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 Die Rose der Leibköchin


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Es ist das Jahr 1376. Ganz Aachen ist in Aufruhr, denn hier soll Wenzel, der Sohn von Kaiser Karl IV., zum König gekrönt werden. Überall werden die Straßen ausgebessert, das Gesindel von den Hauptwegen vertrieben und Köstlichkeiten herangeschafft, um den adligen Gästen einen angemessenen Empfang zu bereiten. Auch der Tuchhändler Schnidder versucht, sich im besten Licht darzustellen. Denn da er vornehme Gäste wie den Herzog von Sachsen und den Herzog von Brabant unterzubringen hat, hofft er, nützliche Beziehungen zu knüpfen. Um sie auch standesrechtlich bewirten zu können, hat er die Leibköchin Franziska eingestellt. Dies jedoch missfällt seiner alten Haushälterin Maria zutiefst.

Franziska ist eine Frau in mittleren Jahren, die sich zu behaupten weiß. Selbst mit der knurrigen Haushälterin Maria und der etwas einfältigen Magd Suse versteht sie sich nach einiger Zeit recht gut. Durch die Feierlichkeiten sind alle Aachener recht aufgeregt. Nur der tragische Tod einer älteren Frau liegt wie ein Schatten auf dem Fest. Ihr wurde mit einer Drahtschlinge der Hals abgeschnürt, so dass man sie tot in der Gasse fand. Franziskas scharfem Auge entging nicht, dass der Narr Joslin der Toten ein silbernes Kettchen entwand. Joslin wurde fast gleichzeitig mit ihr von Meister Schnidder eingestellt, um die Gäste zu unterhalten. Allerdings liegt der diebische Narr am nächsten Morgen tot in seinem Bett.

In seinen Habseligkeiten findet Franziska das gestohlene Kettchen und ein weiteres, das dem anderen bis aufs Haar ähnelt. Als die Köchin genauer nachforscht, findet sie heraus, dass Joslin schon länger in Aachen weilte, als er ihr mitgeteilt hat. Und für das Begräbnis der armen Frau spendete ein Unbekannter einen ganzen Batzen Geld, damit sie rasch unter die Erde kam. Der Stadtsoldat Thomas Blij, der sich um den Fall kümmern soll, weiß jedoch auch nicht mehr. Zusätzlich zu dem rätselhaften Mordfall muss er nachts im Haus seiner Tanten, die neben dem Meister Schnidder wohnen, Wache halten. Denn dort, so sagen die alten Damen, spukt es seit einiger Zeit auf dem Dachboden.

Dieser historische Roman entführt uns zu den Krönungsfeierlichkeiten in Aachen im Jahre 1376. Hauptperson ist die patente Köchin Franziska, die ihren Lebensunterhalt verdienen muss, da sie keinen Mann hat, der sie unterstützen kann. Mit einer gehörigen Portion Mut und Klugheit macht sie sich daran, einen seltsamen Mordfall aufzuklären. Doch schneller als sie denken kann, steckt sie mitten in einer Verschwörung, die über ihren Horizont geht.

Die Hauptperson ist sehr gut geschildert, so dass man sich als Leser rasch mit ihr identifizieren kann. Ebenso die anderen Figuren sind lebhaft und realistisch dargestellt. Das mittelalterliche Aachen erwacht durch die ausführlichen, aber nie langatmigen Beschreibungen der Autorin zum Leben. Recht rasch findet sich der Leser in der Geschichte zurecht und verfolgt gespannt die Handlung.

Auch wenn das Grundgerüst der Geschichte ein Mordfall ist, ist der Roman selbst viel mehr als nur ein Krimi. Glaubhaft wird der Lebensalltag der handelnden Personen geschildert und geschickt werden einzelne Erzählstränge ineinander verwoben. Selbst für den Leser bleibt lange offen, wer denn nun Schuld an dem Verbrechen trägt. Denn nebenbei gibt es eine Vielzahl an Ereignissen, die diesem Roman eine wunderbare erzählerische Dichte verschaffen.

Eine starke Hauptperson und eine Erzählung, die die Vergangenheit lebendig werden lässt, sind die Dinge, die einen guten historischen Roman ausmachen. Einzelne Informationen über den mittelalterlichen Lebensalltag werden geschickt in eine Geschichte eingewebt, die den Leser fesselt. Wirklich ein richtig guter Roman. Spannend und dicht geschrieben, so dass man fast enttäuscht ist, wenn man auf der letzten Seite anlangt.

Daniela Hanisch



Taschenbuch | Erschienen: 01. Mai 2006 | ISBN: 3746622174 | Preis: 9,95 Euro | 429 Seiten | Sprache: Deutsch

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