Media-Mania.de

 Unter Wölfen


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Sebastian und seine Verlobte Iris fahren nach Tschechien, um mit Otto, dem Chef von Sebastian, und einigen anderen Mitarbeitern der Firma ein Jagdwochenende zu verbringen. Iris ist mit dem Jagdausflug nicht einverstanden, fährt aber trotzdem mit.
Schon bei der Ankunft spürt Iris, die die Kollegen ihres Verlobten bisher nicht kannte, dass die kleine Gemeinschaft voller Spannungen und ungelöster Konflikte steckt. Während Otto, sein langjähriger Kumpel Ernst und Sebastian eher versuchen, die Fassade einer scheinbaren Harmonie hochzuhalten, kochen bei Klaus, dem stellvertretenden Chef, und Heiner, dem ehemaligen Mitinhaber der Firma, rasch die Gefühle hoch. Es kommt zu Streit und Anschuldigungen, bevor die erste Jagd stattfindet.
Dann, am Ende der Jagd, findet Ernst den Firmenchef tot auf, offensichtlich durch einen gezielten Schuss in die Brust getötet. Aus der bis dahin schon schwierigen Atmosphäre wird ein strategisches Spiel um Anschuldigungen, Verdächtigungen, falschen Frieden und den Versuch, sich aus dieser Lage Vorteile zu verschaffen. Man beschließt, den Tod des Chefs zu vertuschen. Nur wer hat welche Motive und wer ist der Mörder?
Als schließlich noch ein tschechischer Jagdaufseher die Leiche entdeckt und von Klaus und Ernst bewusstlos geschlagen wird, eskaliert die Situation.

"Unter Wölfen" ist die Abschlussarbeit von Daniel Helfeld und René Sydow an der Werbe- und Medienuniversität Dortmund. Beide zeichnen sich für einen Großteil des Filmes verantwortlich, für Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt und Musik.
Zweifellos ist dieser Film dann auch eine akademische Arbeit: Sie bringt zu viel "Ausdrucks"mittel zusammen, wirkt dadurch überladen und nur mäßig spannend. Teilweise werden durch statische Bilder Symbolgehalte vermittelt, deren Zusammenhang mit der Geschichte man als so bedeutungsschwer wie diffus erlebt. So werden zum Beispiel Wespen gefilmt, die über die Reste eines Frühstücks herfallen: dazu stellen sich viele Assoziationen ein; keine jedoch findet in dem Film einen wirklichen Halt.
Die beiden Regisseure haben sich allerdings mit dem Thema auch keinen Gefallen getan. Sie wollten "die dunkle Seite von jedem von uns" ergründen, und genau dies ist schon so häufig brillant geschehen, dass dieser Film bei einem Vergleich notwendig fast scheitern muss.
Sicherlich ist die Zusammenstellung aus einem Thriller und der cineastischen Erzählsprache mutig und experimentell, ohne dabei die Geschichte zu sehr zu verdecken. Aber vieles daran wirkt gewollt, wie ein "Seht her! Das ist uns auch noch eingefallen." Einen ökonomischeren Umgang mit den Bildern habe ich vermisst.
Anderes im Film dagegen ist wieder großartig und wenn man schon nicht die Kameraführung und den Schnitt loben kann, so das doch teilweise hervorragende Spiel der Schauspieler. Kathrin Hildebrand als Iris fällt natürlich besonders auf, weil sie die einzige Frau in diesem Film ist. Ihre männlichen Kollegen stehen ihr aber in nichts nach. Während das Drehbuch in seiner gesamten Logik ebenso gewollt wirkt wie die Bildsprache, sind die Dialoge streckenweise gut gelungen, sensibel und glaubwürdig und von den Schauspielern fantastisch in Szene gesetzt.
Die Musik ist typische Thrillermusik, gut, aber nicht neu. Das Zusatzmaterial ist wegen der Charaktere der beiden Regisseure und der Schauspieler spannender als wegen der Inhalte.

Als Fazit bleibt: ein recht mittelmäßiger Film mit einem zunächst schockhaft wirkenden, dann schwachen Ende, gute Schauspieler in einem teilweise geflickt wirkenden Drehbuch, und damit leider kein gelungener Film. Andererseits muss man berücksichtigen, dass die biedere Filmsprache vieler deutscher Produktionen durchbrochen wurde. Dies besser einzusetzen wird dann hoffentlich zukünftige Filme der beiden jungen Regisseure zu einem Vergnügen machen. Das Potential ist da.

Frederik Weitz



Ähnliche Titel
Dexter - Die zweite SeasonMask of the NinjaInspector Barnaby, Vol. 07Nichts als die WahrheitIm Visier des MI5