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 Wie der Wal zur Flosse kam

Ein neuer Blick auf den Ursprung der Arten


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Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Arten existieren nicht immer schon und für ewig. Arten sind das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses. Die vererbbaren Eigenschaften und Fähigkeiten einer Art, also einer Fortpflanzungsgemeinschaft, sind das Ergebnis einer endlosen Kette von Individuen und ihrer Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. Die aktuell beobachtbare Palette der Eigenschaften eines Individuums ist eine Folge aus einer immerwährenden Auswahl der Merkmale, die das Lebewesen haben überleben lassen, die es "im Kampf ums Überleben" haben gewinnen lassen. Der Überlebenstüchtigste hat seine Erbanlagen an die nächste Generation weiter gegeben und durch diese Auswahl haben sich die Lebewesen allmählich, aber kontinuierlich verändert. Es entstanden - in extrem langen Zeiträumen - neue Arten, andere starben aus.
Anhand von isolierten Populationen kann man eine Fülle an Eigenschaften, die diese Gruppe von anderen isolierten Gruppen einer Art unterscheidet, charakterisieren und Rückschlüsse ziehen auf die Art der Veränderung und die diesen Prozess möglich machenden Mechanismen. Auch der Mensch und seine evolutionäre Vergangenheit lässt sich so, anhand von zahllosen Knochenfunden, beinahe lückenlos zurückverfolgen und verifizieren.

Auf der Grundlage von Charles Darwins Buch "Über die Entstehung der Arten" ist dieses Sachbuch der Versuch, den Begriff Evolution und die zu Grunde liegenden Evolutionsmechanismen herauszuarbeiten und auf den neuesten Stand der Forschung zu bringen. In vierzehn Kapitel unterteilt, versucht dieses Buch, ohne allzu sehr wissenschaftlich zu werden, dem Laien ein Bild vom Forschungsgegenstand Evolution zu geben.
Sehr eng am Text Darwins beleuchtet Steve Jones auf immerhin 509 eng beschriebenen Seiten sämtliche Faktoren und historischen Fakten, die zum heute allgemein anerkannten Bild der Evolution gehören.
Mit einer Fülle an Beispielen, vielen Geschichten und Anekdoten aus dem Leben der beteiligten Wissenschaftler füllt Jones eine Lücke im Bereich der Literatur zum Gegenstand Evolution. Er versucht, laienhaft und amüsant einen äußerst komplexen Vorgang, der sich zudem der direkten Beobachtung entzieht, anhand von Indizien und Experimenten zu vermitteln.
Dies gelingt Jones aber nur teilweise. Er haftet sehr stark am Text Darwins, zum Teil werden ganze Abschnitte zitiert und fast unwidersprochen übernommen. Des Weiteren fehlt eine kritische Betrachtung der Evolution und ihrer Mechanismen. Das suggerierte Bild einer Wissenschaft, die anerkannt und unwiderlegbar wäre, ist in Wahrheit nur ein vorläufiges und in Teilen sogar nur thesenhaft existierendes Bild eines Forschungszweiges, der einem ständigen Wandel seiner Paradigmen unterworfen war und ist.
Seine teils süffisante Abrechnung mit "Gegnern" und Wissenschaftlern, die andere Vorstellungen als der Genetiker Jones haben, ist zwar amüsant zu lesen und eloquent in seiner Darstellung, nichtsdestotrotz aber nicht objektiv. Dass es auch zahlreiche Publikationen gibt, die die Sichtweise von Jones nicht teilen, erwähnt er nicht oder nur so ins Lächerliche gezogen, dass dem Laien nichts anderes übrig bleibt, als ihm zu glauben.

Fazit: Insgesamt ist dieses Buch eine fundierte und lesenswerte Gesamtschau der Forschungszweige der modernen Evolutionsforschung. Mit ein wenig mehr Selbstkritik gewürzt wäre es ein perfektes Buch geworden. Das Beste an diesem Buch aber ist sein Stil. Es lässt sich fast wie einen Abenteuerroman lesen. Mit Ausnahme der immer wieder vorhandenen Zitate und ganzer Textpassagen Darwins kann man dieses Buch als gelungenen "Roman über die Evolution" empfehlen. Vor allem ist es dem Autor hoch anzurechnen, dass er nahezu immer verständlich ist und keine fundierten Grundkenntnisse erfordert, um ihm folgen zu können.

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 2002 | ISBN: 3423330732 | Preis: 14,90 Euro | 509 Seiten | Sprache: Deutsch

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