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 H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens, Band 2: Die Saat des Cthulhu


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Der zweite Band der edel aufgemachten Hardcover-Edition enthält neben einem Vorwort von Frank Festa sieben Kurzgeschichten ambitionierter Autoren, die sich dem Lebenswerk Lovecrafts widmen und in der Phantastik-Szene keine Unbekannten sind.

Schriftlich - Ramsey Campbell

Sam Strutt ist immer auf der Suche nach alten, wertvollen Büchern. Als ihm ein alter Mann aber ein Antiquariat empfiehlt, ahnt der Bücherfreund noch nicht, dass äonenalter Schrecken seiner harrt ...

Yamasai - Christian von Aster

Eine Expedition in den Dschungel führt drei Forscher an den Rand des Wahnsinns. Denn die dämonische Gottheit, welche die Eingeborenen anbeten, existiert tatsächlich. Doch die Wahrheit ist noch entsetzlicher als die Männer sich je vorstellen konnten ...

Der große Fisch - Kim Newman

Ein Privatdetektiv stößt auf der Suche nach dem Kind einer ehemaligen Filmdiva neben bizarren Mordfällen auf eine Sekte, die einen fischartigen Gott anbetet ...

Harlekins letzte Feier - Thomas Ligotti

Ein Gelehrter nimmt in der Kleinstadt Mirocaw an einem seltsamen Fest teil, in dem vor allem die Figur des Harlekins oder Clowns eine zentrale Rolle spielt. Doch bald schon stellt der Fremde fest, dass das Fest eine Fassade ist, hinter der das Grauen lauert ...

Der Hügel von Yhth - Jens Schumacher

Bei der Recherche nach einem geheimnisvollen, verbotenen Buch, das sich mit okkulten Riten beschäftigt, gelangt der Reisende James Peter Ryan in das Fischerdorf Barath. Nach kurzer Zeit wird er mit der Geschichte des "Hügels von Yhth" konfrontiert. Was sich allerdings hinter diesem Phänomen verbirgt, bringt den Forscher an den Rand des Wahnsinns - und darüber hinaus ...

Hinter dem Schleier - F. Paul Wilson

In den Pinienwäldern der neuen Welt suchen eine Frau und ihr ehemaliger Studienfreund nach dem "Teufel von Jersey". In den verborgenen Winkeln der riesigen Wälder treffen die beiden Suchenden auf geheimnisvolle Lichter und ein im Verborgenen lebendes Volk. Als sie zurückkehren, ist nichts mehr so, wie es war, denn einer von ihnen hat etwas mitgebracht, was das Leben der gesamten Menschheit verändern kann ...

Das Verderben, das über Innsmouth kam - Brian McNaughton

Einer der letzten Überlebenden des kleinen Orts Innsmouth ist auf der Suche nach Anderen seines Volkes und wird in einem Institut, das augenscheinlich als Gesundheitsamt dient, festgehalten. Doch hinter dem Schein findet Bob Geheimnisse die nie das Licht der Welt erblicken sollten ...


Lovecrafts Bibliothek des Schreckens entführt den Leser immer wieder aufs Neue in Welten kosmischen Grauens und subtilen Horrors, der sich in den meisten Fällen hinter geradezu harmlosen Fassaden versteckt und in den nächtlichen Schatten menschlicher Albträume haust.
"Die Saat des Cthulhu" zeigt in sieben erstklassigen Erzählungen, dass der Mythos der GROSSEN ALTEN, der düster drohenden Ungeheuer, noch lange nicht tot ist.

Ramsey Campbell eröffnet den Reigen mit seiner Kurzgeschichte "Schriftlich", die im Gegensatz zu den folgenden Storys sehr zurückhaltend mit den Topoi des Schreckens umgeht und mehr auf hintergründiges Grauen setzt, wodurch der Gruseleffekt am Ende noch besser zur Geltung kommt.

Christian von Aster greift in der Geschichte "Yamasai" auf eine beliebte Spielart von H.P. Lovecraft selbst zurück und lässt seine Protagonisten auf eine Expedition in einen unbekannten Teil des Dschungels gehen.
Sehr früh erkannte Lovecraft, dass sich der Mensch am meisten vor dem Unbekannten fürchtet; vor dem was in der Dunkelheit lauert. Auf dem Planeten Erde sind das vor allem die Regionen des undurchdringlichen Dschungels oder die unergründlichen Tiefen der Ozeane.
Und auch in "Yamasai" funktioniert das Rezept bestens und nimmt den Leser mit auf eine Expedition des Grauens. Der Autor schafft es in unnachahmlicher Weise, den Leser in banger Erwartung vor dem Schrecken, der kommen wird, bei der Stange zu halten. Und das Finale hätte selbst den Schöpfer des Cthulhu-Mythos begeistert, denn nichts ist so wie es scheint.

