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 Der leere Raum

Autoren: Peter Brook
Übersetzer: Walter Hasenclever
Verlag: Alexander Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
"Ein Mann geht durch einen Raum, während ihm ein anderer zusieht, das ist alles, was für eine Theateraufführung notwendig ist." Peter Brook ist eine Regielegende und neben einer wahrlich riesigen Zahl an Stücken, die er auf die Bühne gebracht hat, hat er auch eine größere Zahl an Vorlesungen gehalten, die sich theoretisch mit dem Theater befassen. In "Der leere Raum" sind vier davon zusammengefasst, die er im Jahre 1968 erstmals veröffentlicht hat.

Das tödliche Theater
Das Theater in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts war allzu oft in Konventionen erstarrt und daher langweilig, und Peter Brook bezeichnet alles, was nicht außergewöhnlich ist, als tödliches Theater. Das Theater, in dem Rollen immer gleich gespielt werden, in dem vom Vorhang bis zum Platzanweiser alles verstaubt wirkt, in dem Inszenierungen festgeschrieben und über Jahre hin immer gleich gespielt werden - das alles nennt Peter Brook tödlich, und er warnt vor den vielen Momenten, in denen jeder in die Falle des tödlichen Theaters geraten kann.

Das heilige Theater
Viele Wurzeln des Theaters liegen im Sakralen. Die griechischen Tragödien waren Produkt der Dionysien, die ersten theatralen Aufführungen in Deutschland waren im Mittelalter Passionsspiele und ähnliche kirchliche Inszenierungen. Und sieht man die Bühneneffekte - von Nebelmaschinen und Kostümen bis hin zu immer wieder gleichen Texten -, die die katholische Kirche nutzt, so ist die Verbindung zwischen Religion und Theater ja doch deutlich. Brook zeigt diese Verbindungen auch auf, zeigt aber vor allem die Momente im Theater, die heilig sind, die Experimente, die zu diesen Momenten hinführen.

Das derbe Theater
Theater kann heilig sein, aber es geht auch ganz anders. Mit derbem Theater meint Brook die wirklich bodenständige Theaterkunst, das unverschämte, das zerstörerische, das witzige Theater, ein Theater voller urwüchsiger Kraft. Das heilige und das derbe Theater bauen ein Spannungsfeld auf, das zu dem letzten Vortrag hinführt.

Das unmittelbare Theater
Dass das Theater ein magischer Ort ist, sollte nun schon klar sein. Doch wie es dahin kommt, das erklärt Brook in dieser Vorlesung. Er erklärt auch die Funktion des Regisseurs für das Theater und die Schauspieler.

Die Vorträge von Peter Brook sind natürlich zeitbezogen. Das Theater hat sich geändert, die Gesellschaft hat sich geändert und die politische Dimension, die Brook teilweise einbeziehen muss, ist heute nur mit ein paar historischen Kenntnissen zu verstehen. Dennoch ist "Der leere Raum" nicht wirklich veraltet, denn die Essenz ist immer noch absolut zeitgemäß. Besonders die kompromisslose Geißelung des tödlichen Theaters, die teilweise euphorischen Beschreibungen von heiligen und derben Momenten zeigen die Durchdringung, die Brook in Sachen Regie und Theater erreicht hat. Dieselbe Durchdringung, die er von seinen Schauspielern in Bezug auf ihre Rolle verlangt.

Daher ein sehr lehrreiches Buch für alle, die sich mit dem Theater beschäftigen, egal ob auf oder vor der Bühne. Vieles ist zeitlos, die Essenz ist sehr wichtig. Die Sachen, die der Zeit geschuldet sind, können die Qualität genauso wenig nachhaltig senken wie die teilweise etwas mühsamen Formulierungen, die aber auch durch die Übersetzung zustande gekommen sein mögen.

Holger Hennig



Taschenbuch | Erschienen: 1. Januar 2004 | ISBN: 9783923854905 | Originaltitel: The Empty Space | Preis: 15,50 Euro | 197 Seiten | Sprache: Deutsch

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