Nicht wenigen Studierenden der Naturwissenschaften macht die Aussicht auf die Organische Chemie Angst. Sie handelt zwar nur von einigen wenigen Elementen, doch diese gehen eine unglaubliche Menge unterschiedlichster Reaktionen miteinander ein. Um zu wissen, was passiert, wenn man zwei Verbindungen A und B aufeinander loslässt, oder wie man die komplizierte Verbindung C möglichst billig und mit hoher Ausbeute herstellen kann, muss man ziemlich viele Regeln und Gesetze kennen und vor allem anwenden können.
"Organische Chemie für Dummies" bietet einen fundierten Überblick über die wichtigsten Lerninhalte der Organischen Chemie. Dazu gehören zunächst der Atombau und die unterschiedlichen Arten chemischer Bindung, die für Außenstehende so rätselhaften Strukturzeichnungen und die verschiedenen Säure-Base-Theorien, denn die Acidität und Basizität spielen unter anderem bei der nucleophilen Substitution eine wichtige Rolle.
Ab Kapitel fünf geht es ins Organisch-Eingemachte, das heißt um die funktionellen Gruppen von Alkenen bis Nitrilen und danach um den Albtraum vieler angehender Naturwissenschaftler, die Stereochemie, also den räumlichen Aufbau von Molekülen, die diversen Möglichkeiten, diesen auf dem Papier darzustellen (Projektionen), und die Auswirkungen der 3-D-Struktur auf die Eigenschaften der Moleküle. Ein umfangreicher Abschnitt widmet sich den reinen Kohlenwasserstoffen, Alkanen, Alkenen und Alkinen, ihrem Aufbau, ihrer Darstellung und ihren Reaktionen. Der folgende Abschnitt beinhaltet die wichtigsten Reaktionen an funktionellen Gruppen, darunter Substitutionen und Eliminierungen, die Grignard-Reaktion, die Williamson-Ethersynthese, die Diels-Alder-Reaktion, die elektrophile aromatische Substitution (einschließlich der Friedel-Crafts-Reaktionen) und die nucleophile aromatische Substitution, also jene Reaktionen, die für die meisten Synthesen als Grundlage dienen.
Im Abschnitt "Spektroskopie und Strukturbestimmung" lernt der Leser die bedeutsamsten analytischen Verfahren zur Strukturaufklärung und die Interpretation der entsprechenden Spektren kennen: Massenspektrometrie, IR-Spektroskopie und NMR-Spektroskopie.
Der abschließende Teil schließlich beinhaltet zahlreiche Tipps zum erfolgreichen, klausuren- und prüfungsorientierten Lernen sowie die "Top Ten" der Entdeckungen in der Organik und der "organischen Chemiker". Ein umfangreiches Glossar hilft bei der kleinen Auffrischung zwischendurch. Und ganz vorn finden Sie eine "Schummelseite" mit dem Periodensystem und den wichtigsten funktionellen Gruppen.

Die komplette organische Chemie auf 400 Seiten - ist das möglich? Nein. Aber darum geht es in diesem Buch auch gar nicht. Ziel des Autors ist es, die Grundlagen, auf denen die gesamte Organik aufbaut, gut verständlich und mit einem Schuss Humor darzulegen, ohne dass der Leser von Anfang an durch Fachvokabular und allzu viele Details erschlagen wird. Das gelingt vorzüglich. Ferner soll das Buch auch dazu dienen, die spezielle "Denke" des Organikers zu vermitteln. Dass ein Erfolg darin letztlich nur durch viel Üben und das Lösen der Aufgaben in Lehrbüchern möglich ist, betont der Autor mehrmals und völlig zu Recht; reines Auswendiglernen nützt in der Organik nichts, denn nur das grundlegende Verständnis jener Atom- und Moleküleigenschaften, die alle Reaktionen bedingen, kann die Klippen in den Klausuren umschiffen. Der Autor hilft dem Leser daher auch, den richtigen Umgang mit den Standardwerken zur Organischen Chemie zu erlernen, und ermutigt zum Einsatz von Molekülbaukästen.
Das Buch ist sehr übersichtlich gestaltet und derart konzipiert, dass man in einem beliebigen Kapitel einsteigen kann, ohne die vorhergehenden gelesen zu haben. Gegebenenfalls stößt man auf Querverweise. Zu jeder wichtigen Aufgabenstellung findet sich eine Übung, deren Lösung schrittweise demonstriert wird. Auch zu den einzelnen Reaktionen gibt es detailgetreue Darstellungen der Mechanismen, und für alle Lerninhalte werden, wie es der Philosophie der "Dummies"-Reihe entspricht, sehr knappe, schlagwortartige Zusammenfassungen und Tipps angeboten. Gerade die schwierigsten Bereiche der Organik, wie etwa die Stereochemie und die NMR-Spektroskopie, werden mit unschlagbarer Anschaulichkeit erklärt.
Der Leser sollte Grundkenntnisse der Chemie besitzen, wie sie in der gymnasialen Oberstufe vermittelt werden. Das Buch eignet sich für Studierende aller naturwissenschaftlichen Fächer als Übersicht "in a nutshell"; es hilft, einen vorurteilsfreien Einstieg zu finden, bestehende Blockaden oder Rückstände zu bekämpfen und den Umgang mit dem Fach zu erlernen, gleichgültig, ob man an einer Universität, Fachhochschule oder Fachschule studiert.
Ein rundum vorzügliches Buch mit nur einem kleinen Haken: Das Korrektorat wurde sehr nachlässig durchgeführt, sodass man allenthalben auf Druckfehler stößt, meistens Satzzeichenfehler, Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung oder redundante Wörter; zweimal solche, die zu inhaltlichen Irritationen führen: So steht Chlor in der 17. statt 7. Gruppe des Periodensystems (S. 45), und jedes Kohlenstoffatom im Benzol ist sp3- statt sp2-hybridisiert (S. 229). Aber das hätten Sie, liebe Leser, mit Sicherheit selbst bemerkt - ein Zeichen dafür, dass dieses Buch ansonsten bestens hält, was es verspricht.