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 Der Letzte seiner Art

Autoren: Andreas Eschbach
Sprecher: Martin May
Verlag: Lübbe Audio

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Duane Fitzgerald ist ein "Steelman". Eine Art Cyborg, der durch zahllose Operationen zu einem Übermenschen gemacht worden ist. Der einzige Zweck dieses hochgeheimen militärischen Programms war es, eine Spezialtruppe zu erzeugen, die Kommandoeinsätze durchführen kann, die normalen Menschen unmöglich sind. Die Steelman können sich rasend schnell bewegen, Giftstoffe aufspüren, unter Wasser größere Strecken zurücklegen, mit der Kraft eines Kranwagens Dinge bewegen, mit ihrem künstlichen Auge extrem weit entfernte Objekte heranzoomen, im Dunkeln sehen und per Infrarot Wärmespuren analysieren und im Kampfeinsatz nutzen. Weitere kleinere Detailverbesserungen machen aus den Einzelkämpfern den perfekten Soldaten. So zumindest der Plan der Militärs und Präsident Bushs Anfang der achtziger Jahre. Doch das "Projekt Steelman" wird eingestellt. Zu viele Operationen, zu viele Fehler in Planung und Ausführung, zu viele Ausfälle und die immensen Kosten machen die scheinbar perfekten Soldaten zu einer Last für die Militärs. Man beschließt, sie - ohne einen einzigen ernsthaften Einsatz durchgeführt zu haben - in den Ruhestand zu versetzen.
Duane zieht es in die Heimat seiner Vorfahren. Er besitzt ein Haus in Irland und bekommt schließlich die Erlaubnis, dort zu leben. Das einzige Problem ist, dass große Teile seines Darms entfernt wurden, um für die vielen Gerätschaften, die Nuklearbatterie und die Kabel Platz zu machen. Duane Fitzgerald benötigt für den Rest seines Lebens alle vier Tage ein Paket mit spezieller Nahrung, die er unverzüglich zu sich nehmen muss.
Doch Duane arrangiert sich mit seinem tristen, einsamen Leben. Er hat keine Wahl, denn sonst muss er in den USA in einem Militärstützpunkt vor sich hin vegetieren - immer unter der direkten Aufsicht seiner Vorgesetzten.
Zehn Jahre lebt er nun schon in dem kleinen irischen Fischerdorf und hat zu niemandem Kontakt, geht keiner Arbeit nach und einzig ein örtlicher Arzt ist von ihm - entgegen aller Vorschriften - ins Vertrauen gezogen worden, denn einige seiner Systeme scheinen von Zeit zu Zeit ihren Dienst zu versagen. Vor allem sein künstliches Bein, sein künstlicher Arm und sein digitales Auge werden immer anfälliger.
Da versetzt ihn ein kleiner, japanisch aussehender Amerikaner in Alarmbereitschaft. Der Unbekannte taucht unvermittelt im Ort auf und hat ein altes Foto von Duane bei sich. Er befragt die Dorfbewohner und versucht herauszufinden, ob Fitzgerald hier lebt.
Was will dieser Mann? Warum sucht er ihn? Und warum trifft - zum ersten Mal seit zehn Jahren - das Nahrungspaket nicht pünktlich auf der Post ein?

