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 Der Schrecken der Medusa


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Brutalität
Spannung


Der Schriftsteller John Morlar ist tot, erschlagen mit einer kleinen Bronzestatue, die Napoleon darstellt. Ein ganz normaler Mord, und die Polizei nimmt ihre Ermittlungen auf. Inspektor Cherry durchstöbert die Habe des Toten und stößt auf merkwürdiges Geschreibsel - Intellektuellengeschwätz.
Cherry verwundert es nicht, er hält Abstand vom Geschehen. Und er bleibt auch Herr der Lage, als der Tote sich als (noch so gerade eben) lebend herausstellt. John Morlar, genauer gesagt, sein Geist weigert sich zu sterben. Das Gehirn sendet weiterhin starke Impulse.

Fortan verfolgt Cherry einen versuchten Mord. Die Spur führt zu Dr. Zonfeld, Morlars Psychiater. Laut Zonfelds Aussage hielt sich Morlar selbst für den gefährlichsten Menschen der Welt und er gesteht, dass in den Augen des Schriftstellers etwas lag, eine Macht, eine Stärke, der man sich als Betrachter schwer entziehen konnte. Ein Arzt sollte nicht entsetzt über seinen Patienten sein, aber die Bösartigkeit Morlars, sein Hass auf die Menschen, seine Verachtung macht den Psychiater zu Beginn wenigstens nachdenklich. Morlar ist überzeugt, eine Kraft zu besitzen, etwas, das Ereignisse auslöst. Er führt den Doktor in Rückblicken in die Vergangenheit und beschreibt, wie seine Kraft den Menschen das Verderben brachte.

Cherry kann die Erzählungen des Psychiaters nicht nachvollziehen. Für ihn klingt es mehr nach einem Arzt, der sich in die Wahnvorstellungen seines Patienten hineinsteigerte. Anfangs glaubt Cherry genau das. Aber dieser Glaube gerät ins Wanken, denn die Indizien mehren sich, dass mit Morlar wirklich etwas nicht stimmt. Ist er wirklich jemand, der mit seinem Geist töten, Katastrophen herbeiführen kann?

Meinung:
"Der Schrecken der Medusa" ist ein Klassiker, der auf 130 kleingedruckten, hochspannenden Seiten daherkommt. Das Buch erschien 1974 zum ersten Mal auf dem deutschen Buchmarkt und zeigt gegenüber manch anderem dickbändigen SF-/Horror-Roman, dass gut erzählte Geschichten nicht lang sein müssen. Der Roman von Van Greenaway mutet vergleichsweise altmodisch an, aber das schadet selbst dem heutigen Lesegenuss nicht. Der Stil ist scheinbar herübergerettet aus der Erzählweise einer älteren Schule, was ihn noch düsterer macht vor dem Hintergrund des Themas.

Manche Geschichten spielen mit abergläubischen Grundgedanken der Menschen, so auch dieses Buch. Wenn schlimme Dinge geschehen, warum geschehen sie? Gibt es Individuen, denen die Macht gegeben wurde, schlimme Dinge Kraft ihres Willens herbeiführen zu können? Gibt es Menschen, deren Hass so groß ist, dass sie anderen den Tod bringen können - nur mit einem Blick? John Morlar, die böse Hauptfigur, durchschaut die Menschen, ihr System, ihre kleinlichen Sehnsüchte und Begierden, ihre Motive, so nieder sie auch sein mögen. - Auch eine Eigenart, die dem Menschen zueigen ist: die Erkenntnis. John Morlar weiß, er kennt die Menschen und sie gehören bestraft für ihre Selbstüberschätzung, ihre Machtanmaßung. Morlar kann sie bestrafen, wann und wie er will. Das bestürzt ihn einerseits, lässt ihn aber auch nicht zögern, diese Macht auszuüben.

Als Leser tanzt man in diesem Buch auf verschiedenen Hochzeiten. Man teilt die Abscheu des Arztes gegenüber seinem Patienten, den Unglauben Cherrys gegenüber den Wahnvorstellungen Morlars und schließlich Morlars auf fundamentalen Erkenntnissen ruhenden Hass. Morlar ist das Böse mitten unter uns, in uns, denn zum Teil ist die Ausübung seiner Macht nur der verlängerte Arm des Normalsterblichen. Vielleicht ist er sogar eine Quelle dafür. Diese Frage wird im Roman nicht geklärt. Ebenso wenig wie im gleichnamigen Film von 1978 mit Lino Ventura und Richard Burton (als Morlar).

Fazit:
Es ist ein phantastischer Roman, der auf einer Grenze zwischen SF und Horror wandelt, extrem spannend ohne Effekthascherei, sehr kurzweilig, gruselig wie alte Gespenstergeschichten und auch heute noch absolut empfehlenswert.

Michael



Taschenbuch | Erschienen: 1. Juni 1986 | ISBN: 3548311288 | 127 Seiten | Sprache: Deutsch

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