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 The Rum Diary

Autoren: Hunter S. Thompson
Übersetzer: Wolfgang Farkas
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Es ist Winter im Jahr 1959. Der dreißigjährige Journalist Paul Kemp macht sich auf den Weg nach Puerto Rico, um dort eine Stelle als Reporter bei der "San Juan Daily News" anzutreten. Kaum auf der Insel angekommen, entdeckt Kemp die Mentalität seiner neuen Heimat. Vor dem Redaktionsgebäude trifft er einen anderen Journalisten an, der sich mit einer Horde Einheimischer prügelt. Im Gebäude lernt er den Fotografen Sala kennen, ein Pessimist auf der ganzen Linie, der über sein Leben in San Juan schimpft, aber es trotzdem nicht übers Herz bringt weiter zu ziehen. Außerdem wäre da noch Moberg, der Gerichtsreporter, der ein großes Alkoholproblem hat und eigentlich nie nüchtern anzutreffen ist.

Über diesem wilden Haufen von Journalisten steht Lottermann, der Chef der Zeitung. Ein Mann, der sich stundenlang über seine Mitarbeiter und ihre Macken auslassen kann, der aber selbst keine Ahnung hat, wie man eine vernünftige Zeitung macht. Kemp freundet sich nach und nach mit Yeamon an, der auch erst seit ein paar Wochen in Puerto Rico ist und mit seiner New Yorker Freundin Chenault in einem Betonklotz etwas außerhalb der Stadt wohnt. Angetrieben durch Yeamon kommt auch Kemp sehr schnell in den karibischen Trott: Gegen Mittag aufstehen, dann ausgiebig und mit viel Rum frühstücken, zwischendurch zur Arbeit gehen und den Tag dann wieder mit Rum ausklingen lassen. Kemp gewöhnt sich schnell an diesen Trott, und er gefällt ihm auch sehr gut. Er verbringt den größten Teil seiner Zeit mit Sala und Yeamon und vielen Flaschen Rum. Die Arbeit bei der Zeitung ist nicht sehr anstrengend und auch nicht sehr anspruchsvoll, so dass sie quasi nebenher weiterläuft. Kemp verbringt eigentlich eher einen langen Urlaub in der Karibik.

Wegen einiger Recherchen für einen Reiseprospekt muss er mit einigen Investoren auf die Nachbarinsel reisen und beschließt danach zum Karneval nach St. Thomas zu gehen und sich dort mit Yeamon und Chenault zu treffen. Yeamon hat in der Zwischenzeit seinen Job gekündigt und lebt von der Hand in den Mund. In St. Thomas erleben die drei schließlich einige sehr schräge Sachen. Natürlich besaufen sie sich mit Rum, was aber gar nicht so schlimm wäre, wenn Chenault nicht plötzlich verschleppt werden würde. In Kemps Kopf passiert nun einiges und er beschließt das sich sein Leben ändern muss ...

Der Titel "The Rum Diary" spiegelt wirklich das gesamte Buch wieder. Das Leben der Figuren besteht nämlich fast nur aus dem Genuss von Rum. Natürlich gibt es zwischendurch auch ein wenig Arbeit zu erledigen, aber insgesamt hat das Leben der amerikanischen Journalisten doch eher Stammtischcharakter. Das Buch spiegelt die Mentalität der Karibik sehr gut wieder und auch die Beschreibung des Karnevals erinnert stark an die Bilder die man im Fernsehen präsentiert bekommt.

Um den Journalismus geht es eigentlich nur am Rande, Thompson beschreibt zwar auch den Niedergang einer Zeitung, aber primär wird doch das Leben von Paul Kemp beschrieben.

"The Rum Diary" ist der erste Roman von Hunter S. Thompson und galt lange als verloren, bevor er vor einigen Jahren wieder aufgetaucht ist. Man muss sagen, dass man es dem Buch stilistisch gesehen auch anmerkt, dass Thompson dieses vor Romanen wie "Hell’s Angels" oder "Angst und Schrecken in Las Vegas" geschrieben hat, da der Stil etwas jugendlicher und unerfahrener wirkt als sein späterer.

"The Rum Diary" ist alles in allem ein durchaus lesenswerter Roman von einem hervorragenden Schriftsteller und Journalisten, der den Leser in die Welt der Karibik der 50er und 60er Jahre entführt und von amerikanischen Journalisten erzählt, die ihren Traum leben, aber trotzdem unzufrieden sind.

Tobias Thieme



Taschenbuch | Erschienen: 01. Dezember 2005 | ISBN: 3453530403 | Preis: 7,95 Euro | 207 Seiten | Sprache: deutsch

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