In "Der große Fisch" verbindet der englische Schriftsteller Kim Newman die klassische Detektivgeschichte mit dem Mythos um die dunklen Götter und führt den Leser in die Fänge einer archaischen Sekte. Anlehnend an die Kurzgeschichte "Dagon" von H.P. Lovecraft erschafft der Autor eine durchweg subtile Spannung, die in einer unheimlichen Überraschung gipfelt. Die Erzählform aus der Ich-Perspektive erleichtert es dem Leser, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren und tiefer in die Ereignisse einzutauchen.

Thomas Ligotti schrieb seine Story ebenfalls in der Ich-Form und verleiht damit dem Hauch der Bedrohung eine authentische Note, der sich der Leser nicht zu entziehen vermag. Die dunkel-düstere Stimmung hält sich die gesamten 48 Seiten über und erreicht auch hier ihren Höhepunkt am Ende der Geschichte. Ligotti zeigt mit dieser Geschichte einmal mehr, dass er zu den vielversprechendsten Vertretern modern-grotesker Horror-Literatur gehört.

Jens Schumacher ist in dieser Anthologie bereits der zweite deutsche Schriftsteller, der es geschafft hat, eine Kurzgeschichte zum Cthulhu-Mythos beizusteuern, der sich nicht hinter den Werken eines H.P. Lovecraft zu verstecken braucht.
Wieder ist der Schauplatz ein kleines Fischerdorf. Was den Helden der Geschichte aber dort erwartet, ist beispiellos, und der Autor schreckt auch nicht vor härteren Szenen zurück, die umso schockierender sind, weil sie wohldosiert und kurz eingesetzt werden.

Die nächste Geschichte stammt wieder von einem Amerikaner, wurde aber von Jens Schumacher übersetzt. "Hinter dem Schleier" wird von dem Autor als eine der besten Cthulhu-Geschichten bezeichnet, was jedem Leser selbst überlassen bleibt zu entscheiden, ob das stimmt oder nicht. Auch F. Paul Wilson setzt auf die Ich-Perspektive und schildert eine Odyssee, die friedlich beginnt und mehr mit den verborgen schlummernden Ängste des Menschen spielt. Die tiefe, dunkle Finsternis der Wälder; die Angst vor dem Unbekannten und dem Alleinsein. Ein weiterer Aspekt, den Wilson für sich nutzte und den Lovecraft bereits gekonnt einsetzte, ist der Gegensatz zwischen den archaischen Kräften der GROSSEN ALTEN und dem Fortschritt der zivilisierten Welt, der ein ums andere Mal an seine Grenzen stößt.

Brian McNaughton schließlich schafft es, den Leser mit seiner geradlinigen und flüssigen Schreibe zu faszinieren, und schickt ihn auf eine Reise, die sich eng an Lovecrafts Novelle "Schatten über Innsmouth" orientiert. Dabei verwischen die Grenzen zwischen Gut und Böse, werden die engen trivialen Ketten menschlicher Ethik gesprengt und am Ende stehen sich einzig und allein zwei Völker gegenüber, die ihre Existenz sichern wollen. Eine sehr unheimliche, düstere und beängstigende Erzählung und ein würdiger Abschluss für diese Anthologie des kosmischen Schreckens.

Der Band ist wie oben bereits erwähnt sehr aufwändig und hochwertig aufgemacht worden. Der grüne Rahmen passt sich hervorragend mit dem Layout der "Bibliothek des Schreckens" dem Cover an. Das Titelbild an sich ist eine Computergrafik, deren Totenschädel frappierend an das Kinoplakat von "Ghostship" erinnert.

Fazit: Abwechslungsreiche Anthologie mit hochkarätigen Schriftstellern, eine perfekte Hommage an H.P.Lovecraft.

Florian Hilleberg



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2005 | ISBN: 3935822855 | Preis: 22,00 Euro | 284 Seiten | Sprache: deutsch

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