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 New Year's Revolution 2006

Produzenten: WWE
Sprecher: Carsten Schäfer, Günter Zapf
Verlag: Rough Trade

Cover
Gesamt ++++-
Action
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Die erste Großveranstaltung des Jahres von World Wrestling Entertainment (WWE) fand wieder in diesem Jahr ganz früh statt und ist inzwischen schon auf DVD zu bewundern. Da WWE zwei verschiedene Shows anbietet, die auch über verschiedene Darsteller verfügen, muss hier unbedingt angeführt werden, dass es sich um eine Veranstaltung von "WWE Raw" handelt. Das heißt, dass bei dieser Großveranstaltung nur Wrestler der Raw-Sendung aufeinander trafen.

Wie sonst eigentlich nur der "Royal Rumble" ist die Großveranstaltung "New Year?s Revolution" auf ein besonderes Hauptmatch ausgerichtet, das "Elimination Chamber"-Match. Dementsprechend war auch der Vorspann ganz auf dieses Match ausgerichtet.

Aber den Anfang des Kampfabends machten Wrestling-Legende Ric Flair und sein deutlich jüngerer Kollege Edge. Kurz vor seinem siebenundfünfzigsten Geburtstag, und damit wirklich in einem Alter, in dem man nicht mehr in den Ring steigen sollte, hatte der Flair - der "Nature Boy" - seinen Intercontinental Titel zu verteidigen. Ein kurzer Kampf und ein klassisches Beispiel dafür, dass die jungen Wrestler immer wieder für die überalterten Legenden umfallen müssen. Daher ein Kampf auf niedrigem Niveau.

Viel besseres Wrestling, technisch gut und schnell, zeigten Trish Stratus und Mickie James im Frauen-Championkampf. Trish Stratus trug den Titel und verteidigte gegen ihren größten Fan. Die Idee, dass die eine Wrestlerin (James) unglücklich in ihr Vorbild (Stratus), verliebt ist, ist eine der besseren Geschichten, die von den Storyschreibern der WWE momentan in Szene gesetzt werden.

Eine weitere Legende kehrte im dritten Kampf in den Ring zurück, nämlich Jerry "The King" Lawler, eigentlich Kommentator von "WWE Raw" - und als solcher ebenso eine Legende wie als Wrestler -, musste seine persönliche Fehde mit Gregory Helms auskämpfen und tat das auf die gewohnt eher witzige Art. Ein Statusverlust für Gregory Helms, aber eine ganz amüsante Einlage.

Dann wurde es grausam. Triple H kämpfte gegen Big Show, der größte und schwerste Profisportler zur Zeit - so wird er zumindest von der WWE beworben. Das hätte prinzipiell ein echter Knaller werden können und war auf jeden Fall der Nebenhauptkampf. Allerdings kein guter. Laut offizieller WWE-Geschichtsschreibung hatte Triple H seinem Kontrahenten vor der Großveranstaltung die Hand gebrochen, und so trat Big Show mit dem "Big Gips" auf, vor dem natürlich alle als gefährlicher Waffe warnten. Nach einigen wenigen Wrestling-ähnlichen Bewegungen begann Triple H ebendiese "gebrochene" Hand zu bearbeiten und zog seinem Gegner auch den Gips aus. So wurde die ganze Sache eine ziemlich einseitige Prügelei, die nur Brutalität und keinerlei Kampf mit sich brachte. Sehr langweilig.

Dann kehrte der Main Event zurück zu den eher humorigen Momenten. Der technisch sehr gute Wrestler Shelton Benjamin, der eigentlich kein Match zu bestreiten hatte, kam mit seiner durchaus wohlbeleibten Mutter in die Halle und diese hatte gleich eine eher schräge Konfrontation mit Viscera - einem Mann, der in Größe und Gewicht fast mit Big Show mithalten kann. Daraufhin kam es zu einem Kampf zwischen David Shelton Benjamin und Goliath Viscera, bei dem Mama Benjamin ständig ihrem Sohn mit dem Gürtel drohte und mit unglaublicher Lautstärke für Kommentare sorgte. Der Kampf war ganz unterhaltsam, Mama Benjamin ist ein echter Gewinn.

