnanten Handlungen treffsicher zu charakterisieren.

Lediglich der Umstand, dass die Autorin am Ende zu sehr den Zufall bemüht, um ihren Plot zu inszenieren, trübt das Lesevergnügen ein wenig. Bei der unglückseligen Verkettung von Umständen, die zum Tod Gerald Hadleighs geführt haben, erscheinen manche Umstände zu unwahrscheinlich, um glaubwürdig zu sein. Trotzdem hält das Ende eine Überraschung und einen dramatischen Höhepunkt bereit, auf den man sich freuen darf. Wer Inspektor Barnaby bisher nur aus den TV-Episoden kannte und sich für diesen sehr britischen Humor begeistern kann, ist gut beraten, es auch einmal mit einem Roman zu versuchen. Wer ihn überhaupt noch nicht kennt, erst recht. Natürlich sind auch Krimis eine Frage persönlicher Vorlieben. Aber ich muss sagen, jedesmal, wenn ich einen Graham-Krimi zugeklappt habe, freue ich mich auf das Wiedersehen mit Inspektor Barnaby und den liebenswerten Figuren, die Christine Grahams ländliches England bevölkern.

Frank Hoese



Taschenbuch | Erschienen: 01. Dezember 1998 | ISBN: 3442442613 | Originaltitel: Written in Blood | 414 Seiten | Sprache: Deutsch

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