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 Madrigal für einen Mörder


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Kriminalgeschichten gehören mit zu den beliebtesten Themen in den Bereichen der Medien. Als fiktive Geschichten oder aufgrund wahrer Tatsachen faszinieren uns die Hintergründe, die die Täter dazu treibt, jemandem etwas angedeihen zu lassen, was dem Opfer nicht gefällt. Die Ermittlungsarbeit gehört bei Kriminalgeschichten zu einem wesentlichen Bestandteil und somit werden die Kommissare, Gerichtsmediziner oder Privatermittler zu den eigentlichen "Helden" in diesen Geschichten. Gerade der Teil der Aufklärung gepaart mit den Eigenheiten der Aufklärer nehmen oftmals einen Großteil der Geschichten in Beschlag. Aber eben gerade diese Eigenheiten oder bestimmte Orte und Umgebung, man denke an die Regionalkrimis, verleihen den Storys erst das Individuelle.
Doch was ist mit den Tätern? Sind diese ebenso interessant? Wird ihnen ein Großteil der Aufmerksamkeit gewidmet? Oftmals leider nicht. Gerade im Bereich der Anthologien ist es schwer in den sehr kurzen Geschichten beide Seiten, also Ermittler und Verbrecher, gleichwertig zu beleuchten. Die Anthologie des Verlags beinhaltet nicht das typische Klischee von Krimis, Ermittler - kommt an den Tatort und los geht’s - in seiner Zusammenstellung. Aus über vierhundert eingesendeten Geschichten sind nun die besten 26 ausgewählt und als Buch veröffentlicht worden.

Bei den Autoren handelt sich es sich um eine gesunde Mischung aus Neulingen und Erfahrenen. In kurzen, teilweise auch sehr kurzen Geschichten erzählen sie von Verbrechen, aber nur vom Täter aus. Sie lassen die Verbrecher zu Wort kommen und somit rückt der Blickwinkel von den Ermittlern weg. Warum wird jemand aus Liebe zum Mörder? Warum sollte man Kinder nicht unterschätzen?
Die Geschichten sind allesamt sehr realistisch erzählt, man bekommt beim Lesen nicht den Eindruck, dass mit Hängen und Würgen versucht wurde, verkrampft etwas dem Leser mit zu teilen. Die Autoren geben sich redlich Mühe darin, sowohl eine kurze knackige Story zu erzählen und dabei nicht in Absurditäten abzuschweifen, so dass die Motive der Täter durchaus nachvollziehbar sind.
Es gibt natürlich auch hier Geschichten, die besonders auf sich aufmerksam machen. Zu einem gehört dazu die sehr, sehr kurze Geschichte "Die große Kommissarin" von Elli Dammermann. Die Autorin schafft es auf einer halben Buchseite einen Täter aufzubringen. Auch aus einem anderen Blickwinkel fällt die Geschichte aus dem Rahmen. Hier wurde leider nicht näher auf den Täter eingegangen. Aber andererseits ist es schon interessant bis gewagt nur eine halbe Buchseite zu einem Krimi zu machen.
"Agnes Die" von Patricia Vohwinkel verschafft die Autorin dem Leser einen Einblick in das Seelenleben einer Sadistin. Dabei beschreibt die Autorin für eine Kurzgeschichte recht ausführlich, was in dem Kopf ihrer Protagonistin so vor sich geht. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive, man könnte fast annehmen, es handelte sich um ein Geständnis.

Die Geschichten sind oftmals böse, zynisch und sehr humorvoll, sofern man schwarzen Humor mag. Den Lesern werden größtenteils gut beschriebenen Charaktere beschert, ihre Motive sind oftmals nicht nur verständlich, sondern durchaus auch nachvollziehbar.
Natürlich ist Spannung bei Kriminalgeschichten ein äußerst wichtiger Punkt. Spannung hält den Leser an die Handlungen weiterzuverfolgen, gemeinsam mit dem Ermittler die Spuren weiter zu verfolgen. Natürlich ist das in dieser Anthologie etwas anderes. Hier soll der Leser mit Spannung verfolgen, was in dem Verbrecher als nächstes vorgeht oder wie dieser handelt.
Doch so ein expliziter Spannungsaufbau, wie man ihn aus den Thrillern mit mehreren hundert Seiten Umfang kennt, ist in einer Anthologie nicht möglich. Es handelt sich ja um Kurzgeschichten. So setzen die meisten dieser Erzählungen kurz vor oder direkt auf dem Spannungshöhepunkt an. Oftmals sind die Kurzkrimis sehr unterhaltsam und kommen auch gut ohne Spannung aus.
Als Herausgeber dieser Kurzkrimianthologie fungiert der Verleger Andreas Schröter. Die beteiligten Autoren sind: Rainer Wedler, Christiane Geldmacher, Kai Splittgerber, Monique Lhoir, Stefan Preuss, Elli Dammermann, Mischa Burrows, Patricia Vohwinkel, Iris Grädler, Ulf Meierkord, Ellen Balsewitsch-Oldach, Maria Zocchetti, Jutta Strzalka, Fran Herz, Andreas Gruber, Wolfgang Epple, Franziska Kelly, Holger Kutschmann, Christine Spindler, Barbara Willich, Birgit Erwin, Sabine Ludwigs, Eva Markert, Susanne Schubarsky, Saza Schröder und Annemarie Nikolaus.
Den Abschluss des Buches bildet eine genaue Übersicht über die Autoren.
Wer Kriminalkurzgeschichten mag, sollte hier unbedingt mal einen Blick hineinwerfen. Nicht alle sind der große Wurf, aber alles zusammen macht dieses Buch kurzweilig und unterhaltsam.
Achja, ein Madrigal bezeichnet ein vier-, fünf-, oder sechstimmiges Chorstück mit weltlichem Hintergrund. Es dient also auch der Bildung.

Christoph Heibutzki



Taschenbuch | Erschienen: 01. November 2005 | ISBN: 3980827844 | Preis: 9, 95 Euro | 202 Seiten | Sprache: Deutsch

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