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 Das wandelnde Schloss


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Die neunzehnjährige Sophie begegnet auf dem Weg zu einem Fest auf der Straße zufällig Soldaten. Voller Angst steht sie vor den Männern, die sie ungeniert anstarren. Ein wunderschöner junger Mann tritt hinzu und rettet sie. Kaum schaut sie in die Augen dieses Mannes, quellen aus Ritzen und Spalten, Nischen und Ecken gummiartige Monster hervor und bedrohen sie. Sophie und der junge Mann, der sich als der Zauberer Hauro entpuppt, schweben davon. Kaum hat er Sophie auf einem Balkon abgesetzt, ist er auch schon verschwunden. Sophie aber soll diesen kurzen Moment bitter bereuen. Kaum ist Sophie im Hutmachergeschäft, wo sie arbeitet, angekommen, betritt eine hässliche alte Frau die Geschäftsräume. Die Hexe aus dem Niemandsland ist auf der Suche nach Hauro, und Sophie hat in ihren Augen verhindert, dass sie seiner habhaft werden konnte. Sie belegt die hübsche Sophie mit einem schrecklichen Fluch: Sie muss von Stund an als neunzigjährige alte Frau ihren Weg durchs Leben gehen. Voller Entsetzen und Scham über ihr Aussehen flieht Sophie ins Niemandsland und sucht das Tal des Zauberers. Dort will sie Hauro bitten, den Fluch von ihr zu nehmen.
Sie findet ein seltsames, riesiges Schloss, das auf Beinen durch die Landschaft wankt und wird wider Erwarten eingelassen.
Sie lernt den Feuerdämon Calcifer und Markl, den Gehilfen des Zauberers, kennen. Die Räume quellen über vor Schmutz und Unrat und die alte Sophie beginnt, die Räume gründlich zu säubern. Plötzlich betritt der Zauberer Hauro das Haus und voller Entsetzen muss Sophie mit ansehen, wie er wund an Körper und Seele in seinen Räumen verschwindet. Doch es soll noch schlimmer kommen. Der überall ausbrechende Krieg greift auch auf Sophies Stadt über und die Königin will den Zauberer Hauro an ihrem Hofe sehen. Doch auch die Hexe aus dem Niemandsland ist auf dem Weg zur Königin. Da beschließt Hauro, Sophie zur Königin zu schicken.

"Das wandelnde Schloss" ist, ob Sie es glauben oder nicht, einer der erfolgreichsten Filme der Welt - in Japan. Nach "Chihiros Reise ins Zauberland" und "Titanic" konnte kein Film in der Geschichte des japanischen Kinos so viele Zuschauer anlocken. Dieser Film muss also einfach gut sein.
Und genau das ist er. Erstens ist er einfach. Die Zeichnungen sind liebevoll und schlicht, die Bilder fast kitschig und sehr bunt. Einzig das wandelnde Schloss, mehr ein Schrotthaufen als ein Haus, ist im Computer entstanden. Alles andere wirkt wie ein Zeichentrickfilm der 70er Jahre. Einfach und doch effektvoll, fantasiereich und brillant erzählt. Woraus sich zweitens ergibt, dass der Film gut ist. Nicht sehr gut, dafür sind die Geschichte zu einfach, die Bilder zu simpel, die Charaktere zu eindimensional. Einzige Ausnahme ist Sophie. Diese junge Frau, die auch als neunzigjährige alte Frau wundervoll positiv und ungebrochen von ihrem schrecklichen Schicksal durch das Leben geht, ist beeindruckend gemacht und als Charakter absolut einmalig. Sie verkörpert die Moral und Sichtweise des Regisseurs und Altmeisters des japanischen Animes, Hayao Miyazaki. Er hat die wundervolle Geschichte des Zauberers, der seinen Gefühlen nicht traut und seiner Verantwortung nicht nachkommen will, den zauberhaften Büchern der britischen Autorin Diana Wynne Jones entnommen. Selten ist eine Melange aus Fantasie und Liebesgeschichte, Zeichentrick und japanischer Anime-Tradition so gut gelungen wie in diesem Film. Allenfalls Chihiro und Prinzessin Mononoke sind besser und dramatischer.
Das Manko der Geschichte ist der seltsame Krieg. Weder die Kämpfe noch die Kriegsparteien, geschweige denn die Ziele dieses Krieges sind erläutert oder greifbar. Obwohl die Kämpfe furchtbare Zerstörungen anrichten und flächendeckend Bombenteppiche zu fallen scheinen, gibt es keine Konsequenzen, geschweige denn wird die Lösung am Ende des Films plausibel. Schade, denn die Ursache allen Übels erscheint dadurch beliebig und vordergründig.

Fazit: Dieser Film ist wunderschön. Seine Heldin Sophie ist ein wunderbarer Charakter, und mitzufiebern, wie es ihr ergeht, ein tolles Erlebnis. Der Film hat zwar fast nichts mit seiner Buchvorlage gemein, erreicht aber durch Bild und Ton die Herzen seiner Zuschauer.
Nur für Anime-Fans ist die Deluxe-Edition zu empfehlen. Für das zusätzliche Geld bekommt man einige Sammelkarten, Interviews und das komplette Storyboard des Films.

Stefan Erlemann



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Februar 2006 | FSK: 6 | ISBN: B000CNEP60 | Laufzeit: 115 Minuten | Originaltitel: Hauru no ugoku shiro | Preis: 14,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Japanisch

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