Gauntlet Matches sind aus Prinzip unfair, denn zwei Gegner gehen in den Ring, hat der eine den anderen besiegt, folgt ein dritter Gegner und so weiter. In dem Fall des sechsten Kampfes kam noch eine leicht sexistische Note in die Sache hinein. Es ging um fünf Wrestlerinnen, und Siegbedingung war, dass den Gegnerinnen so weit die Bekleidung abzunehmen war, dass sie in "Bra & Panties" da standen. Ein Match fürs Männerauge, aber auch durchaus mit gutem Wrestling. Zwischendurch kamen Mae Young und Fabolous Moolah in den Ring und die beiden ziemlich alten Damen - und Frauenwrestlinglegenden - brachten natürlich wieder einiges an schrägem Humor ins Match ein.

Dann kam die Elimination Chamber ins Spiel - ein riesiger Käfig, der um den Ring herum von der Decke heruntergelassen wurde. In vier Kammern im Inneren wurden Kane, Carlito, Chris Masters und Kurt Angle eingesperrt, und im Ring trafen Shawn Michaels und John Cena aufeinander - letzterer musste seinen Titel aufs Spiel stellen, die anderen fünf hatten alle die Chance, ihn zu gewinnen. Jeweils nach zwei Minuten wurde einer der Häftlinge auch in den Ring gelassen, nur wer aufgab oder per Pin besiegt wurde, musste gehen. Der letzte, der übrig blieb, war neuer Champion. Doch auch auf diesen wartete noch eine unangenehme Überraschung.

"WWE Raw", das im deutschen Fernsehen nicht frei empfangbar ausgestrahlt wird, ist die Sendung mit den im Schnitt klangvolleren Namen, Wrestlern, die einfach ein etwas größeres Potential haben. Allerdings könnte man sich inzwischen durchaus den alten Mann Ric Flair wirklich mal sparen, dessen Legende hat ihn schon lange überlebt und der Titel, den er hält, den Intercontinental Champion, war eigentlich mal der Nachwuchstitel der ehrwürdigen WWF, die sich ja in WWE umbenennen musste. Auch der Auftritt von Jerry Lawler ist zwar immer wieder nett, weil er einfach ein wirklich guter Darsteller ist, hat aber eigentlich mit modernem Wrestling nichts mehr zu tun.

Blut hat leider sehr wohl etwas mit modernem Wrestling zu tun, und Stahlkäfige wie die Elimination Chamber produzieren natürlich Blut. Diese harte Variante des Wrestlings ist seit ein paar Jahren die Regel, ist trotzdem eher unangenehm. Beim Hauptmatch waren also ein paar Wrestler blutüberströmt und meistens stehend k.o. - das bringt wiederum eine Tempoverlangsamung mit sich, die das Match stellenweise eher langweilig machte. Trotzdem ein gut gemachtes Match, weil die Taktik zwischen den drei ausgemachten Topstars Michael, Angle und Cena, die alle schon viel miteinander zu tun hatten, dem Außenseiter Kane - der nicht gewinnen konnte, da er zu diesem Zeitpunkt Tag Team-Champion war, klassisches Wrestlinggesetz - und den Jungstars Masters und Carlito, die sich vor dem Match abgesprochen hatten, und bei denen sich der geneigte Wrestlingschauer die ganze Zeit fragte, wann die lose Gemeinschaft mit einem Verrat von einem der beiden enden würde - natürlich passierte genau das auch, denn das ist der Stoff, aus dem die Fehden sind.

Insgesamt eine sehenswerte Großveranstaltung. Eine DVD mit drei Stunden Material plus ein paar kleinerer Interviews in den Extras. Insgesamt gut gemacht, auch die deutsche Kommentierung durch Carsten Schäfer und Günther Zapf ist verhältnismäßig gut, viele Fans werden auf das amerikanische Original umschalten, und wer des Spanischen, Italienischen oder Französischen mächtig ist, kann auch in diesen Sprachen einen Kommentar bekommen.

Holger Hennig



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. März 2006 | FSK: 16 | Laufzeit: 177 Minuten | Preis: 19,95 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch

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