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 Die letzte Zigarette

Ein Liebesroman


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Er liebt sie alle. Melanie, die ihre Zigaretten stets selber dreht und in seiner Gegenwart doppelt so viel raucht. Carmen, die ihre Zigarettensucht mit immer mehr Zigaretten bekämpfen will, bis der Ekel kommt. Philine, die erst zur Raucherin geworden ist, als sie ihn kennen lernte. Anne, die mit progressiver Muskelentspannung und Akupunktur gegen das Rauchen vorgeht. Oder Paula, die immer versucht, sich beim Rauchen einzuschränken und dabei mit System vorgeht. Und dann ist da natürlich Kreta, seine wohl größte Liebe, auch wenn die Ehe gescheitert ist. Kreta hat nie versucht mit dem Rauchen aufzuhören, dabei ist sie wahrscheinlich die einzige, die es könnte.

Er selbst raucht natürlich auch und will auch immer damit aufhören. Er liebt nicht nur die Frauen und die Literatur, sondern auch die Zigaretten. Er ist ein unvollendeter Autor, aber das steht ihm gut, schließlich haben viele bedeutende Autoren geraucht. Sie verstanden und verstehen auszudrücken, warum. Sie können tiefgründig in Worte fassen, was am Rauchen so faszinierend ist.
Auch er versteht es, sich zu rechtfertigen. Beim Kennenlernen mit Kreta war das Rauchen ein entscheidender Punkt. Es fördert zwischenmenschliche Beziehungen, genau wie die Literatur, auch die unvollendete.

Er nimmt sich immer wieder vor, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn ein Roman fertig gestellt ist zum Beispiel. Die Konsequenz ist, den aktuellen Roman lieber unvollendet zu lassen und einen neuen zu beginnen. Ein Laster wie das Rauchen kann man nicht einfach aufgeben. Deswegen ist es ja eine Sucht.

Raucher rauchen nicht gedankenlos. Sie wissen um die Folgen. Sie sind nur Meister im Verdrängen. Der Autor verdrängt nicht, er sagt was er denkt. Was auch nichts nützt. Er macht sogar Frauen an ihren Rauchgewohnheiten fest, schwelgt in Aussagen, die andere machten, reiht Zitate auf.

Was ist das für ein Buch? Ein Liebesroman? Geht es um die Liebe zu seinen Frauen oder die Liebe zum Tabak oder die Liebe zur Literatur? Es ist egal, vor allem geht es darum, dass die Entscheidung, mit dem Rauchen aufzuhören, leicht zu treffen, aber kaum umzusetzen ist. Immer wieder wird die letzte und die allerletzte Zigarette geraucht. Eine noch, nur eine.

Trotz ständiger Seitenhiebe auf das Rauchen ist das Buch kein ironisch auf die anderen zielendes. Opfer der Ironie ist der Autor selbst. So ist es ein Buch gegen das Rauchen. Es könnte aber auch nichtrauchende Leser zum Rauchen verführen. Die Aufforderung zum Rauchen "das Rauchzeichen", das in loser, aber nicht zufälliger, Folge auf den Seiten auftaucht, hypnotisiert geradezu. Kurzum, die Zielgruppe kann nicht festgelegt werden.

Die Leserschaft muss sich nicht einschränken lassen. Jeder kann das Buch lesen, auch Nichtraucher, es riecht nicht nach Tabak. Die Geschichte ist originell und enthält interessante Informationen über den Tabak und das Zündholz, die der Autor als unvollendeter Autor in sein Manuskript hineingeschrieben hat. Er wagt sogar einen Abstecher in Urzeiten. Auch die eingeschobene sehr lesenswerte, witzige Rezension über Raucherentwöhnungsbücher sollte man sich nicht entgehen lassen. Es ist ein dünnes Buch, an zwei Abenden gelesen. Wahrscheinlich hat auch das seinen Grund. Man kann es bequem mit einer Hand halten, falls man Raucher ist.

Heike Rau



Hardcover | Erschienen: 01. August 2006 | ISBN: 3821807768 | Preis: 16,90 Euro | 197 Seiten | Sprache: Deutsch

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