Ein Soldat, der sich freiwillig zu einer Art "Terminator" verstümmeln lässt, niemanden kennt, mit niemandem Kontakt pflegt, keinen Menschen mag oder ins Vertrauen zieht, vor sich hin lebt, bis er wahrscheinlich eines Tages durch seine eigenen Implantate stirbt und anfangs recht unsympathisch charakterisiert wird - funktioniert diese Geschichte? Reißt sie den Leser mit, begeistert sie?
Anfangs mit Sicherheit nicht. Fast die Hälfte dieser Hörbuchproduktion fragt sich der Hörer, was diese Geschichte soll, wohin sie steuern könnte? Wird es ein Action-Kracher, ein Kriegsabenteuer, eine Selbstfindung, eine Racheaktion? Nichts von alledem. Mit einem schon fast verwegen zu nennendem Mut nimmt uns der Schriftsteller Andreas Eschbach mit zu einer tristen und traurigen Existenz. Ein Mensch, den seine Antriebslosigkeit, seine Verführbarkeit und seine Ausweglosigkeit in ein vorhersehbares Ende zu treiben scheinen. Für den traurigen Helden dieser Geschichte kann es kein Happy End geben, das wird dem Hörer bereits zu Anfang klar. Und Eschbach unternimmt nichts, einen Hoffnungsschimmer zu erzeugen. Er beschreibt fast gnadenlos, unprätentiös und höchst melancholisch, wie ein Cyborg denkt, wie er fühlt und wie lange er braucht, um zu realisieren, dass er eine Marionette war und ist.
Dieser Teil der Geschichte funktioniert. Die psychologische Seite ist durchdacht, der Hörer wird - zwar sehr zögerlich und fast gegen seinen Willen - involviert, leidet mit diesem Elitesoldaten auf dem Abstellgleis mit und ist zum Ende hin fasziniert ob der inneren Haltung dieses Gescheiterten. Leider aber schleichen sich in diese Geschichte derart viele Logikfehler ein, dass sie wenig glaubwürdig erscheint.
Ohne zu viel vom Inhalt verraten zu wollen, sind es vor allem die Aktionen des Gegners und die fast erzwungen wirkende Handlungsweise Duanes, die nicht befriedigen. Es ist schlicht nicht glaubhaft, dass sich Steckverbindungen in diesem Cyborg finden, die sich lösen können, dass ein Titanbein abreißen kann, dass ein Stromausfall die inneren Systeme lahm legen kann. Es ist unlogisch und fast lächerlich, dass erst ein gewaltiges Kriegsschiff nötig sein soll, um diesen Maschinenmenschen orten zu können, wenn man in heutiger Zeit in der Lage ist - und diese Geschichte spielt "live" - ein Handy oder kleinere Bauteile exakt zu lokalisieren. Auch die Begründung, warum seine Cyborg-Kollegen allesamt ausgeschaltet - sprich umgebracht - werden, nur er nicht, ist albern. Von "kein Aufsehen erregen" als eine der Begründungen, warum man Duane nicht einfach ausschaltet, kann wohl kaum die Rede sein, wenn Dutzende Agenten in einem kleinen irischen Fischerdorf rumlaufen und drei grausame Morde begehen.
Viele weitere unsinnige Handlungselemente lassen sich finden, würden aber Inhalt und Ziel der Geschichte offenbaren. Dies alles schmälert den Eindruck, den das Hörbuch hinterlässt. Denn sowohl die inneren Monologe, die psychologische Situation Duanes, als auch die wirklich gelungene Leistung von Sprecher Martin May, der dem einsamen Maschinenmenschen Leben einhaucht und ihn immer sympathischer werden lässt, sind nicht zu beanstanden.

Fazit: Eine mutige, weil wenig dem Mainstream folgende Geschichte erzählt uns Andreas Eschbach. Ein sehr gut aufgelegter Sprecher Martin May, der diesem durch militärische Hybris verstümmelten Soldaten Leben, ja Charakter einhaucht und ein guter, weil zwangsläufiger Schluss - ohne die üblichen Kompromisse an die Gewohnheiten des Lesers und Hörers - machen leider kein gutes Hörbuch aus dem Roman Eschbachs. Zu viele logische Fehler, Ungereimtheiten und Brüche erzeugen ein Unbehagen beim Hörer, dass viele Handlungselemente erzwungen und einzig einer Dramaturgie untergeordnet sind, die irreal und künstlich wirkt. Das ist sehr schade, denn die Grundidee der Geschichte ist brillant und verdient Beachtung.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 5 | Erschienen: 01. März 2004 | ISBN: 3785713959 | Laufzeit: 345 Minuten | Preis: 29,90 Euro

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